Hamburg. Bei der Schau der großen Straßenkünste und Kuriositäten wagt sich der Schmidt-Chef aufs Hochseil. Eintritt am Wochenende frei.
Eine Bühne steht schon, und zwar in Höhe des Klubhauses St. Pauli. Dort steht das Brettl aus Holzpaletten und -Kisten eigentlich auf dem Spielbudenplatz fast immer. Das Schild jedoch, das jetzt auf der Bühne befestigt ist, weckt sowohl freudige Erinnerungen als auch Erwartungen: „Schau der großen Straßenkünste und Kuriositäten.“ So lautet der Untertitel des Spielbudenfestivals.
Dessen Premiere im vergangenen Sommer bezeichnet Corny Littmann heute als „ein Promo-Festival“. Corona-Auflagen und Zuschauer-Beschränkungen ließen auf St. Pauli im Juli 2021 noch nicht das ganz große Spektakel zu – ein Achtungserfolg war das Festival allemal. Auch wenn nur rund 300 Zuschauer maximal gleichzeitig zuschauen durften und Kriminelle versucht hatten, die damals nötigen kostenlosen Online-Tickets im Internet für je 15 Euro zu veräußern.
Spielbudenfestival Hamburg: Littmann wird zum Motorrad-Artisten
Wenn das von der Corny-Littmann-Stiftung für Kunst und Kultur organisierte internationale Spielbudenfestival am kommenden Wochenende (22. bis 24. Juli) zum zweiten Mal über den Spielbudenplatz geht, will der Chef von Schmidt Theater, Schmidts Tivoli und Schmidtchen diesmal selbst hoch hinaus. Und Tausende können ohne Anmeldung zusehen, was sich auf und über dem Spielbudenfestival tut.
Zur Eröffnung am Freitag um 18.30 Uhr wird Corny Littmann – zumindest indirekt – zum Motorrad-Artisten auf dem Hochseil. Artist Peter Weisheit habe ihn überredet, eine Fahrt mitzumachen, teilte Littmann bei der Programm-Präsentation auf dem Spielbudenplatz mit. Über dem werden bis zum Freitag zwischen zwei Türmen an beiden Ende der Fläche bis zu 62 Meter hohe Seile gespannt sein, und für Littmann soll es am Trapez bis zu 40 Meter hoch hinausgehen. „Ich bin zuversichtlich, dass ich diesen Höllenritt lebend überstehen werde“, vertraut der 69 Jahre alte Theatermacher trotz seiner Höhenangst Peter Weisheit.
„Hier dürfen wir Künstler sein"
Der Akrobat aus Thüringen leitet mit den Geschwistern Weisheit die älteste und größte Hochseilshow Europas (14 Mitglieder) und präsentiert mit seiner Truppe am Freitag und Sonnabend (jeweils ab 21 Uhr) ihre gut einstündigen Höhepunkte wie etwa wie Stuhl-Akrobatik auf dem Hochseil, eine Fahrrad-Spagat-Pyramide bis hin zu drei Motorrädern auf dem Drahtseil. Auch ein Trompetensolo - die Artisten sind jeweils an Seilen gesichert – soll hoch über St. Pauli zu hören sein, kündigte Weisheit an. „Woanders wie etwa auf Stadt- und Volksfesten sieht man uns eher als Dienstleister“, erläuterte das Familien- und Artistenoberhaupt. „Hier aber dürfen wir Künstler sein und zweimal unser komplettes Programm zeigen“, freut er sich.
