Hamburg. Das mit dem Ensemble Resonanz entwickelte Stück ist Film, Live-Theater und Live-Konzert. Zuschauer bleiben teilweise ratlos zurück.
Ein ambitioniertes Unterfangen hat sich Regisseurin Sandra Strunz – die sich mit ihrem Team Strunz&Kompliz*innen nennt – für ihre Version von „Orfeo!“ vorgenommen. Die gemeinsam mit dem Ensemble Resonanz als zeitgenössisches Musikfilmtheater nach Monteverdi und Orff entwickelte Uraufführung auf Kampnagel ist vieles auf einmal: Film, Live-Theater und Live-Konzert.
Das ist eine echte Herausforderung für die Beteiligten – aber auch für das Publikum, das eine Vielzahl von Versatzstücken und Ebenen sortieren muss.
„Orfeo!“ auf Kampnagel mit sehr viel nebulösem Text
Nach und nach betreten die Musikerinnen und Musiker des um eine Banda aus Blechbläsern ergänzten hervorragenden Ensembles Resonanz die Bühne, Posaunen ertönen, mischen sich mit Streichern, später mit den Stimmen der Sopranistin Eva Resch, der Stimmartistin Filippa Gojo und des famosen Oberton-Experten Christian Zehnder. Auf der großen Leinwand hinter den Musizierenden läuft derweil ein Film ab.
Film-Bösewicht Clemens Schick mäandert als Orpheus durch eine postapokalyptisch wirkende Oberwelt, geprägt von einer gigantischen Kohle-Abbauhalde. Noch ist die Liebe zu der von Odine Johne sensibel gegebenen Eurydike erfüllt und groß. Doch bald hockt man gemeinsam in einem verlassenen Bunker. Vor der gewaltreichen Begegnung mit dem Bienenzüchter Aristaios fliehend, landet Eurydike über einen Geheimgang in einer Art vorzivilisatorischem Paradies.
In endlos gedehnten Einstellungen reihen sich Bilder einer naturnahen Kinder-Hippie-Kommune aneinander. Eurydike begegnet ihrem jugendlichen Selbst und geht bald ganz in dieser Welt auf, aus der auch die Liebe zu Orpheus sie nicht mehr herauslösen kann. In dieser Welt stehen Fragen nach Natur und Zukunft des Lebensraumes im Zentrum – göttliche Lenker sind dort nicht zu finden. Alle Beteiligten sondern sehr viel nebulösen Text des um Zeilen von Vergil bis Bachmann ergänzten Librettos ab.
- Starker Auftritt: Hannigan zieht das Publikum in ihren Bann
- Lichthof Theater: Große Dunkelheit – und dann fließt Blut
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„Orfeo!“ in Hamburg: Betrachter bleibt teilweise ratlos zurück
Es gibt schöne Momente in der von Karsten und Rainer Süßmilch luftig arrangierten Musik frei nach Monteverdis „L’Orfeo“ und Carl Orffs „Orpheus“ und eine feine Leichtigkeit im Spiel. Der Versuch, den klassischen Mythos radikal mit einer naturhaften Utopie zu überschreiben, geht jedoch nicht wirklich auf.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich Film- und Bühnenebene immer wieder formal überlappen. Darsteller Gustav Strunz spricht einige Texte live auf der Bühne, dann wieder ist er im Film zu sehen. Auch die kurzen choreografischen Einlagen der Musizierenden und des Chores „Vokaliter“ lassen den Betrachter ratlos zurück. Am Ende finden die disparaten Ebenen nicht wirklich zueinander.
Strunz&Kompliz*innen/Ensemble Resonanz: „Orfeo!“ weitere Vorstellungen bis So 12.3., jew. 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20-24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de