Hamburg. Beim Konzert der Jungen Deutschen Philharmonie gilt es zunächst, die ersten Minuten zu überstehen, doch dann wird es frühlingshaft.

Es ist nicht überliefert, wer der Jungen Deutschen Philharmonie den Tipp gegeben hat, ihr Konzert in der Elbphilharmonie mit einem Moderationsauftritt von vier Mitgliedern zu beginnen. Da stehen sie vor ihren versammelten Orchesterkollegen, der geneigte Hörer freut sich auf ein originelles neues Format, und was geschieht?

Sichtlich ungeübt darin, vor 2000 Menschen zu sprechen, beten sie kreuzlangweilige Erläuterungen zu allen Werken des Abends herunter. Das dauert gut und gerne eine Viertelstunde, und bis die herum ist, sitzen die vier jungen Musiker, die bei György Ligetis „Hamburgischem Konzert für Horn und Kammerorchester“ im Tutti Naturhorn statt des gewohnten Ventilhorns spielen sollen, untätig herum, und die Instrumente werden kalt. Der riskante erste Einsatz geht dann auch daneben.

Beginn des Elbphilharmonie-Konzerts ist leider kreuzlangweilig

Bei allem Respekt vor dem Jubilar (dieses Jahr feiern wir 100 Jahre Ligeti): Das Stück verwirrt in erster Linie. Was ist mit der Intonation, soll die so, ist das wirklich alles den für das Ohr ungewohnten Naturtonreihen geschuldet oder einfach unsauber? Stefan Dohr, seines Zeichens Solohornist der Berliner Philharmoniker, Rampensau und ein begnadeter Kommunikator, spielt den Solopart souverän und mit dem Maß an Chuzpe, das es braucht, um über kleinere Unfälle hinwegzugehen.

Das Hamburgische Konzert für Horn und Kammerorchester von Komponist György Ligeti war zu hören.
Das Hamburgische Konzert für Horn und Kammerorchester von Komponist György Ligeti war zu hören. © Getty Images | Erich Auerbach

So. Schwamm drüber. Ab jetzt wird‘s ein wirklich tolles Konzert. Die achte Sinfonie von Antonín Dvořák eignet sich wunderbar für junge Orchester, sie singt und schmachtet und leidet und funkelt und gibt den hervorragend ausgebildeten Nachwuchskräften Gelegenheit, ihre Virtuosität, ihr nadelfeines Zusammenspiel und ihren hinreißenden, gemeinschaftlich empfundenen Schwung vorzuführen. Das hat der Dirigent Jonathan Nott sehr gut geprobt, da sieht man ihm nach, dass er im Konzert etwas zu sehr in den eigenen Gesten schwelgt.

Für den beschwingten Schluss sorgt ein Geniestreich von Robert Schumann

Der griechische Komponist Minas Borboudakis entfesselt in „Z. Metamorphosen für Orchester“ aus den Jahren 2020/21 ein wahres Weltengericht. Wie er Live-Elektronik und analoge Instrumente zu hochinteressanten Klangfarben verbindet, das ist spannend zu hören.

Und den beschwingten Schluss macht das „Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester“, ein Geniestreich von Robert Schumann, wie ein Echo der unbeschwerten, glücklichen Momente aus seinen Sinfonien. Stefan Dohr nimmt drei junge Hornkollegen unter seine Fittiche. Witz, Virtuosität und Gemeinschaftsgeist zünden, auch wenn das Quartett klanglich nicht ganz kohärent ist.

Was für ein schönes Programm, um den Frühling zu begrüßen. Den mühsamen Anfang – den vergessen wir jetzt einfach mal.