Hamburg. Die neue Säulenhalle des Altonaer Museums soll einladen: zum Entspannen, Lesen, Essen – und zu einem Abstecher in die Ausstellung.
Das Altonaer Wappen unterscheidet sich vom Hamburger in einem kleinen Detail, nämlich, dass das Tor stets offen dargestellt wird. Dies war zwar eigentlich dem Umstand geschuldet, dass der dänische König dort nach Belieben ein- und ausreiten durfte. Aber es passt auch wunderbar zu einem Stadtteil, der sich wie kaum ein anderer als offen und tolerant zeigt, sei es in Bezug auf Religion, Herkunft oder Geschlecht.
Und so ist ein schweres, aus Stein gehauenes Wappen auch Teil der neu gestalteten Säulenhalle im Altonaer Museum, sie soll das „Wohnzimmer“ der Altonaerinnen und Altonaer werden. „Die Öffnung des Museums ist unser ganz großes Thema, wir wollen mit diesem Raum erreichen, dass sich immer mehr Menschen trauen, in unser Haus zu kommen“, erklärt Direktorin Anja Dauschek.
Im Altonaer Museum trifft Geschichte auf Gemütlichkeit
Jeder dürfe sich hier aufhalten, ohne Eintritt zu bezahlen, lesen, im Netz surfen (es gibt WLAN!), mitgebrachte Speisen und Getränke verzehren, ins Café nebenan schlendern oder einfach nur auf den Lederbänken entspannen. En passant machen besondere Exponate aus der stadtgeschichtlich geprägten Sammlung Appetit auf mehr, sprich auf die Ausstellungen im Museum.
Wie über eine Landebrücke kugelt man als Besucher hinunter in die von schweren Säulen getragene Halle; an den Kapitälen rankt sich passenderweise allerlei Meeresgetier aus Marmor, und sogar eine Nacktschnecke ist darunter. Linker Hand begrüßt ein großes Modell des Rieck-Hauses aus den Vier- und Marschlanden die Besucherinnen und Besucher und berichtet anschaulich vom Leben auf einem Bauernhof im 16. Jahrhundert.
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Schräg gegenüber hat das im Maßstab 1:5 große Modell eines historischen Pfahl-Ewers festgemacht – „Lastwagen der Elbe“, so Dauschek kurz und knapp. Wer mehr darüber erfahren möchte, bekommt Informationen auf einem Touchscreen. Ein originalgetreuer Schiffspropeller verweist auf die Firma Zeise in Ottensen, dort, wo heute das gleichnamige Kino residiert. Besonderer Höhepunkt ist der in Miniatur detailgetreu nachgebildete Fischmarkt – früher Altona, heute St. Pauli.
Perspektiven für Altona: Kunst und Mitmachangebote
Auch zeitgenössische Kunst ist vertreten: „Ausweg I 1989/90“ von Robert Schneider zeigt einen menschenleeren, ungewöhnlich aufgeräumten Lessingtunnel (Verkehrsnadelöhr); Johannes Duwes „Dea-Dämmerung“ bildet eine einstige Tankstelle an der Kohlentwiete in Bahrenfeld ab. Beide Werke firmieren unter dem Kapitel „Perspektiven für Altona“; ergänzt werden sie durch die Geschichten und Ideen prominenter Hamburgerinnen und Hamburger mit Altona-Bezug wie etwa Architekt André Poitiers, der das Wohnquartier „Neue Mitte“ entwarf. Unter der „Landungsbrücke“ können Kinder in einem Erlebnistunnel die Geschichte des Altonaer Schellfischtunnels erkunden; er ist zugleich auch Ausgangspunkt für Entdeckerspiele in der Halle.
Auch Zentralbibliothek und Museum für Kunst und Gewerbe haben einen sogenannten dritten Raum eingerichtet. Im August nutzten rund 1500 Besucher den „Freiraum“ des MK&G, darunter viele Studierende und junge Kreative für Gruppenarbeit und kreativen Austausch. Auch Angebote wie Illustrations-Workshops, Urban Gardening, Gespräche über Provenienzforschung oder Designthemen seien laut Museum sehr beliebt.