Bürgermeister Olaf Scholz bezeichnete das Reeperbahn-Festival als “fröhliches Versuchslabor“ und wies auf die große Musiktradition hin.
Hamburg. Die ersten Gitarrenriffs dröhnen schon am Nachmittag über den Spielbudenplatz. Sie kommen aus dem Kukuun, wo Uzi Ramirez auf der kleinen Bühne sitzt. Ramirez spielt Blues und Rock, sein archaischer Sound erinnert an Jack White oder John Lee Hooker. Der Gitarrist ist auch sein eigener Schlagzeuger, mit den Füßen bedient er die Bass Drum und das Hi-Hat.
Ramirez stammt aus Tel Aviv. Zusammen mit sieben anderen Bands aus der israelischen Hafenstadt ist er nach Hamburg gekommen, um auf die einheimische Szene aufmerksam zu machen. "Tune In Tel Aviv" heißt dieses Programm, eines von vielen Beispielen für den internationalen Charakter des Festivals. Genauso wie ein paar Häuser weiter im Glanz und Gloria: Beim "Italian Aperitif" spielt eine Popband namens The Please. Zu diesem Showcase hat das auf Sizilien beheimatete Festival Ypsirock eingeladen, zur Musik gibt es Wein, Käse und Wurst aus der Region.
Schon am Mittwochabend hatte der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das Festival beim traditionellen Branchentreff im Grünspan offiziell eröffnet und auf die große Musiktradition der Stadt hingewiesen. Als "fröhliches Versuchslabor und ernsthaftes Zukunftsforum" bezeichnete Scholz das Reeperbahn-Festival und den dazugehörigen Campus mit seinen Diskussionsrunden und Business-Treffen.
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Diese pointierte Beschreibung des Bürgermeisters ist zutreffend, denn rund um den Spielbudenplatz herrscht ein lebhaftes Treiben wie noch nie zuvor beim Festival, vorherrschende Sprache: Englisch. Die Reeperbahn Campus Lounge ist zentraler Treffpunkt von Musikern, Agenten und Leuten aus dem Musikbusiness. Hier trifft sich die Branche, hier werden die Namen von neuen interessanten Bands gehandelt, hier wird genetzwerkt und werden im besten Fall Geschäfte eingefädelt. Zwischen den Zelten der Künstler der Flatstock Europe ergattern "normale" Festivalbesucher eine Erinnerung in Form von großformatigen Postern, gegen 17 Uhr geht es ins Schmidt-Theater, denn dort läuft Ray Cokes' Reeperbahn-Revue, an den Ticket-Schaltern tauschen Musikfans ihre Eintrittskarten gegen die Festivalbändchen und blättern in den Programmheften für eine detaillierte Abendplanung.
Hamburg ist gerade der Nabel der Popmusik - und das nicht nur für Deutschland.