Hamburg. Die Viermastbark ist restauriert, der Neubau geplant – jetzt wurde Gründungsdirektor Klaus Bernhard Staubermann vorgestellt.
Der Vergleich mit der Elbphilharmonie wurde schließlich auch angestellt. In Person des Kultursenators, der auf den Gewinn zu sprechen kam, der durch ein neues Haus in der kulturellen Landschaft verbucht werden kann. Nach der Eröffnung der Elbphilharmonie seien dreieinhalb mal mehr Karten für Klassikkonzerte verkauft worden. In dem Zusammenhang sollte das laut Carsten Brosda bedeuten, dass das Deutsche Hafenmuseum künftig keineswegs eine Gefahr für das Maritime Museum sei. Überaus ähnlicher Betrachtungsgegenstände zum Trotz.
Weitestgehend geht es um Schiffe, und insofern war es alles andere als exotisch, dass Brosda gemeinsam mit Hans-Jörg Czech, dem Chef der Stiftung Historische Museen Hamburg, auf der „Peking“ zum Pressegespräch geladen hatte.
Deutsches Hafenmuseum in Hamburg: Die „Peking“ ist ein Zugpferd
Auch, um auf die vergangene Saison zurückzublicken: Am Standort Schuppen 50A und auf der „Peking“ kamen 2022 insgesamt 44.000 Besucherinnen und Besucher, um den Hafen museal zu erleben. Eine satte Steigerung in Höhe von 52 Prozent zur vergleichbaren Vor-Corona-Zeit, wie Czech erklärte. 6700 Menschen ließen sich über die historische Viermastbark führen – die „Peking“ ist eindeutig ein Zugpferd.
Aber vor allem diente das dienstliche Beisammensein auf der „Peking“ der Vorstellung des im Juli berufenen Gründungsdirektors des im Bau befindlichen Deutschen Hafenmuseums, dessen Haupthaus mittel- bis langfristig im neu entstehenden Stadtteil Großer Grasbrook stehen soll.
185,5 Millionen Euro kommen vom Bund
Klaus Bernhard Staubermann hat ja bekanntlich am 1. November seine Arbeit in Hamburg angetreten, nun sollte der Hauptverantwortliche für das vom Bund mit bis zu 185,5 Millionen Euro geförderte Unternehmen Deutsches Hafenmuseum ein paar Worte über seine Aufgabe verlieren.
Staubermann, habilitierter Wissenschaftler mit spannend klingenden einstigen Studieninteressen – Astronomie, Astrophysik, Philosophie – und erfahrener Museumsmann, der unter anderem mehr als ein Jahrzehnt an dem National Museum of Scotland in Edinburgh arbeitete, legte pointiert dar, was er grundsätzlich von einem Museum erwartet.
Demgemäß muss es empathisch sein, neugierig machen, informieren ohne zu belehren und für Selbstermächtigung seiner Besucher sorgen – klingt gut. Und modern auch im Hinblick auf die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, die Staubermann ansprach.
Deutsches Hafenmuseum soll keine Nostalgieveranstaltung werden
Dabei liegt der Hafenmuseum-Chef wenig überraschend mit Brosda und Czech, die unter anderem dafür verantwortlich sind, dass Staubermann nun diesen Hamburger Museums-Topjob hat, auf einer Wellenlänge. Angedacht und gewünscht ist ein die globalisierte Gegenwart und Zukunft miteinbeziehender Fokus und keine rein historische Sichtweise. Das Deutsche Hafenmuseum soll keine Nostalgieveranstaltung werden.
Oder, wie Klaus Bernhard Staubermann sich zitieren lässt: „Für das Deutsche Hafenmuseum, das mit seinen zwei Standorten im direkten Zusammenhang eines lebendigen und innovativen Hafengeschehens agieren wird, bieten sich damit vielfältige Anknüpfungspunkte für die Präsentation und für die Vermittlung globaler Sichtweisen und Diskussionen.“
Wobei das mit den zwei Standorten das zentrale Element des dual angelegten Vorhabens ist: Hier das frisch restaurierte Segelschiff und das bisherige Hafenmuseum Hamburg im historischen 50er-Schuppen am Bremer Kai/Hansahafen, dort der Museumsneubau gegenüber der HafenCity.
Fertig werden, so heißt es seit der Bewilligung von Geldern des Bundes im Jahr 2015, der das Deutsche Hafenmuseum allein finanziert, nach Möglichkeit noch in diesem Jahrzehnt. Eine genaue terminliche Festlegung, führte Kultursenator Brosda aus, sei „seriös“ nicht möglich. Im Oktober seien von der Stiftung Historische Museen Hamburg beim Bund erste Unterlagen eingereicht worden.
Brosda: Die „Peking“ werde neues Wahrzeichen der Stadt
Die formelle Basis für den Eintritt in die weitere detailliertere Planung des Hafenmuseums also, zu dessen räumlicher Entwicklung (Brosda: „Lange, bevor das eigentliche Haus fertig ist, wird das Deutsche Hafenmuseum in den kommenden Jahren nicht zuletzt mit der ,Peking‘ Geschichten erzählen“) seit neustem die inhaltliche Planung von Klaus Bernhard Staubermann kommt. Wenn das Hafenmuseum irgendwann steht, wird die „Peking“, die laut Brosda künftig „ziemlich sicher ein neues Wahrzeichen der Stadt“ sei, laut länger bekannten Planungen ihren finalen Liegeplatz am Kleinen Grasbrook gefunden haben.
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Während Hafenmuseum-Direktor Staubermann knapp seine Vorstellungen skizzierte und von allen Beteiligten ein überaus positives Fazit der jüngsten Vergangenheit gezogen wurde, wollten und mussten Brosda und Czech die Gelegenheit nutzen, um noch ein paar Sätze mehr über die von Peter Tamm („Hier droht ein maritimer Overkill“), dem Chef des Maritimen Museums, im Abendblatt geäußerte Kritik am ehrgeizigen, auch finanziell üppigen Projekt „Deutsches Hafenmuseum“ zu verlieren.
Für Czech, der in der Stiftung Historische Museen vier Häuser vertritt, ist klar, dass im Hinblick auf das Thema Häfen „ein Museum nicht reicht“. Und auch Brosda schloss eine Konkurrenz und „Kannibalisierung“ aus, was Aufmerksamkeit und Besucheranzahl angeht, „beide Häuser werden einander stärken“.
Der aktuelle Liegeplatz der „Peking“ ist durch neu gesetzte Dalben für mögliche Sturmfluten übrigens gut gesichert. Bis sie umzieht, dauert es ja noch eine Weile.