Hamburg. Bei der ersten „Come Together Experience“ am 30. Juni und 1. Juli spielen viele Stars von Earl Slick bis Annett Louisan Hits der Fab Four.

53 Jahre liegt die Trennung der Beatles jetzt zurück, und immer, wenn man denkt, dass alles über die Fab Four erzählt und jeder Stein umgedreht wurde, gibt es eine neue Perspektive, eine neue Erkenntnis, eine neue Vision. Peter Jackson bewies es 2021 mit seiner bahnbrechenden Dokumentation „Get Back“, die an diesem Donnerstag (19.30 Uhr) im Zeise Kino zu sehen ist. Ein weiteres Fest für Beatlemanische gibt es am 30. Juni und 1. Juli in Hamburg. Die „Come Together Experience“.

Hamburg ist neben Liverpool die Stadt, die mithalf, den Beatles und damit der Pop-Revolution schlechthin den nötigen Schub und Schliff zu verleihen. „Unser Höhepunkt des Livespielens war in Hamburg“, erinnerte sich George Harrison. Und auch wenn die Geschichte von John, Paul, George und Ringo (und Stuart Sutcliffe und Pete Best) und ihren Nächten 1960 bis 1962 in Indra, Kaiserkeller, Top Ten und Star-Club sowie den Shows der Bravo-Blitz-Tournee 1966 oft genug erzählt wurde, schien das Potenzial dieses Kapitels Stadt- und Kulturgeschichte bislang nicht ganz ausgeschöpft.

Beatles-Festival: Natürlich werden Indra, Kaiserkeller und Top Ten (Moondoo) bespielt

Daher will die „Come Together Experience“ neue Seiten hinzufügen und endlich ein Festival in der Stadt etablieren, in der die Beatles erwachsen wurden. An historischen Orten wie den Clubs Indra, Kaiserkeller und Moondoo (dem damaligen Top Ten), aber auch in Gruenspan, Großer Freiheit 36, Molotow, Laeiszhalle, St. Pauli Theater und auf dem Spielbudenplatz heißt es an zwei Abenden „A Hard Day’s Night“ mit Konzerten sowohl internationaler als auch Hamburger Bands, von Künstlerinnen und Künstlern.

Geplant war das Festival bereits für das Jahr 2020, aber die Pandemie kam dazwischen. Die Zeit haben die Initiatoren, Veranstalter und Gesellschafter Arne Buss, Karsten Jahnke, Uriz von Oertzen und Thomas Kolbatz genutzt, um das Konzept neu zu überdenken und aufzustellen. „Das Festival wird eine große Spielwiese, es wird sich auf der Bühne und im Publikum ausgetauscht“, sagte Festivaldirektor Arne Buss bei der Vorstellung am Mittwoch im Zeise Kino, „wir wissen, dass wir uns auf dünnem Eis bewegen, die Beatles sind der Heilige Gral, eine Religion.“

John Lennons Gitarrist Earl Slick tritt in der Laeiszhalle auf

Dennoch soll bei der „Come Together Experience“ nicht nur nostalgisch zurückgeschaut, es sollen auch Wagnisse eingegangen werden. Entsprechend vielfältig ist das bisherige Programm aufgestellt, von international renommierten Tributebands wie den Bootleg Beatles (von George Harrison nach einem Auftritt 1996 mit dem Lob „ihr kennt die Akkorde offensichtlich besser als ich“ geadelt), Them Beatles oder Bambi Kino (Musiker von Nada Surf und Cat Power, die sich den Hamburg-Beatles widmen) bis zum New Yorker Experimental-Duo Blac Rabbit oder dem Hamburg-Berliner Edelpop-Projekt Garlands.

Annett Louisan ist Teil der „Blue Album Revue“ in der Laeiszhalle.
Annett Louisan ist Teil der „Blue Album Revue“ in der Laeiszhalle. © Mischa Lorenz

Schwerpunkt des Festivals werden die sogenannten „Meilenstein“-Konzerte. Dazu zählt ein John-Lennon-Abend in der Laeiszhalle, der angeführt wird von Earl Slick. Der New Yorker Gitarrist war nicht nur viele Jahre lang Saitenhexer von David Bowie, sondern spielte auch auf „Double Fantasy“, John Lennons und Yoko Onos letztem Album vor Lennons Ermordung 1980, sowie auf dem 1984 posthum erschienenen „Milk And Honey“. Begleitet wird er unter anderem von Sänger, Keyboarder und Gitarrist Mark Hudson, der acht Solo-Alben von Ringo Starr produzierte.

Hamburgs Popszene versammelt sich bei der „Blue Album Revue“

Viele Persönlichkeiten tummeln sich auch auf der Bühne der Laeiszhalle bei der „Blue Album Revue“. Die Lieder des vor 50 Jahren erschienenen zweiten Kompilationsalbums der Beatles mit den Hits der Jahre 1967 bis 1970 werden unter anderem interpretiert von Annett Louisan, Michel van Dyke, Bernd Begemann, Dirk Darmstädter, Christiane Herold, und Marie Biermann. Die Band mit Ekki Haas (Erdmöbel), Stefan Rager (The Jeremy Days), Andi Fins (Clueso) und Hans Rohe (Nina Hagen Band) leitet Nikko Weidemann vom aus der Serie „Babylon Berlin“ bekannten Ensemble Moka Efti Orchestra.

Weiter von den bekannten Interpretationen entfernt man sich auch, zum Beispiel mit dem virtuosen Jazz-Trio mit Julia Hülsmann, Nils Wogram und Christopher Dell im St. Pauli Theater oder mit dem psychedelischen „Sitting On A Cornflake“-Konzert mit Blac Rabbit, Lucy Kruger & The Lost Boys und Thorsten Quaeschning und Paul Frick von den Elektro-Pionieren Tangerine Dream. Das Hamburger Duo Dews lehnt sich besonders weit aus dem Fenster mit einem Liederzyklus rund um das polarisierende Schaffen von Yoko Ono.

Beatles-Festival: Der Musikstadtfonds unterstützt den Start mit 70.000 Euro

Kultursenator Carsten Brosda (SPD), der auf die Frage „Beatles oder Rolling Stones“ stets „The Kinks“ antwortet, zitierte bei der Pressekonferenz aus Bob Dylans Song „Roll On, John“: „From the Liverpool docks to the red-light Hamburg streets“, und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Geschichte der Beatles in Hamburg die Bedeutung bekommt, die sie verdient: „Hier haben die Fab Four die wahrscheinlich wichtigsten Schritte für den Erfolg der Band gemacht, gleichzeitig haben sie auf St. Pauli die Entwicklung der einmaligen Livemusikkultur maßgeblich beeinflusst.“ Der Musikstadtfonds unterstützt den Festivalstart mit 70.000 Euro.

Karten für die „Come Together Experience“ gibt es in drei Kategorien: Das „All You Can Beat“-Ticket für das komplette Programm kostet 149 Euro im Vorverkauf; das „Come Together“-Ticket für alle Konzerte, Talks und Aufführungen exklusive derer in der Laeiszhalle kostet 99 Euro, und das „So Much Younger Than Today“-Ticket für Beatlemaniacs unter 25 Jahren kostet 74 Euro.

„Come Together Experience“ Fr 30.6. und Sa 1.7., diverse Spielstätten, Infos, Programm und Tickets unter www.cometogether-experience.com