Mit Humor verabschiedete sich die TV-Legende aus der “Todeszone“ Vorabend. Einen Seitenhieb verteilte der 62-Jährige am Ende der Sendung.
Berlin. Wer eine Abrechnung erwartet hatte, wurde enttäuscht: So betont gelassen, wie sich Thomas Gottschalk in Interviews vor der letzten Ausstrahlung seiner ARD-Vorabendshow gab, so routiniert spult er sein Programm am Mittwochabend herunter. Nur kurz zu Beginn und am Ende der erst im Januar gestarteten Sendung findet er bissige Bemerkungen für das rasche Ende von "Gottschalk Live“. Im Mittelpunkt steht indes die Aktion "66 Träume“, die dem Format seit Anfang Mai den Stempel aufgedrückt hatte.
Ein stürmischer Beifall empfängt den 62-Jährigen zur letzten Runde. "Sehen Sie mal, es geht doch“, ruft er dem Publikum zu. Kurz darauf schiebt der Entertainer hinterher: Er sei einer der wenigen Moderatoren, die es geschafft haben, sich binnen eines halben Jahres zwei Mal von ihrem Publikum zu verabschieden. Ein Gag, der auf seinen "Wetten, dass..?“-Rückzug im Dezember gemünzt ist.
+++ Das riesengroße Missverständnis im TV +++
Bissiger wird der Moderator zum Schluss der Sendung: "Der Vorabend ohne mich wird sehr öde. Denkt an meine Worte!“, sagt er selbstbewusst. Den Adressaten lässt er offen. Ob diese Warnung an die Zuschauer, die ihm in den vergangenen Monaten die Gefolgschaft aufkündigten, oder an die ARD-Intendanten gerichtet ist, die wegen des anhaltenden Quotentiefs die Reißleine gezogen hatten, wäre Spekulation. Gottschalk selbst klärt nicht auf.
Das TV-Denkmal war im Ersten mit dem Ziel angetreten, zehn Prozent Marktanteil zu holen - in der in Branche "Todeszone“ genannten Vorabendschiene. Im Schnitt lag Gottschalk aber nur bei drei bis fünf Prozent.
Von der Prime-Time in die "Todeszone“
"Das war alles nur Warm-up. Jetzt geht's erst richtig los“, hatte Gottschalk seine neue Sendung vor wenigen Monaten angekündigt. Doch sie sollte sich zum größten Flop seiner Karriere entwickeln. Vor allem in den ersten Shows stoßen Gottschalks fahrige Gesprächsführung mit den Studiogästen als auch die vielen Werbeunterbrechungen auf Kritik. Die Zuschauer verlieren das Interesse – auch wenn Gottschalks Leistungen solider werden.
+++ "Sie haben eine Show abgesetzt, so what!" +++
Die Verantwortlichen versuchen zwar noch mittels kurzfristiger Konzeptänderungen das Ruder herumzureißen, doch die Quoten bleiben im Keller. Mitte April senken die ARD-Intendanten den Daumen. Auch die im Anschluss gestartete Aktion "66 Träume“, in der Wünsche "ganz normaler Menschen“ erfüllt werden sollen, lockt nicht viel mehr Zuschauer vor die Fernsehgeräte.
+++ ARD trudelt nach "Gottschalk live" wieder im Vorabend-Nirwana +++
Als Misserfolg will Gottschalk seine Sendung aber nicht verstanden wissen, wie er am Mittwochabend betont. Dies wird auch in den Rückblicken und in den Gesprächen mit den Studio-Gästen deutlich. Und in der letzten Sendung gibt es noch einen mit 50.000 dotierten Hauptpreis, der an den Berliner Elisabethstift geht. Er will schwer erziehbaren Kindern ein Zuhause und Bildungsperspektiven bieten.
Welche Perspektiven er für sich selbst sieht, will Gottschalk nicht verraten. Nur so viel sagt er: "Sie werden noch von mir hören. Ich bin ja nicht aus der Welt.“