Mit der letzten Ausgabe von “Gottschalk live“ lieferte der Entertainer den Intendanten den Beweis: Die Vorabend-Show war nicht quotentauglich.

Berlin. Thomas Gottschalk hat auch mit seiner letzten ARD-Vorabendshow "Gottschalk Live“ eine schwache Quote eingefahren. Gerade einmal 920.000 Zuschauer (Marktanteil: 4,3 Prozent) wollten am Mittwoch ab 19.20 Uhr sehen, wie sich der Entertainer von dem ungewohnten Sendeplatz verabschiedet. Er tat dies gelassen und ohne Wehmut und sagte: "Sie werden noch von mir hören!“ Seine Show wurde nach nur viereinhalb Monaten abgesetzt, weil sie die Quotenerwartungen nicht erfüllen konnte: Durchschnittlich 1,21 Millionen Zuschauer brachten 4,8 Prozent Marktanteil ungefähr die Hälfte von dem, was die ARD als Ziel ausgegeben hatte.

Im Hauptabendprogramm ab 20.15 Uhr kam die ARD auf Rang zwei der Quotenrangliste: Das Drama "Rosannas Tochter“ hatte 3,27 Millionen Zuschauer (11,4 Prozent). Davor lag nur das ZDF-Kriminalmagazin "Aktenzeichen XY... ungelöst“, das 5,05 Millionen Menschen (17,5 Prozent) einschalteten.

RTL kommt mit der Spielshow "Typisch Frau - Typisch Mann“, moderiert von Kabarettist Dieter Nuhr, nicht wirklich vom Fleck. Gerade einmal 2,20 Millionen (7,8 Prozent) wollten die Sendung sehen - direkt davor und danach gab es bessere Quoten. So erreichte die Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ab 19.40 Uhr 3,28 Millionen Zuschauer (14,0 Prozent) und die Dokumentation "Die Versicherungsdetektive – Der Wahrheit auf der Spur“ ab 21.15 Uhr 2,74 Millionen (9,6 Prozent).

Durchschnittlich nur 4,8 Prozent Marktanteil

Bei seinem letzten Vorabend-Auftritt trat Gottschalk gewohnt locker-lässig und ohne Wehmut vor das Publikum. "Ich bin einer der wenigen Fernsehmoderatoren, die es geschafft haben, sich zweimal in einem halben Jahr von ihrem Publikum zu verabschieden“, flachste er. Im Dezember hatte Gottschalk nach seiner Rücktrittsankündigung vor über 14 Millionen Zuschauern seine letzte "Wetten, dass..?“-Sendung im ZDF moderiert. Im Januar startete er dann mit großen Erwartungen in der ARD, die die neue Show nach nur 70 Ausgaben beendete.

+++ Das riesengroße Missverständnis im TV +++

Der Grund: Die Einschaltquoten waren einfach zu schwach. 1,21 Millionen Menschen schauten sich die 19.20-Uhr-Sendung im Schnitt an, der Marktanteil lag bei 4,8 Prozent. Das Doppelte wäre nötig gewesen, um die ARD-Oberen zufriedenzustellen. "Leider hat das Vorabend-Format beim Publikum nicht den Zuspruch gefunden, den wir uns gewünscht haben. Ich bin trotzdem froh, dass wir das Experiment gewagt haben“, äußerte sich die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel in einer Pressemitteilung zur letzten Sendung.

Der einstige Quotenkönig Gottschalk nimmt das vorzeitige Ende anscheinend nicht so schwer. "Es ist keine Beerdigung. Ich bin weder verzweifelt, noch bin ich - wie man sehen kann - tot“, sagte er vor der Aufzeichnung seiner Sendung zum Studiopublikum in Berlin-Mitte.

Zukunft von Gottschalk noch ungeklärt

Was er in Zukunft macht, ist noch unklar - etwa ob er eine ARD-Abendshow bekommt, wie häufig spekuliert wurde, oder bei einem anderen Sender ein neues Projekt startet. Auf jeden Fall steht er dem Vernehmen nach noch bis Ende des Jahres auf der Honorarliste der ARD.

+++ "Sie haben eine Show abgesetzt, so what!" +++

Die Gottschalk-Lücke im weiterhin schwächelnden Vorabendprogramm stopfen vorerst die Fußball-Europameisterschaft sowie verlängerte Ausgaben des Boulevardmagazins "Brisant“ und der Daily-Soap "Verbotene Liebe“. Freitags darf ab 20. Juli außerdem Kabarettist Dieter Nuhr mit seiner neuen Sendung "Null gewinnt“ ran - aber der Freitag war ohnehin Gottschalk-frei.

+++ ARD trudelt nach "Gottschalk live" wieder im Vorabend-Nirwana +++

Und der hatte gleich nach dem Ende seiner ARD-Show schon wieder den nächsten Auftritt, diesmal wirklich live: Am Donnerstagabend wollte er im Berliner Spiegel-TV-Studio die Fragen der „Spiegel Online“-Mitarbeiter Stefan Kuzmany und Jenni Zylka beantworten. Die Live-Übertragung im Internet sei ein Experiment, teilte das Protal mit, denn da könne Gottschalk den Spieß umdrehen: Der Fernsehkritiker sei nun Gastgeber und der Moderator der Gast.

Mit Material von dpa