Hamburg/Berlin. Hamburgs designierter Staatsopern-Intendant präsentiert im September „Das Floß der Medusa“ in der Hauptstadt.

Die in Tumulten untergegangene Uraufführung von Hans Werner Henzes „Das Floß der Medusa“ in Planten un Blomen war im Dezember 1968 ein historischer Skandal, weil Studentenprotest bei dem NDR-Konzert auf politisch verhärtete Fronten traf.

Die Premiere des „Oratorio volgare e militare“, das Henze dem Revolutionär Che Guevara gewidmet hatte, musste abgebrochen werden. Erst 2001 holte Info Metzmacher, damals Generalmusikdirektor, mit den Philharmonikern in der Laeiszhalle die örtliche Erstaufführung nach.

Staatsoper Hamburg: Ehemaliger Intendant präsentiert ein Stück in Berlin

Tobias Kratzer, ab 2025 Intendant an der Hamburger Staatsoper, wird dieses Stück mit der Komischen Oper Berlin ab dem 16. September fünf Mal im Hangar 1 des ehemaligen Berliner Flughafens Tempelhof präsentieren. Dort ist Platz für 1600 Menschen, verteilt auf zwei Tribünen. Mehr Termine sind nicht vorgesehen, weil die Halle mit 6000 Quadratmetern Grundfläche nicht beheizt werden kann.

Musikalische Leitung hat Titus Engel, mit 164 Mitwirkenden plant Kratzer eine „soziale Performance“. „Dieses monumentale Gebäude steht für die Grausamkeiten, die sich Menschen gegenseitig zufügen, ist aber gleichzeitig auch Symbol für Solidarität, Menschlichkeit und Freiheit“, sagte Susanne Moser, eine Hälfte des Intendanz-Duos.

Der Flughafen war von den Nazis erbaut worden und während der Berlinblockade 1948/49 Ziel der Luftbrücke zur Versorgung der Stadt. Kratzer erklärte, er sei „blitzverliebt in die Location“ gewesen. Henzes Werk bezieht sich auf ein Gemälde von Théodore Géricault (1791-1824).

Staatsoper Hamburg: Komische Oper wählte den ungewöhnlichen Spielort

Das Oratorium hinterfragt menschliche Beziehungen in Zeiten von Knappheit mit Verrat, Unterdrückung und dem Kampf ums Überleben. Seit der Schließung Tempelhofs beherbergt das Areal wechselweise Geflüchtete, Sozialprojekte und Kulturveranstaltungen.

Der ungewöhnliche Spielort wurde von der Komischen Oper gewählt, weil das Haus ab Juli mehrere Jahre lang saniert wird und während der Umquartierung ins Schiller-Theater auch andere Adressen bespielen will.