Viel Beifall für das Ensemble und die Philharmoniker, aber auch Buhrufe für Generalmusikdirektorin Simone Young, vor allem aber für das Regieteam Claus Guth/Christian Schmidt: Die mit viel Spannung erwartete Premiere von Wagners “Walküre“ an der Hamburgischen Staatsoper sorgte beim Publikum für heftige Reaktionen, und das in beide Richtungen.

Viel Beifall für das Ensemble und die Philharmoniker, auch Buhrufe für Generalmusikdirektorin Simone Young, vor allem aber für das Regieteam Claus Guth/Christian Schmidt: Die mit viel Spannung erwartete Premiere von Wagners "Walküre" an der Hamburgischen Staatsoper sorgte beim Publikum für heftige Reaktionen, und das in beide Richtungen. Kein Wunder, denn Guth präsentierte eine Version, die über weite Strecken kühl und berechnet daherkam, die das Drama um Macht, Liebe und Widerspruch auf seinen Kern reduzierte, die es als Versuchsanordnung höherer, aber hilfloser Mächte darstellte.

Kurz nach 17 Uhr war Young vor den Vorhang getreten, mit dem "Meistersinger"-Zitat "Mir schwant nichts Gutes". Sechs Stunden zuvor hatte man erfahren, dass Wotan Falk Struckmann wegen akuter Grippe ausfallen würde. Er könne nur spielen, für ihn werde das Ensemblemitglied Thomas J. Mayer von der Seite singend einspringen. Eine Riesenchance, ein Riesendruck.

Youngs Dirigat war vom ersten Akt an stringent und dramatisch mitdenkend, die Philharmoniker waren sofort auf Betriebstemperatur. Stuart Skelton punktete insbesondere mit seiner symbolischen Wettervorhersage. Yvonne Naefs Sieglinde hatte mit einigen Spitzentönen zu kämpfen und konnte nicht recht mithalten. Mikhail Petrenko kam in seiner Rolle als gehörnter Hunding etwas zu freundlich daher.

Der zweite Akt: Struckmann bewegte als Wotan nur die Lippen und überbetonte dabei seine Gestik, Gesangsersatz Mayer nutzte seine Chance von links. Eine Stimme mit viel Potenzial, der man aber auch die Last des Moments anhörte.

Video: Thomas Mayer - vom Aushilfs-Wotan zum Star der "Walküre"

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Fricka (Jeanne Piland) keifte ordnungsgemäß, doch unspannend. Der erste Auftritt von Deborah Polaski als Brünnhilde war noch unspektakulär, ihre Klasse kam bei der Todesverkündung zur Geltung. Skelton legte dort als Siegmund noch mächtig zu, bevor ihn sein Schicksal ereilte. Brünnhilde, die Befehlsverweigerin, floh von der leer gefegten Bühne mit Sieglinde vor dem Zorn ihres Vaters.

Der letzte Akt zeigte den Walküren-Felsen als Brutstätte geklonter Kellerkinder, wo Brünnhilde von ihrem Vater liebevoll hinter dem Feuerzauber zur Langzeitruhe gebettet wurde. Mayer holte hier das für ihn Bestmögliche aus Wotans Endspurt und wurde dafür, wie auch Polaski, ohne Wenn und Aber gefeiert.

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