Hamburg. Der US-Amerikaner sang einige seiner Hits, aber auch Lieder von Carole King und Marvin Gaye. Ein Song hat große Bedeutung.
Als James Taylor um 19.10 Uhr die Bühne in der Zeltphilharmonie betritt, sind noch nicht alle Zuschauer in dem großen Zelt am Cruise Center in Steinwerder eingetroffen. Lange Schlangen an der Zufahrt zu den Parkplätzen und Ticketumtausch (ursprünglich sollte das Konzert in der Laeiszhalle stattfinden) machten die Anfahrt für die Fans des US-Künstlers etwas ruckelig. Doch Taylors herzliche Begrüßung auf Deutsch lässt den Ärger schnell vergessen.
James Taylor spielt in Hamburg ein Best-of-Programm
Nur von seiner akustischen Gitarre begleitet, singt er „Something In The Way She Moves“ von seinem Debütalbum aus dem Jahr 1968. Nach und nach kommen die Mitglieder seiner Band dazu und steigen in den Song ein. Ursprünglich wollte Taylor nur mit einem Trio durch Europa touren, doch dann hat er sich entschieden, auch die Geigerin und Sängerin Andrea Zonn sowie Kate Markowitz und Dorian Holley für den Background-Gesang mitzunehmen.
Eine gute Entscheidung, denn die Harmoniegesänge geben Taylors Folkrock zusätzliche Qualität. Mit Steve Gadd hat er außerdem einen der besten Schlagzeuger Nordamerikas in seiner aktuellen Combo.
James Taylor hat ein Best-of-Programm mit seinen größten Hits zusammengestellt. „Fire And Rain“ ist genauso dabei wie „Sweet Baby James“, „Country Road“ oder der „Steamroller Blues“, bei dem Mike Landau zeigen darf, was für ein famoser Gitarrist er ist, und Bassist Jimmy Johnson sich von seinem Schemel erhebt und den Rhythmus mit antreibt.
Taylor betört das Publikum mit seiner klaren Stimme
Von Taylors jüngsten Album „American Standard“, das ausschließlich Coverversionen enthält, hat er nur Dinah Washingtons „Teach Me Tonight“ ausgewählt, auf Songs vom Nummer-1-Album „Before This World“ verzichtet er ganz. Die Mehrzahl der 21 Lieder stammen aus den 70er-Jahren, in denen Taylor zu einem der populärsten Sänger in den USA geworden ist. Immer noch betört er das Publikum mit seiner klaren Stimme, aber auch mit seiner sympathischen Ausstrahlung. Den Mann muss man einfach gern haben – und die Hamburger lieben ihn.
Viele seiner Stücke moderiert er an und erzählt von den Umständen, unter denen sie entstanden sind. „That’s Why I’m Here“ zum Beispiel hat er nach dem Drogen-Tod seines Freundes John Belushi geschrieben und sich danach selber einen Entzug verordnet. Das rockige „(I’ve Go To) Stop Thinkin’ ‘Bout That“ hat er in New Orleans geschrieben. „Es ist ein Liebeslied, aber an den Trip nach New Orleans kann ich mich nicht mehr erinnern“, sagt er. Große Bedeutung hat für ihn Carolina, wo er aufgewachsen ist. „Carolina In My Mind“ und das wie ein Landschaftsgemälde hingetupfte „Copperline“ erinnern an seine Kindheit und Jugend.
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Obwohl er selbst Hunderte von großartigen Songs geschrieben hat, singt er gern auch Lieder von Kollegen. Mit „Up On The Roof“ und „You’ve Got A Friend“ hat er zwei Songs von Carole King im Programm und im Zugabenteil gibt es Marvin Gayes „How Sweet It Is (To Loved By You)“. Nachdem viele Balladen den Abend dominiert haben, hält es bei der vorletzten Nummer niemand mehr auf den Sitzen. Plötzlich ist Party-Stimmung in der Zeltphilharmonie und Taylor wird noch einmal euphorisch gefeiert.