Hamburg. Der Israeli dirigierte die Wiener Symphoniker und machte mächtig Eindruck. Am Klavier war Jan Lisiecki zu erleben.

Der kanadische Pianist Jan Lisiecki ist in Hamburg ja ziemlich häufig zu Gast. Am Sonntag startete er in der Elbphilharmonie seine aus vier Auftritten bestehende ProArte-Residenz mit den Wiener Symphonikern unter der Leitung des israelischen Dirigenten Omer Meir Wellber.

Wer ihn jetzt verpasst hat, kann ihn am 5. Dezember mit einem Klavierkonzert von Beethoven und der Kammerakademie Potsdam und am 26. Januar 2023 mit Griegs Klavierkonzert a-Moll und dem Royal Philharmonic Orchestra erleben.

Elbphilharmonie: Omer Meir Wellber – ein gern häufiger gesehener Gast

Für Omer Meir Wellber, der Lisiecki am Sonntag bei Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 KV 467 begleitete, war es sein Debüt bei ProArte in deren Reihe „Faszination Klassik“. Und man würde sich bei diesem außerordentlich interessanten Dirigenten wünschen, dass er so oft nach Hamburg zurückkehrt wie Lisiecki.

Wie leicht und kontrastreich Wellber schon die Orchesterexposition des Kopfsatzes von Mozarts Klavierkonzert C-Dur gestaltete, war famos. Kleinste dynamische Kontraste, ein feines Händchen für Zäsuren und Steigerungen und ein mitreißender Fluss in diesen Anfangstakten boten Lisiecki die Bühne.

Solist Jan Lisiecki griff beherzt in die Tasten – und bekam von Wellber Applaus

Der griff beherzt in die Tasten, hatte einen klaren und markanten Anschlag und setzte vor allem in der tiefen Lage immer wieder markige Akzente. Schon in einem kleinen Interview vor dem Konzert hatte der Pianist von den exzellenten Bläsern der Wiener Symphoniker geschwärmt und tatsächlich waren die vibratolos geblasenen Töne etwa der Flöte oder der Oboe in Verbindung mit den Cantabile-Passagen im Klavier einfach zauberhaft.

Um den Schwung nicht abreißen zu lassen und Betonungen besonders hervorzuheben, nutzte Wellber ein sehr effektvolles plötzliches Auseinanderreißen der Unterarme. Am Ende lief er dem abtretenden Pianisten applaudierend hinterher und eilte sogar noch schnell aufs Podium zurück, um auf einem Kontrabasshocker sitzend der Zugabe seines Solisten zu lauschen.

Bei Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 5 cis-Moll war Wellbers Gestenrepertoire nicht minder eindrucksvoll. Gerne benutzte er die Hände und vor allem den Zeigefinger und wenn ihn der Taktstock dann stören sollte, hielt er ihn einfach senkrecht in der Faust. Durchaus bekannte er sich bei Mahler zu einer unverhohlenen Dramatik und ließ besonders die Blechbläser strahlend hervortreten. Aber auch hier ging es ihm um eine kluge Differenzierung kleinster Details wie etwa am Ende des zweiten Satzes, wo Piccoloflöte und Harfe zu einem leisen Schluss überleiten.