Anfang nächster Woche entscheiden die ARD-Intendaten endgültig über seine Zukunft. Ist die Mehrheit gegen ihn, könnte im Sommer Schluss sein.
Berlin. Noch zur Jahreswende wurde Thomas Gottschalk als Retter des ARD-Vorabends gefeiert – jetzt steht er vor dem Ende. Der Countdown gegen seine Vorabendsendung "Gottschalk live" läuft, das Ende scheint nahe: Am kommenden Montag und Dienstag werden die ARD-Intendanten bei ihrer Sitzung über das Schicksal der quotenschwachen Talksendung beraten, hieß es aus ARD-Kreisen am Dienstag. Sollte sich die Mehrheit der Intendanten gegen eine Fortsetzung entscheiden, könnte schon am 7. Juni Gottschalks letzter Auftritt sein.
Der Zeitpunkt ist deswegen günstig, weil die Sommerpause besonders lang ist. Am Freitag, 8. Juni, beginnt die Fußball-Europameisterschaft, deren Eröffnungsspiel von der ARD übertragen wird, danach folgen die Olympischen Spiele. An den Tagen, an denen die ARD im Sommer keinen Sport sendet, ist Dieters Nuhrs Vorabendshow "Null gewinnt" auf Gottschalks Sendeplatz um 19.20 Uhr vorgesehen – 33 Ausstrahlungstermine sind für Nuhr geplant.
Die Intendanten hätten allen Grund, die Reißleine zu ziehen. Denn die ARD hat eine Klausel, die sie dazu berechtigt, die auf drei Jahre geschlossene vertragliche Übereinkunft vorzeitig zu beenden, weil die Vorabendsendung nicht ihre Quotenvorgabe erreicht hat. Die Show - immer von Montag bis Donnerstag im Programm – hätte im langfristigen Schnitt bis zum 20. April zehn Prozent Marktanteil erreichen müssen.
Schmidt und Gottschalk: Zwei Entertainer im Quotentief
Doch davon ist sie weit entfernt. Bis auf die erste Ausgabe am 23. Januar (als er 4,34 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockte) ging es für Gottschalk im Sinkflug bergab. Am Montag schalteten 1,31 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 5,3 Prozent) ein. Zu seiner Ehrenrettung ist zu sagen: Auch das Umfeld stimmte nicht. Die neuen Krimiserien unter der Dachmarke "Heiter bis tödlich" erfüllten auch nicht die Erwartungen.
Ende März gab sich Gottschalk noch ein wenig hoffnungsfroh: ARD-Programmdirektor Volker Herres habe ihm versichert, "dass er hinter der Sendung steht", sagte der 61-jährige Entertainer der "Bild"-Zeitung. Es gehe weiter, "wenn sich bis Ende April die inhaltliche Qualität verbessert und es bei den Quoten wieder einen Aufwärtstrend gibt". Doch der ist nicht eingetreten. Auch um die Beziehung zwischen Herres und Gottschalk soll es nicht zum Besten stehen.
Gottschalk bäumt sich auf, gewinnt aber kaum Zuschauer
Nach Medienberichten soll eine Mehrheit der Intendanten bereits in einer Schaltkonferenz vor drei Wochen testweise gegen Gottschalk gestimmt haben – die ARD-Vorsitzende Monika Piel wies diese Darstellung jedoch zurück. Zu dem Zeitpunkt stand der Relaunch der Sendung – vor Studiopublikum und mit neuer Kulisse – an. Mit dem erfahrenen Magazinmacher Markus Peichl hatte die ARD für Gottschalk einen neuen Redaktionsleiter bestellt. Der warnte aber bereits vor zu eiligen Erwartungen. Neuerdings wird die Show auch nicht mehr live ausgestrahlt , sondern als Aufzeichnung – das soll Gottschalk die Möglichkeit geben, entspannter zu talken.
Gottschalk wurde zu seinem Amtsantritt in der ARD, aber auch noch später, immer wieder mit Abendshows für das Erste in Verbindung gebracht. Doch solche Projekte scheinen derzeit wenig wahrscheinlich. Nur eines steht fest: Eine Rückkehr zum ZDF-Unterhaltungsklassiker "Wetten, dass..?" ist unmöglich, denn sein Zepter hat bereits Nachfolger Markus Lanz in die Hand genommen.