Hamburg. Das Kammerorchester und sein ehemaliger musikalischer Leiter Simon Gaudenz überzeugten in der Laeiszhalle mit Tomasi und Mendelssohn.

So geht musikalische Sommerfrische: Beim Auftritt unter Leitung ihres ehemaligen Chefs Simon Gaudenz wirkt die Hamburger Camerata, als wäre sie direkt aus dem Jungbrunnen auf die Bühne der Laeiszhalle gehüpft. Spritzig sprudeln die Läufe in Mendelssohns erster Streichersinfonie; leicht schwebt die Flöte im Allant aus der Petite Symphonie von Milhaud, betupft von Klängen der Harfe.

Die Werke von Mendelssohn und Milhaud miteinander zu verschränken ist eine von vielen feinen Ideen des Programms, das die Partnerschaft von Hamburg und Marseille feiert. Auch mit dem Posaunenkonzert des in der südfranzösischen Hafenstadt geborenen Komponisten Henri Tomasi.

Hamburger Camerata: Tomasis Posaunenkonzert wird sensationell interpretiert

Das Stück changiert zwischen verschiedenen Stilen und Farben, zwischen mediterraner Melancholie, Filmmusiksounds und Jazz. Eine spannende Entdeckung. Vor allem, wenn es so sensationell interpretiert wird. Der junge Posaunist Kris Garfitt – der vor vier Monaten schon einmal in der Elbphilharmonie zu bestaunen war – wärmt Ohr und Herz mit seinem edlen Klang. Jeder Ton ein Traum. Ob an den leisen Stellen, teils mit Dämpfer geblasen, wenn das Instrument fast wie ein Saxofon säuselt. Oder im Fortissimo, das so herrlich in der Luft brezelt. Da schnarrt der ganze Raum mit.

Die Camerata, die den Abend im Stehen spielt, begleitet konzentriert, nimmt Motive des Solisten auf und setzt eigene Akzente. Aber Garfitt ist der Star, nicht nur beim Tomasi-Konzert. Krass, wie virtuos und sicher er auch die Zugabe von Enrique Crespo hinlegt, mit ihren Sprüngen, knarzenden Basstönen und rasanten Triolenfiguren. Und mit Glissandi, bei denen die Posaune jault wie ein brünftiger Elefant. Fast hätte der sympathische Brite der Camerata die Show gestohlen.

Konzert Hamburger Camerata: Hier und da wackelt die Intonation ein bisschen

Doch nach der Pause rückt das Kammerorchester in der Laeiszhalle wieder ins Zentrum. Mit einer weiteren deutsch-französischen Freundschaftscollage, zusammengepuzzelt aus Teilen von Mendelssohns Schauspielmusik zum „Sommernachtstraum“ und der Suite élisabéthaine von Jacques Ibert.

Hier und da wackelt die Intonation ein bisschen, ist der Klang nicht immer homogen gemischt. Aber solche technischen Fragezeichen haben Gaudenz und die Camerata schnell übermalt. Mit reichlich Schwung und Energie und vielen schönen Momenten. So wie beim hinreißenden Hornsolo im Notturno aus der Sommernachtstraummusik oder im Finale aus Iberts Suite, in dem das Orchester neobarocken Glanz verströmt.