Hamburg. Der Bau soll 300 bis 400 Millionen Euro kosten. Für die neue Oper holt Klaus-Michael Kühne einen schillernden Partner ins Boot.
Ein HSV-Investor, der Anteile kauft und später enttäuscht einige wieder abgibt, der die Elbphilharmonie mit Millionen unterstützt, der an Hapag-Lloyd beteiligt ist und sich zuletzt heimlich und leise gleich zehn Prozent der deutschen Renommier-Airline Lufthansa gesichert hat – das ist Klaus-Michael Kühne (84). Für Überraschungen ist der in Hamburg geborene Logistik-Mogul ja immer gut. Nun hat er in einem Gespräch mit dem „Spiegel“ verkündet, dass er in seiner Heimatstadt eine neue Oper bauen will.
Denn die Oper mögen seine Frau Christine und er besonders gern. Allein, die Staatsoper an der Dammtorstraße genügt nicht ganz seinen Qualitätsvorstellungen. Mit ähnlichen Argumenten hatte er einst beschlossen, den HSV finanziell zu fördern.
Klaus-Michael Kühne will neue Oper bauen
Der „Spiegel“ schreibt, Kühne missfalle das Haus in der Nähe des Gänsemarktes, es sei „asbestverseucht“, die Akustik sei „mangelhaft“, das künstlerische Niveau „Durchschnitt“. Das wird die derzeitigen Macher ebensowenig freuen wie Dirigent Kent Nagano. Doch Kühne geht es vor allem um die Hülle für die Musik, für die er und Gattin so leidenschaftlich schwärmen.
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Kühne, so heißt es, arbeite mit dem österreichischen Investor René Benko, der auch den Olaf-Scholz-Tower in der HafenCity verantworten soll, an einem Plan für ein Opernhaus, das 300 bis 400 Millionen Euro kosten soll. Das wäre etwa die Hälfte der Elbphilharmonie-Kosten. Für Kühne aus der Portokasse zu begleichen. Immerhin hat er gerade nur aus der Dividende von Hapag-Lloyd mindestens mehrere Hundert Millionen Euro erhalten. Am derzeitigen Standort der Staatsoper solle ein „Immobilienprojekt“ entstehen. Dass das bestehende Haus unter Denkmalschutz steht – offenbar kein Argument für Kühne.
"O sole mio" unter der Dusche
Die geplante Oper soll nach Kühnes Vorstellungen ebenfalls in der HafenCity entstehen. Wie es heißt, habe er bereits Gespräche mit der Politik darüber geführt. Kühne – und hier gibt der „Spiegel“ dessen Aussagen in indirekter Rede wieder – habe vom Kultursenator (Carsten Brosda) das Signal erhalten, dieser stehe dem Plan „offen“ gegenüber. Bürgermeister Peter Tschentscher sei „eher zurückhaltend“.
Was der „Spiegel“ knallhart enthüllt, dürfte den Verantwortlichen in Hamburg Schweißperlen auf die Stirn treiben. Mehr noch: Seine Frau Christine sagte, die Opern-Begeisterung gehe so weit, dass ihr Gatte sogar unter der Dusche singe. In Venedig habe er mal „O sole mio“ angestimmt.
Staatsopern-Intendant Georges Delnon: "Ein starkes Signal"
„In Hamburg ein neues spektakuläres Opernhaus am Wasser zu bauen – man denkt sogleich an Oslo oder Kopenhagen – wäre für Kultur, Musik und insbesondere die Oper – gerade nach Corona – ein starkes Signal", so Staatsopern-Intendant Georges Delnon gegenüber dem Abendblatt. "Jetzt in einen spektakulären Neubau zu investieren würde den gesellschaftlichen Wert der Kunstform Oper spiegeln und weltweit als ein wichtiges Statement für die Hochkultur wahrgenommen werden. Hamburg würde dadurch mit Sicherheit nochmal an Attraktivität gewinnen.“
Angesichts der Pläne des Milliardärs zum Bau einer neuen Oper hofft die Stadt auf eine Schenkung. "Der Erste Bürgermeister und der Kultursenator kennen die Idee von Herrn Kühne, ein neues Opernhaus zu bauen", sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Sonnabend. Sie hätten aber klar zum Ausdruck gebracht, dass ein Mietkaufmodell im Rahmen einer Kooperation mit dem österreichischen Investor René Benko für den Senat nicht in Frage komme.
Neue Oper in Hamburg: Die Stadt hofft auf ein Schenkung
"Eine Schenkung durch Herrn Kühne beziehungsweise seine Stiftung nach dem Vorbild der Kopenhagener Oper wäre dagegen ein bemerkenswertes mäzenatisches Engagement."
In dem Fall würde die Stadt die Bereitstellung und Erschließung eines geeigneten Grundstücks sowie die Verlagerung des Opernbetriebs an den neuen Standort prüfen, sagte Schweitzer.