Hamburg. In den Archiven des NDR finden sich viele Schätze, mitgeschnitten bei Jazz-Workshops und -Festivals in Hamburg. Zwei aktuelle Veröffentlichungen.
Es gibt ein Paradies für Jazzfans, und das liegt in Hamburg. In den Archiven des NDR. Was im Laufe der Jahrzehnte im Rahmen von unzähligen Jazz Workshops und Festivals mitgeschnitten wurde, lagert hier fein säuberlich digitalisiert, und wer den Jazz liebt, wünscht sich, dass davon so viel wie möglich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Legendäre Jazzkonzerte in der Fabrik sind auf CD und LP zu haben
Ein wichtiger Schritt ist dabei die Reihe „Live At Fabrik“ (Jazzline Classics) mit Aufzeichnungen aus dem Altonaer Veranstaltungszentrum, in dem einst der Jazz ein wichtiger Programmeckpfeiler war. Mitschnitte von McCoy Tyner und Freddy Hubbard, vom Gil Evans Orchestra und den Brecker-Brüdern sind im vergangenen Jahr bereits erschienen, jetzt gibt es Nachschub, und für die größte Freude dürfte dabei Pharoah Sanders sorgen, dessen Quartett mit einer Aufnahme vom 6. Juni 1980 verewigt ist. Was für eine fantastische Besetzung das war: Am Schlagzeug der seelenvolle Idris Muhammad, am Piano der bis heute unterschätzte John Hicks, am Bass Curtis Lundy, der später vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Sängerin Betty Carter bekannt wurde. Doch über allem thront natürlich Saxofon-Charismatiker Pharoah Sanders, in den 1960ern einer der wichtigsten Wegbegleiter von John Coltrane, ein Motor des Free Jazz, der, wie hier zu hören ist, auch ganz anders konnte.
Natürlich darf sein „The Creator Has A Masterplan“ (in einer Kurzversion) nicht fehlen, geradezu programmatisch sein „You Gotta Have Freedom“ und als Standard gibt es eine 13-minütige Version des Richard-Rodgers-Songs „It’s Easy To Remember“. 2018 war Sanders beim „Überjazz“-Festival ein letztes Mal in Hamburg zu erleben, körperlich deutlich geschwächt, aber immer noch ein Musiker und Mensch mit großer Ausstrahlung. Im September 2022 ist er schließlich gestorben, auch Aufnahmen wie diese halten die Erinnerung an ihn lebendig.
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Eine andere Jazzlegende hatte schon 1981 mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Count Basie (1904-1984) entschied sich damals dafür, nicht mehr selbst zu reisen, sondern seine Basie All Stars allein nach Hamburg zu schicken. Ein neunköpfiges Ensemble mit dem klassischen Basie-Repertoire im Gepäck, sorgte an einem Maiabend für große Euphorie, auch wenn mit Gitarrist Freddie Green ein weiterer wichtiger Protagonist fehlte.
Bitte noch viel mehr aus dieser Reihe und überhaupt aus dem NDR-Jazzarchiv
Zwar ist die ursprüngliche Bigband-Besetzung ungefähr halbiert, doch der Sound ist trotzdem voluminös und allumfassend. Eine Jazzmaschine, die, einmal gestartet, kaum wieder zu stoppen war. Insofern passt es, dass auf diesen Mitschnitt demnächst ein zweiter folgen wird. Gleicher Abend, aber mit Sänger Joe Williams, der dazu beitrug, dass dieses Konzert nicht nur legendär, sondern auch ziemlich lang wurde. Mehr als 40 Jahre ist all das her, aber es klingt so frisch, als wäre es erst gestern aufgenommen worden.
Bitte noch viel mehr aus dieser Rehe – und überhaupt aus dem NDR-Jazzarchiv.