In einer Schaltkonferenz haben die Intendanten das Aus für den Vorabend-Flop mit Thomas Gottschalk beschlossen. Letzte Folge am 7. Juni.
Hamburg. Es war eine Flucht nach vorn: Als die ARD-Intendanten sich am Mittwochnachmittag auf Vorschlag der ARD-Vorsitzenden Monika Piel zu einer Konferenz zusammenschalteten, ging es um ein Thema, das die Senderchefs schon seit Monaten bewegt : die schlechten Quoten von "Gottschalk live" . Piel, die auch WDR-Intendantin ist, schlug vor, von einer Ausstiegsklausel Gebrauch zu machen und sich von dem schwächelnden Vorabend-Talk zu verabschieden. Die Klausel sieht vor, dass die ARD zum 7. Juni die Show absetzen kann, wenn bis zum 20. April ihr durchschnittlicher Marktanteil unter zehn Prozent liegt. In der Regel erreicht die Sendung gerade mal halb so viel. Nach kurzer Diskussion beschlossen die Intendanten einvernehmlich "Gottschalk live" abzusetzen.
Einen solchen Beschluss hätten die Senderchefs schon einen Monat früher haben können. Auf einer Schaltkonferenz am 19. März sprach sich bereits eine Mehrheit von ihnen dafür aus, vom dem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen. Als das Abendblatt darüber am 22. März berichtete, dementierte die ARD-Chefin ungehalten.
Sie hoffte damals noch, dass ein Relaunch von "Gottschalk live" die Quoten in die Höhe treiben könne. Zu diesem Zweck wurde Markus Peichl engagiert, der einstige Redaktionsleiter der Talkshow von Reinhold Beckmann. Er verordnete Thomas Gottschalk eine neue Dekoration und Studiopublikum. Zudem wird die Sendung seit Kurzem aufgezeichnet und nicht mehr live gesendet. Geholfen hat dies alles nicht: Die Quoten blieben im Keller.
Gänzlich falsch schätzte Piel auch die übrigen ARD-Intendanten ein. Damit, dass bereits am 19. März kaum einer der Senderchefs ihr Festhalten an "Gottschalk live" unterstützte, hatte sie offenbar nicht gerechnet. Die ARD-Vorsitzende ist nach der Absetzung der Show schwer beschädigt.
+++ Gottschalk bäumt sich auf, gewinnt aber kaum Zuschauer +++
Auch für Thomas Gottschalk ist die Absetzung seines Vorabend-Talks unschön. Allerdings ist der blond gelockte Moderator längst eine deutsche TV-Ikone. Mehr als ein Kratzer wird langfristig nicht zurückbleiben. An seine desolate Late-Night-Show Anfang der 90er-Jahre bei RTL erinnert sich schließlich auch kaum noch jemand.
Zu den großen Verlierern der Absetzung zählt schließlich die Produktionsgesellschaft Grundy Light Entertainment, die sich mit Shows wie "Deutschland sucht den Superstar" und "Das Supertalent" einen Namen machte. Dass Talk-Formate nicht zu ihren Stärken zählen, hat sie mit "Gottschalk live" eindrucksvoll unter Beweis gestellt. So etwas wie eine erkennbare Struktur bekam die Show erst, als Peichl ihr Redaktionsleiter wurde.
Wie geht es nun weiter? Womöglich wird Gottschalk im Hauptabendprogramm des Ersten noch die eine oder andere Gala moderieren. Spekuliert wurde darüber schon lange. Darauf, dass die ARD nicht vorhat, den TV-Liebling der Deutschen einfach fallen zu lassen, deutet auch eine Äußerung Piels hin. In einer ARD-Pressemeldung wird sie mit den Worten zitiert: "Wir werden nun in aller Ruhe gemeinsam über eine Zusammenarbeit in anderer Form nachdenken."
Das Vorabendprogramm der ARD wird nach derzeitigem Stand wohl wieder so aussehen wie vor Gottschalks Verpflichtung. Eine Lösung ist das aber nicht: Der Moderator wurde ja geholt, weil das bisherige Programmschema quotentechnisch ein Flop war.