Hamburg. Selten war der Konzertsaal so dürftig gefüllt wie an diesem Abend mit Ingo Metzmacher. Warum so viele Besucher schon vor dem Ende gingen.
- Bei einem Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie zogen einige Zuschauer die Reißleine
- Die moderne Klangkompostition des Zyklus „Les espaces acoustiques“ war nicht für jeden Geschmack etwas
- So ergriffen mehrere Besucherinnen und Besucher die Flucht
So einen mager besetzten Großen Saal wie am Mittwochabend sieht man in der Elbphilharmonie wahrlich selten. Ganze Stuhlreihen waren in den oberen Ebenen gar nicht oder nur von wenigen Menschen besetzt und lichteten sich im Verlauf des Konzerts durch genervt fliehende Besucherinnen und Besucher immer weiter.
Gérard Griseys sechsteiliger Zyklus „Les espaces acoustiques“ aus den Jahren 1974 bis 1985, den Ingo Metzmacher mit der Jungen Deutschen Philharmonie und dem aus ihr 1980 hervorgegangenen Ensemble Modern sowie Mitgliedern der Ensemble Modern Akademie an diesem Abend vorstellte, ist zwar ein Meilenstein in der Entwicklung der Neuen Musik, aber eben auch ein harter Brocken.
Elbphilharmonie: Genervte Besucher verlassen überhastet Konzert
Wer die Idee des knapp zweistündigen Werkes mit seinen Klangtransformationen, für die der Komponist bei jedem einzelnen Klang die mitschwingenden Obertöne in sein kompositorisches Konzept einbezieht, nicht verstanden hatte, wusste zuweilen nicht, ob er über manche Aktionen der Interpreten lächeln oder sich ärgern sollte.
Erst recht, wenn diese am Ende des dritten Teils „Partiels“ für 16 bis 18 Spieler dem Willen des Komponisten folgend plötzlich ihre neben den Pulten liegenden Instrumentenkästen lautstark aufklappten und Teile ihrer zerlegten Instrumente darin verstauten, raschelnd die Notenseiten umschlugen oder sogar Papier zerknüllten.
Elbphilharmonie: Über die Aktionen der Interpreten lächeln oder sich ärgern?
Diese Geräusche gehörten genau wie das Streichen einer jungen Schlagzeugerin mit einer Bürste über das Schlagzeugfell ihrer Trommel oder ein gar nicht mehr hörbares, aber sichtbares Spiel des Konzertmeisters mit seinem Geigenbogen in der Luft ohne das eigentliche Instrument zum Konzept des Stücks.
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Recht eigentlich ging es in diesem die sogenannte Spektralmusik begründenden Werk aber darum, eine Mischung aus reinen Tönen und Klängen herzustellen. Dabei nutzte Grisey den Umstand, dass etwa ein von einer Viola gespielter Ton eine ganz andere Obertonreihe hat als derselbe in gleichmäßig temperierter Stimmung auf einem Tasteninstrument angeschlagene Ton.
Spielen diese Instrumente diesen Ton gemeinsam, entstehen Intonationsschwankungen, ein Wabern und Zittern des Klangs, das von anderen Instrumentengruppen als Impuls übernommen und konterkariert wird.
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Das kann hochspannend sein, wenn nach einem langen Solo der Bratscherin Megumi Kasakawa zu Beginn einzelne Blas- und Schlagwerkinstrumente hinzutreten und die Figuren der Viola verschiedensten Modulationen unterwerfen.
Elbphilharmonie: Lichteffekte und plötzliche Verdunkelung im Großen Saal
Vom Solo über ein 33-köpfiges Ensemble bis hin zu einem mehr als 80 Mitspieler umfassenden Orchester wuchs die Besetzung allmählich an, und Metzmacher zögerte auch nicht, mit Lichteffekten und plötzlicher Verdunkelung des Großen Saals der Elbphilharmonie zur Untermalung von Effekten zu arbeiten.
Dass nach dem Schlussakkord im Epilog das letzte „Wort“ aber eine ärgerlich zugeschlagene Tür in Ebene 15 behielt, gehörte nicht zum Werk, wohl aber zur Meinungsbildung eines wütend davoneilenden Besuchers.