In knappen, verdichteten Sätzen erzählt Aldo Cazzullo in seinem Debüt-Roman die Geschichte einer Rache, einer politischen Verschwörung, einer späten Genugtuung.
Der italienische Autor Aldo Cazzullo führt in seinem höchst lesenswerten Debüt „Bitter im Abgang“ zurück in die Zeit am Ende des Zweiten Weltkrieges. In knappen, verdichteten Sätzen erzählt er die Geschichte einer Rache, einer politischen Verschwörung, einer späten Genugtuung. Und einer lebenslangen Liebe.
Das Städtchen Alba im Piemont ist berühmt für seine Weine und seine Trüffel. Ein Ort, der Gourmets ein Leuchten in die Augen und ein Schnalzen auf die Zunge zaubert. Und Alba ist ein Ort, an dem gegen Ende des Krieges versprengte Partisanen, Faschisten und Kirchenfürsten aufeinandertreffen. Moresco, einer der Partisanen, erpresst vom Pfarrer von Alba die Hälfte eines geheimnisvollen Schatzes, um ihn dem Widerstand zuzuführen. Den Schatz hatte die italienische Armee offenbar in Alba an einem unbekannten Ort deponiert. Alberto, ebenfalls Partisan und Moresco in einer Art Hassliebe zugewandt, traut seinem Freund jedoch nicht.
65 Jahre später ist Moresco, längst zum einflussreichen Weinfabrikanten avanciert, tot, ermordet am Tag der Befreiung vom Faschismus. Wer hatte so viele Jahre nach Kriegsende noch ein Interesse am Tod des reichen alten Mannes? Der Verdacht fällt auf Alberto, denn er hat Moresco niemals verziehen, dass dieser die schöne Virginia im Krieg geopfert hat, Albertos große Liebe, von der Moresco verschmäht worden war. Als kurz darauf der greise Faschist Vergnano ermordet wird, der damals auch eine nicht eben untadelige Rolle gespielt hat, sieht sich der Inspektor einem Geflecht aus Neid, Hass, Verrat und Korruption gegenüber. Alberto als Täter wäre gewiss die einfachste Lösung, aber seit wann sind das Leben und der Tod schon einfach?
Aldo Cazzullo erzählt in kurzen, rasant gegeneinandergeschnittenen Kapiteln. Und er erzählt davon, dass das Vergangene niemals wirklich vergangen ist. Es lebt in uns fort.
Aldo Cazzullo: „Bitter im Abgang“. Deutsch von Petra Kaiser, Verlag C. H. Beck, 152 S., 16,95 Euro