Hamburg. Die irischen Superstars haben auf „Songs Of Surrender“ 40 Songs neu arrangiert – mit einer Sanftmut, die schlicht langweilt.
Wer im Februar 1981 diese noch unbekannte irische Rockband im Hamburger Onkel Pö erlebt hat, dürfte im Traum nicht daran gedacht haben, dass sie sich einige Jahre später weltweit zu absoluten Superstars entwickeln würden und Stadien füllen. Aber in der Rückschau ist vieles unglaublich bei U2, angefangen bei den Maßstäbe setzenden Alben „The Unforgettable Fire“ (1984) und „The Joshua Tree“ (1987) bis zum ambitioniertesten, in Berlin aufgenommenen Werk „Achtung Baby“ (1991).
Ja, die Rückschau, die Nostalgie. Der widmen sich jetzt auch Sänger Bono, Gitarrist und Produzent The Edge, Bassist Adam Clayton und Schlagzeuger Larry Mullen Jr. auf dem Album „Songs Of Surrender“. Nach dem für U2-Verhältnisse gescheiterten Album „Songs Of Innocence“ (2014), das floppte, obwohl – oder gerade weil – es iTunes-Nutzenden geradezu aufgezwungen wurde, und dem Nachfolger „Songs Of Experience“ (2017) ist die aktuelle Songsammlung ein reiner Rückblick, begleitend zu Bonos vor einigen Monaten veröffentlichter Autobiografie „Surrender“. 40 Songs aus vier Jahrzehnten Bandgeschichte wurden neu arrangiert zusammengestellt und eingespielt.
Neues U2-Album: Der Einstieg mit „One“ gibt die Richtung des Albums vor
Schon der Einstieg mit „One“, einer der großen Hitsingles vom „Achtung Baby“-Album, zeigt an, wo die Reise der „Songs Of Surrender“ hinführt: Das Tempo wurde noch einmal verlangsamt, und ein Klavier trägt Bono durch die eine Liebe, das eine Leben. Larry Mullen Jr. streichelt dazu sanft seine Becken und Adam Clayton, der die Originalversion seinerzeit stur durchgeachtelt hatte, verbindet alles mit teppichdicken Tiefbassläufen. Das steht „One“ gut.
Aber im weiteren Verlauf des Doppelalbums mit Klassikern wie „Where The Streets Have No Name“, „Bad“, „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ oder „Sunday Bloody Sunday“ sowie vielen unbekannteren Stücken (gleich acht von den beiden Vorgängern) wird dieses Konzept der ambientigen Entschleunigung konsequent durchgehalten. Nehmen wir „Pride (In The Name Of Love)“, das mit seinen klingelnden Gitarren Zehntausende in Stadien und Arenen mitriss, zum Beispiel 2018 in der Hamburger Barclays Arena: In der Version von 2023 ist es eine gemütliche Ballade für das Lagerfeuer.
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Im Herbst eröffnet U2 eine Konzertshow im Glitzerparadies Las Vegas
So verlieren die Songs trotz Chören, Trompeten und weiterer Ideen bis zum Finale mit „40“ durch fehlende Abwechslung an Zugkraft und langweilen beim kompletten Durchlauf irgendwann. Nach fünf Jahren Albumpause war eigentlich mehr zu Erwarten als eine aller Ecken und Kanten beraubten Neuauflage von Altbekanntem. Im kommendem Herbst wird U2 auch noch eine eine eigene Konzertshow in Las Vegas starten. Das ist wahrscheinlich wirklich das Letzte, was man 1981 im Onkel Pö erwartet hätte.
U2: „Songs Of Surrender“ Album (Island/Universal) im Handel, www.u2.com