Thomas Gottschalk hat zum letzten Mal seine ARD-Vorabendshow moderiert. Ohne Wehmut und ohne Pathos verabschiedete er sich von seinen Zuschauern.
Berlin. Das Experiment einer ARD-Vorabendshow mit Thomas Gottschalk ist Geschichte: Gewohnt locker-lässig und ohne Wehmut hat der 62-jährige Entertainer am Mittwochabend seine letzte Ausgabe von „Gottschalk Live“ präsentiert. „Ich bin einer der wenigen Fernsehmoderatoren, die es geschafft haben, sich zweimal in einem halben Jahr von ihrem Publikum zu verabschieden“, flachste er. Im Dezember hatte Gottschalk nach seiner Rücktrittsankündigung vor über 14 Millionen Zuschauern seine letzte „Wetten, dass..?“-Sendung im ZDF moderiert. Im Januar startete er dann mit großen Erwartungen in der ARD, die die neue Show nach nur 70 Ausgaben beendete.
Der Grund: Die Einschaltquoten waren einfach zu schwach. 1,21 Millionen Menschen schauten sich die 19.20-Uhr-Sendung im Schnitt an, der Marktanteil lag bei 4,8 Prozent. Das Doppelte wäre nötig gewesen, um die ARD-Oberen zufriedenzustellen. „Leider hat das Vorabend-Format beim Publikum nicht den Zuspruch gefunden, den wir uns gewünscht haben. Ich bin trotzdem froh, dass wir das Experiment gewagt haben“, äußerte sich die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel in einer Pressemitteilung zur letzten Sendung.
Der einstige Quotenkönig Gottschalk nimmt das vorzeitige Ende anscheinend nicht so schwer. „Es ist keine Beerdigung. Ich bin weder verzweifelt, noch bin ich - wie man sehen kann - tot“, sagte er zum Studiopublikum in Berlin-Mitte.
In der letzten Sendung der "Gottschalk Live“-Show kürte der Moderator auch den Gewinner seiner Aktion "66 Träume". Der Sieger ist die Einrichtung Elizabethstift, die Kinder mit Lernschwäche unterstützt. Sie erhält 50.000 Euro, damit können Schulplätze für 50 Kinder eingerichtet werden.
Was er in Zukunft macht, ist noch unklar - etwa ob er eine ARD-Abendshow bekommt, wie häufig spekuliert wurde, oder bei einem anderen Sender ein neues Projekt startet. Auf jeden Fall steht er dem Vernehmen nach noch bis Ende des Jahres auf der Honorarliste der ARD.
Die Gottschalk-Lücke im weiterhin schwächelnden Vorabendprogramm stopfen vorerst die Fußball-Europameisterschaft sowie verlängerte Ausgaben des Boulevardmagazins „Brisant“ und der Daily-Soap „Verbotene Liebe“. Freitags darf ab 20. Juni außerdem Kabarettist Dieter Nuhr mit seiner neuen Sendung „Null gewinnt“ ran - aber der Freitag war ohnehin Gottschalk-frei.
Und der hat gleich nach dem Ende seiner ARD-Show schon wieder den nächsten Auftritt, diesmal wirklich live: Am Donnerstag steht Gottschalk im Berliner Spiegel-TV-Studio vor der Kamera, live übertragen bei „Spiegel Online“ im Internet. Ab 19.15 Uhr beantworte er die Fragen der Mitarbeiter Stefan Kuzmany und Jenni Zylka, teilte das Portal mit. Es sei ein Experiment, denn jetzt könne Gottschalk den Spieß umdrehen: Der Fernsehkritiker sei nun Gastgeber und der Moderator der Gast.