Hamburg. Der Standort für das neue Museum in der HafenCity lasse auf viele Besucher hoffen, erklärt die Wissenschaftsbehörde.

Nach dem Abendblatt-Bericht über den vorgesehenen Platz für das neue Hamburger Naturkundemuseum in der HafenCity hat die Wissenschaftsbehörde am Mittwoch erläutert, welche Vorzüge das Baufeld 51 zwischen der Überseeallee und der Shanghaiallee habe.

Dieser Standort zeichne sich durch eine „zentrale Lage und bemerkenswerte Strahlkraft aus“, teilte eine Sprecherin mit. „Außerdem ist der Ort des Baufelds repräsentativ, die Wegführung wasserseitig entlang der Elbtorpromenade lässt ein hohes Besucher:innenaufkommen erwarten.“ Damit könne der Standort auch zur „Vernetzung von Innenstadt und HafenCity“ dienen. Das Baufeld verspreche eine „sehr gute städtebauliche Einbindung in die Wissenschafts- und Museumslandschaft“.

Neues Naturkundemuseum in der HafenCity: Etliche Standorte zuvor geprüft

Unter Beteiligung mehrerer Hamburger Behörden und städtischer Akteure seien zuvor etliche Standorte geprüft worden, auch in der Innenstadt. Verworfen wurden der Behörde zufolge Grundstücke, auf denen sich die Bedarfe des neuen Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) als Träger des Naturkundemuseums nicht erfüllen ließen, etwa weil die Baufelder zu klein seien. „Das trifft auf die angebotenen Innenstadtstandorte zu.“

Zudem sei ein Forschungsbau mit Laboren und Ausstellungsflächen „nur sehr schwierig in Bestandsbauten, vor allen Dingen in denkmalgeschützten Bestandsbauten umzusetzen“. Auch die zeitliche Verfügbarkeit sei ein wichtiger Faktor gewesen: „Manche Grundstücke stehen nicht rechtzeitig zur Verfügung.“

Fegebank über Naturkundemuseum in Hamburg: "großer Erfolg"

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) zeigte sich froh. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir nach langer, intensiver Suche ein neues, prominentes Zuhause für die Naturkunde in Hamburg gefunden haben. Das ist ein großer Erfolg für unseren Wissenschaftsstandort“, sagte sie. „Im neuen LIB werden drei wichtige Elemente unter einem Dach verknüpft: die exzellente Forschung, eine umfassende Sammlung und eine spannende Ausstellung.“

Die Wissenschaftsbehörde hatte das HIS-Institut für Hochschulentwicklung mit einer Flächenbedarfsbemessung beauftragt. Die abschließende Studie werde Anfang 2023 vorliegen und das theoretische Flächen- und Funktionsprogramm enthaltenen. Die Informationen bildeten eine wichtige Grundlage für den folgenden Architekturwettbewerb, erklärte die Wissenschaftsbehörde am Mittwoch. Eine Machbarkeitsstudie zum Baufeld 51 in der HafenCity habe schon wichtige Informationen geliefert.

Der Senat werde im Rahmen des Architekturwettbewerbs „den Entwurf auswählen, der sowohl mit Blick auf den Städtebau als auch auf die Inhalte des LIB am besten geeignet ist“, so die Behörde. Die Kosten könnten „zu diesem frühen Zeitpunkt ohne konkreten Planungsentwurf“ noch „nicht seriös beziffert“ werden.

Viele Arten und Ökosysteme sind bedroht

Das neue Hamburger Naturkundemuseum soll Teil des außeruniversitären Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) sein. Dessen Mitarbeiter an den Standorten Hamburg und Bonn untersuchen, wie sich die Vielfalt des Lebens weltweit verändert. Das Forschungsmuseum soll die Kraft der Evolution veranschaulichen – und unseren Einfluss. „Denn der Mensch ist in Zeiten des rasanten Umweltwandels, vom Klima bis hin zu Lebensräumen und Lebewesen, längst zu einem entscheidenden Faktor der Evolution geworden“, schreibt das LIB auf seinen Internetseiten. „Evolutioneum“ könnte das neue Haus heißen, hatte der wissenschaftliche Projektleiter, Biologieprofessor Matthias Glaubrecht, vorgeschlagen.

Einst besaß die Hansestadt ein eigenes Naturkundemuseum am Steintorwall nahe dem Hauptbahnhof. Während der „Operation Gomorrha“ im Juli 1943 ging die Einrichtung unter den Bomben der Alliierten in Flammen auf – und mit ihr die Ausstellung. Heute steht an der Stelle ein Elektrogroßmarkt. Ein Teil der naturkundlichen Sammlungen war allerdings damals ausgelagert worden und konnte gerettet werden. Allein die Hamburger Zoologischen Sammlungen umfassen schätzungsweise zehn Millionen Objekte – von konservierten Amphibien und Reptilien über Säugetiere und Vögel, Spinnen und Tausendfüßer bis hin zu Quallen. Zusammen mit anderen naturkundlichen Sammlungen bilden sie ein Archiv des Lebens, anhand dessen sich der Verlauf der Evolution nachvollziehen lässt.

Museum kann bisher nur kleinen Teil seiner Schätze präsentieren

Von den zoologischen Stücken kann das Museum der Natur Hamburg an seinem Standort an der Bundesstraße aber nur einen kleinen Teil ausstellen. Das Haus bekam 2018 einen neuen Eingang zur Bundesstraße; ein Teil der 2000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche wurde neu gestaltet. Doch anderswo wird erheblich mehr geboten: Das populäre Naturkundemuseum in Berlin etwa hat 8000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Auch von den etwa 138.000 Stücken der Geologisch-Paläontologischen Sammlungen – darunter etwa Bernsteine und fossile Tintenfische – sowie von den etwa 90.000 Objekten der Mineralogischen Sammlung – darunter Meteoriten vom Mond – kann das Museum an zwei weiteren Standorten nur eine kleine Auswahl präsentieren. Zoologie, Geologie und Mineralogie ließen sich zusammenführen unter dem Dach des geplanten Naturkundemuseums als Teil des Leibniz-Instituts.

Bund trägt Hälfte der Kosten für neues Leibniz-Institut

Dieses besteht aus dem Museum Koenig Bonn (ehemals Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig) und eben dem Museum der Natur Hamburg (ehemals Centrum für Naturkunde). Beide Einrichtungen waren im Juli 2021 nach einem Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz in dem neuen Leibniz-Institut zusammengeführt worden. Nach Angaben des LIB besitzen der Hamburger und der Bonner Standort zusammen mehr als 16 Millionen Objekte.

Nach aktuellen Angaben der Wissenschaftsbehörde finanzieren der Bund und die Ländergemeinschaft das LIB mit mehr als sechs Millionen Euro ab 2021 – aufsteigend auf rund 8,8 Millionen bis 2027. Davon trägt der Bund 50 Prozent; Hamburg zahlt rund 37,5 Prozent. Den Rest tragen alle Bundesländer im Rahmen der gemeinsamen Vereinbarung zur Förderung der Leibniz-Institute. Darüber hinaus finanziert der rot-grüne Senat den musealen Bereich des neuen Forschungsmuseums für die Jahre 2021 und 2022 mit rund 3,7 Millionen Euro.