Zwei Monate nach seinem Abschied als „Tagesschau“-Sprecher kochen bei Marc Bator die Emotionen noch einmal hoch. Aber auch Chefmoderator Jan Hofer kartet nach dem Wechsel Bators zu Sat.1. nach.
Hamburg/Berlin. Vor fast genau zwei Monaten moderierte Marc Bator zum letzten Mal die „Tagesschau“ - jetzt wird der Abschied des 40-jährigen Sprechers vom ARD-Nachrichtenteam noch einmal zum großen Streitthema.
Zankapfel ist dabei die Kritik Bators, vor seinem Wechsel zu Sat.1 keine Gelegenheit erhalten zu haben, sich von dem ARD-Publikum verabschieden zu dürfen. Diesen Vorwurf kontert nun „Tagesschau“-Chefsprecher Jan Hofer. „Über Marc Bator habe ich mich sehr geärgert, weil er gelogen hat“, sagte Hofer in einem Interview mit dem Magazin „Closer“.
Die Vorgeschichte: Am 27. April hatte Bator in der ARD seinen letzten Auftritt als Nachrichtensprecher. Viele Zuschauer warteten gespannt auf persönliche Worte zum Abschied, doch Bator hielt sich merklich zurück und sagte lediglich: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!“
Als schließlich Carmen Miosga am selben Abend in den „Tagesthemen“ die Verabschiedung ihres Kollegen mit netten Worten in die Hand nahm, fehlte eine Reaktion Bators. Nach Hofers Auffassung habe Miosga den neuen Sat.1-Mann damit würdig verabschiedet.
„Dass er dabei keinen vernünftigen Satz rausgebracht hat, ist wohl kaum unsere Schuld. Dann stellt er sich anschließend hin und behauptet, wir hätten ihm in der 20-Uhr-Sendung davor seine Abschiedsworte verwehrt, und das war wissentlich falsch, also eine Lüge“, sagte Hofer in dem Magazin.
Und Bator schlägt prompt zurück: „Jan Hofer ist nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Heuchler“, sagte der 40-Jährige in der „Bild“-Zeitung vom Donnerstag. Der Chef vom Dienst habe Bator an seinem letzten Arbeitstag angewiesen, auf Abschiedsworte zu verzichten.
Von der Darstellung Hofers sei er vor allem deshalb enttäuscht, weil er ihm zuerst noch zum Senderwechsel gratuliert hatte. „Und jetzt tritt er fies nach“, moniert Bator in der „Bild“. Hofer wiederum sagt: „Marc Bator hätte mein Nachfolger werden können. Das hat sich jetzt erledigt.“
Bator sprach von „Rentnertruppe“
Der „Closer“ sagte der Chefsprecher der Tagesschau außerdem, dass er Marc Bator nach dessen Kündigung gefragt habe, ob er noch bis zum Ende seiner Tätigkeit bei der ARD als Sprecher der Tagesschau vor die Kamera treten möchte.
Bator hätte da offenbar gleich eine Intrige vermutet. Hofer: „Hätte er bei Sat.1 gekündigt, dann hätte er bestimmt keine einzige Sendung mehr gemacht. Wir haben ihn nach seinem Wunsch dann im Dienstplan gelassen. Er hatte sogar noch zweimal die 20-Uhr-Tagesschau. Das sind in einer Sendung so viele Zuschauer, wie er jetzt im ganzen Monat nicht hat.“
Zudem habe Marc Bator, so Hofer, der Tagesschau vieles zu verdanken. „Es sei damals nicht einfach gewesen, Bator in die Nachrichtensendung zu bekommen. Viele hätten gesagt, dass er nicht so richtig reinpasse. Er war ja ursprünglich Off-Sprecher. Und dann nach seinem Abschied von einer ‚Rentnertruppe‘ bei der Tagesschau zu sprechen, fand ich mehr als unangebracht. Es gibt genug Kollegen, die jünger sind als er.“
Kompliment als versteckte Kritik?
Marc Bator ist seit 10. Mai beim Privatsender Sat.1, wo er neben den Nachrichten auch verschiedene Unterhaltungsformate verantworten soll. In einem Interview mit dem Abendblatt hatte er seine Zeit bei der ARD kürzlich noch gemäßigt resümiert: „Ich habe noch nie so entspannt gearbeitet wie derzeit bei Sat.1. Und das ist keine Kritik an den Kollegen der ‚Tagesschau‘, sondern ein Kompliment an die neuen Kollegen in Berlin.“
Allerdings sagte Bator auch, dass er bei dem öffentlich rechtlichen Sender die Perspektive vermisst, als Nachrichtenmoderator andere Wege zu gehen und auch journalistischer arbeiten zu können.
Dass eine Verabschiedung auch harmonischer ablaufen kann, hatte jüngst erst Tom Buhrow bewiesen. Der Nachrichtenmann hatte dem „Tagesthemen“-Publikum vor rund zwei Wochen mit einem Fontane-Zitat „Auf Wiedersehen“ gesagt - und wurde anschließend von Carmen Miosga und dem ARD-Nachrichtenteam mit Blumen bedacht.