Hamburg. Das dritte Umsonst-und-draußen-Festival verspricht vom 21. bis zum 23. Juli spektakuläre Artistik, Musik und Mitmachaktionen.
Von Freitag bis Sonntag, 21. bis 23. Juli, heißt es auf dem Spielbudenplatz wieder ganz dessen Ursprung als Heimat der Künstler und Gaukler getreu: Hut ab, Kohle rein. Die Corny Littmann Stiftung für Kunst und Kultur veranstaltet auf St. Pauli das dritte Spielbudenfestival und holt auch diesmal Atemberaubendes, Amüsierendes und Erstaunliches auf den Kiez – wie in den vergangenen Jahren „für umme“. Wobei neben rauschendem Applaus auch Münzen-Geklimper in den Hüten der Künstler zum guten Ton gehört.
St. Pauli: Corny Littmann bezwingt die „Todeswand“
Akrobatik, Comedy, Zauberei und Kuriositäten von Künstlern aus aller Welt lassen sich das ganze Wochenende lang auf dem Spielbudenplatz sowie Artistik und Musik erstmalig auch im Weingarten zwischen dem Schmidt Theater und Schmidts Tivoli erleben. Und bereits der Auftakt des Festivals am Freitag um 19.30 Uhr könnte fulminanter kaum sein: Initiator und „Spiritus Rector“ des Festivals Corny Littmann wird sich höchstpersönlich „in die gefährliche Hölle des Steilwandfahrens“ begeben, verspricht der künstlerische Leiter des Festivals, Bernd Busch.
Möglich ist das im „Motodrom“, der ältesten reisenden „Todeswand“ der Welt, der sich normalerweise nur die „Motorellos“ aus München stellen. Bis zu 200 Zuschauer können sich je Vorstellung auf einer Empore einfinden und per Blick nach unten die waghalsigen Stunts im Kessel verfolgen. Aus organisatorischen Gründen müssen sie beim Spielbudenfestival dafür zuvor ein Ticket am Kassenhäuschen vor Ort lösen, das aber wie der Eintritt zu sämtlichen Attraktionen gratis ist.
Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Littmann zum Veranstaltungsauftakt als Stuntman erprobt und gemeinsam mit den Geschwistern Weisheit in riskante Höhen geschwungen. „Diese Hochseilnummer hat mir schon Wochen im Vorhinein den Schweiß auf die Stirn getrieben“, berichtet Littmann. Solche Angst verspüre er derzeit noch nicht angesichts seiner geplanten Fahrt an der „Todeswand“ entlang. Aber das komme bestimmt noch.
Ein Fest für Zaubertrickfans, Zirkusliebhaber und alle, die Spaß am Spaßhaben haben
Ein weiterer buchstäblicher Höhepunkt des Spielbudenfestivals ist die Show der Artistentruppe Omnivolant, die an ihrem Fliegenden Trapez die Schwerkraft aufzuheben scheint. Trotz Weltmeistertitel am Boden geblieben sind wiederum die beiden Schweizer von inmot!on, die beweisen, dass ein Jo-Jo weit mehr ist, als ein Stück Kunststoff an der Schnur. Auch Fußballbegeisterte und Zaubertrickfans, Zirkusliebhaber und Kabarett-Ultras sowie alle, die Spaß am Spaßhaben haben, dürften sich auf dem Spielbudenfestival so richtig gut bedient fühlen.
Zwischen den Bühnen, Bars und Verköstigungshütten drängeln sich das ganze Wochenende über außerdem ein gutes Dutzend „Walking Acts“, also etwa Ballonkünstler und aufwendig verkleidete Stimmungsmacher wie der drei Meter hohe Robotmann alias Oliver Kessler. Ebenfalls auf dem Spielbudenplatz zu Gast ist die Hamburger Kunsthalle, die in einem offenen Atelier kreative Kleinigkeiten zum Mitmachen für Kinder und Erwachsene vorbereitet hat.
Ganz im Zeichen der Familie steht das Sonntagsprogramm auf dem Spielbudenplatz, das um elf Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst samt einer Predigt von Kiez-Pfarrer Karl Schultz beginnt. Sunshine Brass, die „Hauskapelle“ des Festivals, und ein Gospelchor sorgen für die St.-Pauli-taugliche musikalische Untermalung. Danach, ab 12.30 Uhr, zeigen Kinder und Jugendliche aus Hamburger Zirkusschulen und -projekten ihr Können in der Manege. Das bunte Festivaltreiben endet am Sonntag mit einem großen Finale ab 18 Uhr.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Spielbudenplatz zerbombt
Es ist ein großes Fest der Straßenkunst, das Corny Littmann und Berufsclown und Festivalleiter Bernd Busch hier zum dritten Mal auf dem Spielbudenplatz initiieren. Seinen Namen hat der Ort, heute parallel zur Reeperbahn zwischen den Tanzenden Türmen und der Davidwache verlaufend, den Spielleuten zu verdanken, die hier schon im ausgehenden 18. Jahrhundert ihre Buden aufschlugen. Mit Taschenspieler- und Zaubertricks, mit Bauchrednerei und Feuerschluckerei, mit Waghalsigem und Wahrsagerischem zog der Platz seit jeher staunendes, verblüfftes, kurzum vergnügtes Publikum an. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert entstanden aus den kleinen Buden teils reich verzierte Theater und Varietés – bis der Zweite Weltkrieg kam und mit ihm die Bomben, die die ehemaligen Spielbudenbauten zerstörten.
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St. Pauli: Corny Littmann fühlt sich der Tradition der Spielbuden verpflichtet
Vor wenigen Jahren kam Littmann und Busch die Idee, Hamburgs Straßenkunstszene an genau diesem Ort ein zweites Mal aus der Taufe zu heben, so wie es zuvor bereits das Alstervergnügen versucht hatte, das sich Littmann zufolge aber zum „Bier- und Wurstfest“ entwickelt habe. „Aber die Anfänge des Alstervergnügens waren Straßenkunst – das ist jetzt auch schon 30 Jahre her“, sagt er, der sich noch immer der Tradition der Schaubuden verpflichtet fühlt.
„Der Spielbudenplatz eignet sich natürlich aufgrund seiner Tradition für das Festival. Und ich bin ein großer Freund, ein Fan der Straßenkunst. Da dachte ich, das steht Hamburg gut zu Gesicht, wenn hier solch ein großes, professionelles, internationales Festival stattfindet.“ Wenn das Wetter mitspiele, erwarte er bis zu 40.000 Gäste, so Littmann.
Spielbudenfestival: Fr. 21.7. von 18.00 bis 23.00, Sa 22.7. von 12.00 bis 23.00 und So 23.7. von 11.00 bis 19.00, Spielbudenplatz (U St. Pauli oder S Reeperbahn), kostenlos und barrierefrei, www.spielbudenfestival.de