Hamburg. Nach Kritik und Absagen soll die Auszeichnung wie geplant am Sonntag in Hamburg vergeben werden – aber nicht in Kühnes Hotel.

Der seit 2010 vergebene Klaus-Michael Kühne-Preis für das beste deutschsprachige Debüt heißt in diesem Jahr „Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals“. Das teilte das Festival am Mittwoch mit. „Nach der öffentlichen Debatte um die Absage der Teilnahme zweier Autor:innen am Debütantensalon 2022 hat die Kühne-Stiftung das Harbour Front Literaturfestival am 12. September 2022 dazu aufgefordert, den Namen des ‘Klaus-Michael Kühne-Preises’ und den Ort der Preisverleihung zu ändern“, heißt es in der Mitteilung.

Wie in den Jahren zuvor sollte der Preis am Sonntag eigentlich im Hotel The Fontenay übergeben werden, das dem Milliardär Klaus-Michael Kühne gehört. Nun findet die Veranstaltung im Nachtasyl statt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird mindestens in diesem Jahr weiter finanziell von Kühne getragen. Das Harbour Front Literaturfestival danke der Kühne-Stiftung für die jahrelange Unterstützung, so steht es in der Mitteilung. Ob und wie Kühnes Engagement beim Festival weitergeht, ist unklar. „Zur zukünftigen Förderung können wir derzeit nichts sagen“, erklärte das Festival auf Anfrage des Abendblatts.

NS-Vergangenheit: Weiteres Engagement der Kühne-Stiftung ist ungeklärt

Hauptförderer des Harbour Front Festivals sind seit kurzem die Hapag-Lloyd-Stiftung und die Bodo-Röhr-Stiftung, die damit an die Position des langjährigen Hauptsponsors Kühne rückten.

Der Rückzug des Autors Sven Pfizenmaier und der Autorin Franziska Gäsler hatte in der Kulturbranche Wellen geschlagen. Begründet hatten die Autoren ihren Verzicht auf Teilnahme beim Wettbewerb um den Klaus-Michael Kühne-Preis mit dem Umgang von Kühne + Nagel mit der NS-Vergangenheit des Unternehmens. In dieser Sache sieht auch die Festivalleitung, wie sie vergangene Woche verlautbarte, „Diskussionsbedarf“.

Bei der Eröffnung des Festivals vergangenen Freitag in der Elbphilharmonie kamen die Misstöne jedoch kaum zur Sprache. Michael Behrendt, der bei allen drei genannten Stiftungen mitmischt, nahm dabei in seinem Grußwort Kühne („Er war sieben Jahre alt bei Kriegsende“) in Schutz und verwies auf das „beeindruckende gesamtgesellschaftliche Engagement“ der Kühne-Stiftung.