Hamburg. Esa-Pekka Salonen und das San Francisco Symphony stellen ihre Soundbox vor. Star-Pianistin Yuja Wang begleitet sie.
Die Stuhlreihen vor der Bühne im Kleinen Saal der Elbphilharmonie stehen nicht parallel, sondern quer zum Podium, in der Mitte ein Podest, auf dem kleinere Musiker-Formationen spielen werden. Auch einige Stuhlreihen dahinter im Saal wurden zur Seite geschoben, Platz für einen Flügel für Star-Pianistin Yuja Wang.
Es ist einiges anders bei diesem Konzert des Festivals „Multiversum Salonen“. Dem finnischen Dirigenten und Komponisten Esa-Pekka Salonen ist über zwei Spielzeiten ein Schwerpunkt gewidmet. In diesen Tagen ist er mit seinem Orchester, dem San Francisco Symphony zu Gast.
Elbphilharmonie: Der Kleine Saal ist abgedunkelt
„Soundbox:Codes“ heißt der von Komponist Nico Muhly perfekt durchgestylte Abend. Der Saal ist abgedunkelt, Muster und Bilder werden die ganze Zeit an die Wände projiziert. Das Programm: eine Zeitreise vom 16. ins 21. Jahrhundert. Stücke von Dowland, Bach oder Couperin. Auch von Muhly, Maxwell Davies, Salonen und anderen. Sie alle beziehen sich aber auf „alte“, bereits komponierte Musik.
Heutig ist die Präsentationsform des Konzertes, die Klänge sind weniger modern, sie gehen ins Ohr. „Two motets“ von Nico Muhly sind originale Chorstücke von William Byrd (1543-1623), die Muhly für heutige Instrumente arrangiert hat, darunter Streicher oder Posaune. Großartige archaische Musik im neuen Klanggewand. Das als eigenes Stück vorzustellen ohne Byrd zu erwähnen, ist nicht ganz korrekt.
Alte Kathedralen und ein schräger Klang
Atmosphärisch wurde die Sache, weil an die Wände Bilder von alten Kathedralen projiziert wurden, das hatte ‘was. Schräger klang da Peter Maxwell Davies, der Musik von Henry Purcell genommen und Verfremdungen eingebaut hat, auch er erwähnte Purcell nicht. Fairerweise verriet Muhly das in einer kleinen Ansprache in rasend schnell gebrabbeltem Englisch.
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Fantasievoll bindet Carolin Shaw Elemente aus einem Beethoven-Streichquartett in ihr Stück „Blueprint“ ein, und so gar nicht nach Couperin, sondern peppig minimalistisch klingt das Arrangement von dessen „Les baricades mistérieuses“ von Thomas Adès.
Yuja Wang begleitet das San Francisco Symphony bei den „Useful Expressions“
Auf das Original des Preludio aus Bachs E-Dur Partita folgte „Fog“ von Salonen, auch hier eine pfiffige Verarbeitung der virtuosen Bach-Motive. Bei allen Stücken zeigten die Musiker des San Francisco Symphony ihre Klasse als Kammermusiker. Auch Star-Pianistin Yuja Wang war Kammermusikerin, sie begleitete bei den „Useful Expressions“ von Nico Muhly.
Nachteil des Abends: Die ganze Zeit läuft, wenn die Stücke beendet sind und auch in der Pause, irgendwelche Musik aus Lautsprechern. Schade, man möchte das Gehörte auch mal in sich selbst nachklingen lassen. Vorteil: Flexible Nutzung des Saals und eine andere multimediale Konzertform, in der bekannte Klänge in ein neues Sounddesign gesteckt wurden. Spannend.
Hinweis: am 23. / 26.3. spielt das NDR Elbphilharmonie Orchester Salonens „Fog“.