Hamburg. Die Hamburger Sängerin Zoe Wees über Festivals in den USA, den Touralltag als Jüngste in der Crew und das Warten auf das erste Album.
„Ich spüre, dass die Bühne mein Zuhause sein wird“, sagte Zoe Wees im März dieses Jahres im Abendblatt-Interview, als sich die in Dulsberg lebende Sängerin nach dem ersten großen Netz-Rummel um ihre Songs wie „Control“ und Auftritten sogar im US-Fernsehen bei „The Late Show with James Corden“, „The Tonight Show starring Jimmy Fallon“ und bei den „American Music Awards“ auf ihre erste Konzertreise vorbereitete.
Nach vielen Konzerten in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich und in den USA legt sie derzeit noch einmal nach und feiert ihren Tourabschluss am 30. November mit einem ausverkauften Heimspiel in der Fabrik. Anschließend singt sie am 6. Dezember zusammen mit Clueso, Alvaro Soler, Jeanette Biedermann und vielen weiteren Stars in der Bullerei für die Benefiz-Aktion „All Hands On Deck“ - und ist mittlerweile um viele schöne und einige unschöne Erfahrungen reicher.
Hamburger Abendblatt: Es gab einen sehr besonderen Moment bei Ihrem Konzert im vergangenen April im Gruenspan: Alle haben mitgesungen, sogar die Sanitäter in der letzten Reihe. Einen schlagenderen Beweis, dass Sie den Club komplett in der Hand hatten, gibt es eigentlich nicht. Haben Sie einen persönlichen Moment auf Ihrer ersten großen Tour, der herausragt?
Zoe Wees: Oh, da sind so viele. Aber der letzte Hamburg-Tag war wirklich crazy. Oben standen meine Freundinnen und Freunde, die Familie, alle, die mir nahe sind, und ich konnte sehen, wie stolz sie waren. Das hat mich sehr berührt.
Heimspiele sind ja das eine. Aber Sie sind ja nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgetreten, sondern auch in den USA, zum Beispiel beim „Lollapalooza“-Festival in Chicago. Eine Bühne, die Künstlerinnen aus Deutschland selten betreten. Was war das für eine Erfahrung?
Wees: Das war verrückt. Ich habe mich überhaupt nicht gehört, weil kein Signal auf meinen In-Ear-Monitoren war, also habe ich die rausgenommen und mich am Sound auf der Bühne orientiert …
… ein tauber Blindflug war das wahrscheinlich …
Wees: … ja, genau. Der Tontechniker kam immer wieder an und ich bin drei, vier Mal von der Bühne, um die In-Ears zu tauschen. Heftiger Stress. Aber die Atmosphäre, der Vibe im Publikum war toll. Mir war es wirklich unangenehm, von der Bühne zu gehen, aber die Leute haben mich immer wieder angefeuert. Ich habe mich danach sehr wohlgefühlt.
Sie hatten ja noch nicht sehr viel Live-Erfahrung vor Ihrer ersten Tour. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Wees: Ja, eigentlich schon. Der erste Teil war nahezu perfekt. Und ich habe viel dazugelernt, was ich an meiner Performance verbessern und an den Arrangements ändern könnte. Feinarbeit sozusagen.
Und als Mensch, als Persönlichkeit?
Wees: Ich glaube, das muss ich alles erstmal in Ruhe reflektieren. Was ich weiß, ist, dass ich allgemein sehr gewachsen bin in dieser Zeit, es hat mir geholfen erwachsener zu werden. Ich weiß, dass das, was ich mache riesiger Luxus ist. Ich kann und darf arbeiten und gestalten von wo und wie ich will.
Und der Tournee-Alltag, den viele Fans romantisieren? Nicht wenige Künstlerinnen haben irgendwann die Nase voll von Tourbussen.
Wees: Der ist wirklich nicht so cool, eigentlich nervt das am meisten. Aber es ist toll, dass man aufsteht und da ist, wo man gerade sein muss. Aber… boah … der Fahrer ist manchmal so schnell gefahren und auf die Bremse gegangen, dass ich gefühlt an der Scheibe klebte. Und natürlich wusste ich manchmal nicht, in welcher Stadt ich gerade war. Aber die jetzige Tour hat nur fünf Termine, das ist easy. Was mir aufgefallen ist: Mir fehlt ein wenig mein Alter. Ich bin 20, und die Crewmitglieder sind alle zehn bis 30 Jahre älter als ich. Die sind alle cool, aber das ist natürlich nicht wie mit Freunden im Zimmer zu chillen und Quatsch zu labern. Einfach Kind sein. Ich musste mich reifer geben, als ich bin. (lacht)
Achten Sie auf Ihre Stimme, Ihr kostbares Instrument?
Wees: Ich weiß, dass ich meine Stimme schützen muss, ich habe einen Vocalcoach. Aber ganz ehrlich: Das ist das, was ich am wenigsten gern mache. Es. Ist. So. Langweilig.
Wie geht es nach dem Tourabschluss in der Fabrik weiter? Und was ist überhaupt mit Ihrem lang angekündigtem ersten Album?
Wees: Ich werde im Dezember viel Zeit im Studio verbringen. Und die Frage nach dem Album ist wirklich gerechtfertigt. Ich möchte es so bald wie möglich veröffentlichen, am liebsten im kommenden Jahr. Ich habe so viele Songs und will mit denen endlich runter von meiner Seele und raus.
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Im März sagten Sie im Interview: „Ich bin immer noch die, die ich immer war.“ Gilt das noch?
Wees: Ich bin immer noch die, die ich immer war. (lacht)