Der Schlagersänger beweist wie auch Rammstein Humor und legt in Wacken einen gemeinsamen Auftritt mit den Schwermetallern hin. Hitze bereitet den Festival-Helfern Sorgen.
Wacken. Schlagersänger und Neu-Rocker Heino ist als Überraschungsgast bei der 24. Ausgabe des Heavy-Metal-Festivals im schleswig-holsteinischen Wacken (W:O:A) aufgetreten. Gemeinsam mit der Band Rammstein stand der blonde, 74 Jahre alte Sänger am späten Donnerstagabend auf der Bühne. „Begrüßen Sie mit mir einen speziellen Gast: Heino“, hatte Rammstein-Sänger Till Lindemann, 50, zuvor kurz und knapp angekündigt. Anschließend sangen beide im Duett „Sonne“ - ursprünglich ein Rammstein-Hit, den Heino aber für sein Rock-Album „Mit freundlichen Grüßen“ gecovert hatte.
Zehntausende Metal-Fans applaudierten dem Urgestein der Schlagerszene, bekannt für Lieder wie „Blau blüht der Enzian“. Mit seinem roten Mantel war Heino ein kleiner Farbfleck zwischen den dunkel gekleideten Musikern von Rammstein auf der riesigen Wacken-Bühne.
In der Musikszene hatte Heinos Cover-Album zuvor für Wirbel gesorgt – die Bands hätten sich boshaft über die Songs geäußert, hieß es. Lindemann selbst hatte Heino bei einem Konzert mit Perücke und Sonnenbrille imitiert.
Nach dem gemeinsamen Auftritt reichten sich Schlagersänger und Schwermetaller die Hand – vielleicht eine Art Versöhnungsgeste. Falls es Streit gegeben haben sollte, wurde er nun in Wacken beigelegt – beim wohl größten Heavy-Metal-Festival der Welt.
Auch abgesehen von Heinos Gastauftritt legten Rammstein eine große, teilweise martialische Pyro-Show hin, die den Wackener Nachthimmel zum Leuchten brachte. Lindemann und Bandkollegen hantierten mit Flammenwerfern, Kunstblut und viel Feuerwerk.
Endlich wieder Schlammpfützen
Zehntausende Menschen hatten zuvor den Start des Festivals gefeiert. Bei knallender Hitze stimmte die Band Skyline am Donnerstag die ersten Akkorde an. Bereits beim ersten W:O:A 1990 war die Gruppe aufgetreten - damals noch mit Festivalgründer Thomas Jensen an der Bassgitarre. Insgesamt rechnen die Organisatoren des Wacken Open Airs mit mehr als 75.000 Besuchern.
Bereits gegen 6 Uhr am Morgen hatten sich die ersten „Metalheads“ vor den Absperrgittern zu den Hauptbühnen postiert. Der Grund: Rammstein. Wer dabei vorne stehen wollte, musste rechtzeitig aufstehen. „Und wenn die Tore aufgehen, dann heißt es rennen, rennen, rennen bis zur Bühne“, sagte eine der Wartenden. Für die Rammstein-Show hatten die Veranstalter eine der beiden „Stages“ nochmals erweitern lassen.
Zuvor hatte es in Wacken wieder geregnet. Es entstanden die Schlammpfützen, für die das Festival fast schon berühmt ist. Ungefährlich sei das nicht, erklärte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) – Ausrutscher und Knochenbrüche seien an der Tagesordnung. Insgesamt seien seit Anfang der Woche bereits rund 900 Menschen medizinisch versorgt worden, oft aufgrund kleinerer Blessuren. Die angekündigte Hitze könnte jedoch weitere Probleme schaffen, so die Sprecherin. „Dann heißt es viel trinken“, sagte sie. Und zwar besser keinen Alkohol.
Die Polizei vermeldete einen friedlichen Festivalstart. Allerdings habe es bis Donnerstagmittag Diebstähle im mittleren zweistelligen Bereich gegeben. Aus Zelten seien Bargeld, Handys oder Digitalkameras verschwunden. „Machen sie es wie „Onkel Dagobert„: Schlafen Sie am besten auf ihrem Geld“, riet ein Sprecher den Campern.
Die inoffizielle Eröffnung des Festivals hatten die „Metalheads“ bereits am Mittwochabend gefeiert, als die rund 40 Mitglieder der örtlichen Feuerwehrkapelle mit ihrer Blasmusik loslegten. Die Truppe hat beim Wacken Open Air Kultstatus. Immer wieder schallten „Wacken, Wacken, Feuerwehr!“-Rufe über das Gelände. Die „Firefighters“ dankten unter anderem mit einigen zünftigen Klassikern.
Doro und Motörhead kommen
Mit Auftritten von „Metal-Queen“ Doro Pesch und der extralauten Band Motörhead geht das W:O:A: am heutigen Freitag weiter. Doro will ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum mit über 75.000 Menschen feiern. 1983 begann die Karriere der ehemaligen Warlock-Sängerin, mittlerweile hat sie über 2800 Konzerte gespielt. Für Wacken kündigte sie allerdings einer besondere Show mit zahlreichen Überraschungsgästen an.
Das Wacken Open Air ist nach Angaben der Veranstalter das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. 120 Bands spielen, auf 220 Hektar Kuhweide können sich bis zu 108.000 Menschen tummeln. Die 24. Ausgabe war so früh ausverkauft wie keine zuvor.
Sorgen bereitet den W:O:A:-Helfern derweil die angekündigte Hitzewelle. Es sei mit einigen Kreislaufzusammenbrüchen zu rechnen, erklärte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Vor allem wenn Sonne und Alkohol zusammenkämen, werde es problematisch.