Das Familienunternehmen besteht bereits seit dem Jahr 1900. Schon sein Urgroßvater trat kurz darauf als Hochseilartist auf dem Spielbudenplatz auf, als dieser auf St. Pauli noch Spielfläche für Gaukler und Artisten war. Nun wollen Peter Weisheit und seine Sippe beim ersten großen Engagement in Hamburg diese Tradition auch mit motorisierten Drahtseilakten fortsetzen.„Die Fahrt mit Corny mache ich natürlich selbst. Bis Freitag mus er aber wohl noch ein paar schlaflose Nächte überstehen“, unkte Peter Weisheit scherzhaft. Aber auch für das Huckepack auf dem „nur“ zwölf Meter hohen Seil (mit Netz) suche die Familie noch spontan Freiwillige. Weisheits Weisheit „Es ist gefährlicher, die Reeperbahn zu überqueren, als mit uns übers Hochseil zu laufen.“
Spielbudenfestival soll große Vielfalt zeigen
Doch auch auf dem Boden soll das Spielbudenfestival mit 25 internationalen Künstlerinnen und Künstler auf mehreren Bühnen und Spielflächen eine große Vielfalt zeigen, sagte Festivalleiter Bernd Busch, wie Weisheit ein kernig-knackiger Thüringer.
Im Vorjahr hatte der weit gereiste Anarcho-Komiker aus Erfurt noch mit seinem Sohn als „Die Buschs“ selbst die Menschen auf dem Spielbudenplatz bespaßt. In diesem Jahr hat er außer seinem Bratwurst-Genießerfreund Weisheit noch mehr spektakuläre Kollegen engagiert. Zauberkünstler Alexander Merk aus Berlin gehört gewissermaßen zu Buschs kleinem inneren magischen Zirkel.
Auch Jens Ohle bereichert wieder das Programm
Die weiteste Anreise hat dagegen Kay Che aus Singapur, der mit seinem „Ping Pong Circus“ alles Mögliche und Unmögliche mit Tischtennisbällen zeigen wird. Das spanische Theaterensemble Cia la Tal (mit zwei neuen Programmen) und der bisher noch nie auf den Mund gefallene Hamburger Comedy-Artist Jens Ohle als Lokalmatador bereichern wie schon im Vorjahr das Programm Der Eintritt ist an allen Tagen frei.
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Jedoch wies Festivalleiter Busch einmal mehr darauf hin, dass das Spielbudenfestival „ein Hut-Festival“ ist. Heißt: Der Hut wird nach jeder gelungenen Darbietung rumgehen und soll sich mit Geld füllen. Weil sich auf dem Hochseil etwas schwierig Geld sammeln lässt, erhalten die Geschwister Weisheit vorab eine gewisse Gefahrenzulage. Anreise und Unterkunft hat bisher Littmann mithilfe seiner Stiftung und Sponsoren finanziert.
Spielbudenfestival Hamburg erhält Zuschuss
Im Vorjahr erhielt der Festival-Organisator noch 35.000 Euro Unterstützung aus dem Etat des damaligen Kultursommers Hamburg. Diesmal habe man ihm aus der Kulturbehörde ebenfalls einen Zuschuss in fünfstelliger Höhe signalisiert. „Ich gehe davon aus, dass der auch kommt“, sagte Littmann. Mit den Genehmigungen für die Hoch-und Drahtseilakte vom Bezirksamt Hamburg-Mitte ging es da schneller - unabhängig von Littmanns persönlichem Wagnis.
2. internationales Spielbudenfestival 22.-24.7., Fr 16.00-23.00, Sa 14.00-23.00, So 11.30-21.00, Spielbudenfestival (U St. Pauli, S Reeperbahn), Eintritt frei; www.spielbudenfestival.de
Tipp für Abendblatt-Abonnenten:
Noch bis zum heutigen Dienstag, 24 Uhr, läuft für Abendblatt-Abonnenten ein Gewinnspiel zum 2. internationalem Spielbudenfestival im TreueProgramm. Das Spielbudenfestival verlost mit der Corny-Littmann-Stiftung auf abendblatt.de/spielbudenfestival 2 x 2 Gästelistenplätze für einen Brunch am Sonnabend, 23.Juli (11 Uhr), mit Corny Littmann und den Geschwistern Weisheit. Geboten werden auch Blicke hinter die Kulissen von Europas größter Hochseilartistik-Show.