Eine der vorerst letzten von Gottschalk moderierten “Wetten, dass..?“-Shows verfolgten 2,16 Millionen Zuschauer mehr als die vorige Sendung.

Hamburg. Paradoxon oder Kalkül? Bei der Ankündigung Thomas Gottschalks, den Moderatoren-Job bei ""Wetten, dass..?" im Sommer endültig aufgeben zu wollen, hatten am Sonnabend so viele Fernsehzuschauer das ZDF eingeschaltet wie lange nicht mehr bei einer Ausgabe der Unterhaltungsshow. 10,56 Millionen verfolgten im Durchschnitt die 193. Ausgabe der Wettsendung aus Halle an der Saale. Ab 20.15 Uhr erreichte das ZDF satte 32,1 Prozent Marktanteil. Damit sahen am Sonnabend rund 2,16 Millionen mehr Menschen zu als bei der letzten Sendung im November.

Der Quotenhit zum 30-jährigen Geburtstag von "Wetten, dass..?" war fast zu erwarten: Die vorige Show aus Düsseldorf musste nach dem tragischen Unfall von Kandidat Samuel Koch erstmals in der "Wetten, dass..?"-Geschichte abgebrochen werden. Die Neugier gerade auf den Beginn der Sendung aus Halle dürfte also auch Gottschalk so erwartet haben. Dass er angesichts der guten Quote auf dem Höhepunkt abtritt, wäre allerdings nicht einmal die halbe Wahrheit. Denn in Wirklichkeit dürfte es Gottschalks Nachfolger alles andere als leicht fallen, das sinkende Flaggschiff des ZDF mittelfristig über Wasser zu halten.

Am Montag gab das Schweizer Fernsehen bekannt, über den Ausstieg bei "Wetten, dass..?" nachzudenken. An der TV-Show ist neben dem ZDF sowohl der SRF als auch der Österreichische Rundfunk ORF beteiligt.

Nach mehr als 20 Jahren sei Gottschalks Schritt natürlich einschneidend für die Sendung, sagte eine SRF-Sprecherin. "Gottschalk hat wie kein anderer diese Sendung geprägt.“ Für das Schweizer Fernsehen SRF sei dies sicher ein Anlass, "die Situation zu überdenken und eine weitere Programmierung zu überprüfen“.

Die Zeitung "Blick“ berichtete am Montag: Was die Quoten angehe, könne das Schweizer Fernsehen gut verzichten. Am Sonnabend hätten nur 180.000 Menschen in der Schweiz eingeschaltet. Die Sendung "Die größten Schweizer Talente“ kam laut "Blick“ dagegen auf 710.000 Zuschauer.

Besser sah es dagegen bei den deutschen TV-Konsumenten aus: Wie eine media control Sonderauswertung belegt, gab es die größten Zuwächse bei den Erwachsenen ab 65 Jahren. Von 2,90 Millionen Zusehern (November) kletterte die Zuschauerzahl auf 4,16 Millionen. Gleichzeitig verbesserte sich der Marktanteil von 30,1 Prozent auf 41,8 Prozent. Im November waren Kinder zwischen drei und 13 Jahren mit einem Marktanteil von 30,6 Prozent die Topseher.

Frauen ab 14 Jahren kommen mit 5,61 Millionen Zuseher auf einen etwas höheren Marktanteil (32,7 Prozent) als Männer (31,8 Prozent). Nach Einkommensgruppen unterteilt, bilden Höchstverdiener den Großteil: 6,21 Millionen Fernsehzuschauer ließen sich die Sendung nicht entgehen.

Im Bundesländervergleich schneidet Hessen in beiden Monaten am besten ab. Von 31,0 Prozent (November) stieg der Marktanteil auf 39,7 Prozent. Lagen im November noch Zuschauer aus Sachsen-Anhalt mit 15,6 Prozent Marktanteil hinten, waren es dieses Mal die Berliner (19,0 Prozent).

Unterdessen gibt es schon jetzt Pläne für ein Mini-Comeback Thomas Gottschalks. Nach seiner letzten Show diesen Sommer in Mallorca kehrt der Moderator doch noch einmal für eine Sondersendung zurück. Am 5. November moderiert Gottschalk aus der Neuen Messe Leipzig eine von drei Sonderausgaben der Show. Dabei wird Gottschalk mit neuen Wetten und einem „Best of“ auf das 30-jährige Bestehen Deutschlands erfolgreichster Unterhaltungssendung zurückblicken.

„Wir sind froh, dass Thomas Gottschalk „Wetten, dass.. ?“ bis Ende 2011 moderieren wird. Die Hallen sind gebucht, die Termine stehen fest. Dabei bleibt es“, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Die Messe Leipzig bestätigte am Montag den Termin für die Show.

Zuletzt war Gottschalk mit „Wetten, dass.. ?“ im November 2007 in der Messestadt zu Gast. In der damaligen Stadtwette hatte er zum „Zwergenaufstand“ gerufen und so die Spießigkeit der Laubenpieper und den Respekt der Deutschen vor der Obrigkeit auf die Schippe genommen. 50 Polizeikommissare sollten bei der Stadtwette als Zwerge verkleidet mit Harke, Schubkarren oder Rechen auf den Marktplatz kommen. Einer mehr als nötig kam – und Gottschalk verlor die Stadtwette.

Details über das Konzept der als großer Rückblick angekündigten Show im Herbst dieses Jahres sowie Gäste sind bislang nicht bekannt. Nächstes Jahr will das ZDF Bellut zufolge das Konzept der 1981 von Frank Elstner erfundenen Familiensendung überarbeiten und mindestens sechs Monate pausieren.

Wer im Anschluss das Erbe Gottschalks antreten soll, ist noch nicht bekannt. Als Favorit für die „Wetten, dass..?“-Nachfolge gilt nach wie vor Jörg Pilawa, der im Herbst 2010 nach seinem Wechsel von der ARD beim ZDF mit einem Mittwoch-Quiz begann, aber nach Belluts Angaben vom späten Sonnabendabend noch nicht gefragt wurde. Doch warum eigentlich nicht, wenn Gottschalks Entscheidung schon seit Weihnachten steht? Die Presselandschaft ist ansonsten mit Namen ohne Ende gespickt: Online-Abstimmungen, auch auf abendblatt.de , weisen immer wieder auf Hape Kerkeling, der als einziger nach dem Empfinden vieler Zuschauer den großen Glanz eines Gottschalk zumindest halbwegs transportieren könnte - abgefedert jedoch mit einem Hauch von Ironie.

Ansonsten: Sind ZDF-Talkmaster Markus Lanz, der vom ehemaligen RTL-Chef und Spiritus Rector vieler Fernsehinnovationen, Helmut Thoma, ins Spiel gebrachte Stefan Raab oder gar ein als abwegig erscheinender Günther Jauch die geeigneten Kandidaten?Oder vielleicht doch eine Frau?Hat jemand an die Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke gedacht, die mehrsprachig und gewandt ist? Oder an Barbara Schöneberger, die ihrem intensiven Witz mit der „NDR Talk Show“ noch Moderationserfahrung draufsattelte? Ältere werden sich jetzt in diesem Augenblick wehmütig erinnern: Gäbe es noch einen Hans-Joachim Kulenkampff – sein Schalk, sein Glanz, sein Charme und sein Charisma täten einem alten und neuen „Wetten, dass..?“ richtig gut. Und der künftigen Quote sicherlich auch.

Mit Material von dpa und ots