Ab Herbst nimmt Thomas Gottschalk neben Dieter Bohlen in der Jury von „Das Supertalent“ Platz. Nach dem Ende seiner ARD-Sendung „Gottschalk Live“ geht Gottschalk zum Kölner Privatsender RTL. „Die fromme Kerze, die ich in der ARD angezündet habe, hat nicht lange geleuchtet“, sagte Gottschalk der „Bild“-Zeitung.
Berlin. Nach dem Quotendebakel in der ARD kehrt Thomas Gottschalk im Herbst auf die große Fernsehbühne zurück. Kurz nach dem Scheitern der Vorabendsendung „Gottschalk Live“ strebt der 62-Jährige damit wieder in die Hauptsendezeit. „Ich habe gemerkt, dass das Publikum mich auf der großen Showbühne sehen will – und genau die hat mir RTL angeboten“, kommentierte Gottschalk seinen Wechsel zum Kölner Privatsender.
Nach seinem Abschied von „Wetten, dass..?“ hatte der Moderator immer wieder betont, sich bewusst verkleinert zu haben. „Man muss auch loslassen können in diesem Geschäft. Das tut überhaupt nicht weh“, sagte Gottschalk im Februar. Schmerzhaft war der Ausflug in die „Todeszone“ des ARD-Vorabends dann aber doch: Bereits drei Monate nach dem Start entschieden die ARD-Intendanten, die Sendung wegen der schlechten Quoten zum Beginn der Sommerpause auslaufen zu lassen.
„Es war uns von Anfang an klar, dass wir mit diesem Format ein Experiment gewagt haben, und ich war mir des Risikos zu jeder Zeit bewusst“, sagte Gottschalk nach der Entscheidung zur Absetzung der Sendung. Zu wenige Menschen wollten Gottschalks Plaudereien mit vornehmlich einheimischen Prominenten am hart umkämpften Vorabend sehen. Auch bei „Wetten, dass..?“ hatte Gottschalk mit den Stars und Sternchen keine allzu tiefgründigen Gespräche geführt, das Konzept funktionierte auf der großen Bühne aber deutlich besser.
Zwar kündigte ARD-Programmdirektor Volker Herres an, die Zusammenarbeit mit Gottschalk fortsetzen zu wollen: „Konkrete Pläne gibt es allerdings nicht. Nun steht für Thomas Gottschalk erst einmal sein Engagement bei RTL im Vordergrund“, erklärte er am Freitag. Der Showmaster nutzt nun die Chance, sich Dieter Bohlens Talentshow anzuschließen. Vor dem Start der ARD-Sendung hatte Gottschalk noch das Motto ausgegeben: „Lieber mit etwas Neuem grandios scheitern, als nur auf Sicherheit gehen und sich zu lange an das Alte klammern.“
Nun hat er sich offenbar für einen Zwischenweg entschieden. Bei RTL muss er seine neue Rolle neben dem bisherigen Chef-Juror Dieter Bohlen finden. Mit ihm hatte sich Gottschalk in der Vergangenheit regelmäßig Quotenduelle am Sonnabendabend geliefert. Gleichzeitig kehrt er aber mit einer Show auf den Bildschirm zurück, die noch immer zuverlässig Millionenquoten einfährt. Als dritte Jurorin steht jetzt Michelle Hunziker fest.
Nach „Bild“-Informationen soll das Showkonzept geändert werden: mehr Qualität, weniger Trash. Außerdem soll Gottschalk ein Mitspracherecht bei der Kandidatenauswahl haben. „Ich freue mich wahnsinnig, mit dem Poptitan und dem Showgigant in einer Jury zu sitzen“, sagte Hunziker der Zeitung. Sie hat bereits mit Gottschalk bei „Wetten, dass..?“ als auch mit Dieter Bohlen bei „Deutschland sucht den Superstar“ zusammengearbeitet.
Ursprünglich hatte Gottschalk die Lehrerlaufbahn eingeschlagen, widmete sein Showtalent dann aber doch einer Medienkarriere. Ab 1976 moderierte er die Sendung „Pop nach acht“ auf Bayern 3. Nach einem Abstecher zum RTL-Radio kehrte er 1985 zum BR zurück, wo er bis 1989 mit Günther Jauch die „B-3-Radioshow“ moderierte. Bereits seit 1982 war er zudem für das ZDF im Einsatz, wo er als Unterhaltungszugpferd neben „Wetten, dass..?“ auch Sendungen wie die Spendengala „Ein Herz für Kinder“ oder den Jahresrückblick moderierte. In den 90er-Jahren war der gebürtige Bayer, der in Kulmbach aufwuchs, außerdem Showmaster bei RTL („Gottschalk“, „Late Night Show“) und Sat.1 („Gottschalks Hausparty“, „Gottschalk kommt“).
Mehr als 20 Jahre lang war Gottschalk das Gesicht der Samstagabend-Familienshow „Wetten, dass..?“. Der Fernsehpreisträger präsentierte die Sendung, mit einer Pause zwischen 1992 und 1994, seit 1987 und schaffte es mehr als zwei Jahrzehnte lang regelmäßig, mehr als zehn Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm zu versammeln. „Ich habe immer gespürt, dass ich gemocht werde“, sagte der ZDF-Quotenkönig einmal. Das war seine Waffe gegen die Kritiker in den Medien, die Anstoß nahmen zum Beispiel an oberflächlichem Geplauder auf der Wettcouch oder seiner körperlichen Annäherung an weibliche Gäste. Aber wenn Gottschalk seine Pointen abfeuerte und für Sternstunden mit Robbie Williams oder Michael Jackson sorgte, dann kriegte er sie alle.
Der schwere Unfall von Wettkandidat Samuel Koch im Dezember 2010 war für Gottschalk dann so einschneidend, dass er beschloss, die Moderation der Sendung abzugeben. Als er Anfang Dezember 2011 zum letzten Mal die Unterhaltungsshow moderierte, kam bei vielen Wehmut auf.
„Ich habe im Leben viel Glück gehabt, aber zweimal hat Fortuna besonders zugeschlagen“, berichtete der Entertainer vor einigen Jahren. „Einmal an dem Tag, an dem ich meine Frau getroffen habe, und das zweite Mal, als Frank Elstner mich anrief und fragte, ob ich sein Nachfolger bei ’Wetten, dass..?’ werden wollte.“ Mit seiner Frau Thea, mit der er zwei Söhne hat, führt der Musikliebhaber seit 1976 eine skandalfreie Ehe.