Der Moderator hat den Spekulationen der jüngsten Zeit ein Ende bereitet: Am Sonnabend verkündete er seinen Rückzug von „Wetten, dass..?“.
Berlin. Ein Mann, ein Paukenschlag: Am Sonnabend verkündete Thomas Gottschalk seinen Rückzug von „Wetten, dass..?“. Er begründete seinen Schritt damit, dass der Spaß wie vor dem Unglück des Kandidaten Samuel Koch am 4. Dezember nicht mehr so in die Sendung zurückkehren werde. Nach Abschluss der laufenden Staffel sei noch im Sommer Schluss, nicht erst nach Vertragsablauf Ende 2012.
ZDF-Intendant Markus Schächter, den Gottschalk vor der Sonnabendausgabe ins Vertrauen gezogen hatte, teilte umgehend mit, dass das ZDF mit Gottschalk weiterarbeiten werde und für die Präsentation von „Wetten, dass..?“ einen Nachfolger suche. Doch wer mag in Gottschalks riesige Fußstapfen treten?
Beste Aussichten dürfte derzeit die ZDF-Neuverpflichtung Jörg Pilawa haben, der bislang nur die Quizshow „Rette die Million!“ präsentiert. Pilawa hatte noch im September der dpa über seine „Wetten, dass..?“-Ambitionen gesagt: „Es war weder ein Wunsch vom ZDF noch eine Forderung von mir bei unseren Gesprächen. Wenn es bei einer Show in Deutschland momentan keinen Handlungsbedarf gibt, dann ist es „Wetten, dass..?„“.
Die Frage sei, wie der Sender mit dem Erfolgsformat umgehe für den Fall, dass Gottschalk eines Tages abtrete. „Wenn das ZDF die Show eins zu eins fortführen sollte, wäre dies ein Genickschuss für jeden, der sich nach Gottschalk auf das Sofa setzen würde“, so Pilawa. Ein möglicher Kandidat ist auch der ZDF-Spättalker Markus Lanz. Gottschalks Co-Moderatorin Michelle Hunziker trauen nicht alle die Verantwortung zu. In der Vergangenheit fielen auch schon Namen wie Hape Kerkeling oder sogar Stefan Raab.
Doch trotz Zuschauerverlusten auf unter zehn Millionen pro Ausgabe und Sicherheitsdiskussionen wie nach dem schweren Unfall am 4. Dezember: „Wetten, dass..?“ bleibt eine Marke, auf die das ZDF vermutlich nicht verzichten kann, weil die Sendung immer noch einen Großteil des Publikums mobilisiert. Sonst hat der Sender am Sonnabend nur noch Carmen Nebel zu bieten.
Außerdem ist „Wetten, dass.. ?“ eine wirtschaftlich bedeutende Plattform für Künstler aus aller Welt, die über die Show ihre Vermarktung ankurbeln. Auch die Familie Gottschalk profitiert von „Wetten, dass..?“: Nicht nur Thomas, weil er geschätzt 100.000 Euro pro Show an Gage bekommt. Auch Bruder Christoph, Geschäftsführer von dolce media. Er ist mit dieser Firma für die Vermarktung seines großen Bruders und für die Beschaffung von dessen Werbeverträgen zuständig sowie für das sogenannte Product Placement in der Show.
Gottschalk trat seinen Dienst als Nachfolger von Frank Elstner im September 1987 bei „Wetten, dass..?“ an. Damals stand in Deutschland noch die Mauer, und Helmut Kohl war Bundeskanzler. 1992 hörte Gottschalk vorübergehend auf. Ihn hatte der Lockruf des Geldes aus der privaten Senderlandschaft ereilt. Für RTL bestritt Gottschalk einen Late-Night-Talk, für Sat.1 seine „Haus-Party“.
Aber schon Ende 1993 zog es den Blondschopf wieder zu „Wetten, dass..?“ zurück. Sein kurzzeitiger Vertreter, Wolfgang Lippert, musste gehen, Gottschalk brachte wieder Glanz in die Hütte. Die Stars gaben sich die Klinke in die Hand, Gottschalk war in seinem Element. „Wetten, dass..?“ erlebte einen erneuten Aufschwung.
Doch zu Beginn des neuen Jahrtausends mussten Gottschalk und das ZDF vermehrt öffentliche Kritik einstecken, weil vornehmlich RTL mit Show-Neuentwicklungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ und „Das Supertalent“ Marktanteile am Samstagabend dazugewann und das gute alte Zugpferd „Wetten, dass..?“ in direkter Konkurrenz an Boden verlor.
Gottschalk wurde schon häufiger Amtsmüdigkeit nachgesagt, seine Kritiker bemängelten die manchmal lahmen und oberflächlichen Gespräche auf der Couch. Vielleicht mag der Fall Samuel Koch daher ein guter Anlass gewesen sein, den Schlussstrich zu ziehen. Seinen Witz behielt Gottschalk auch angesichts der ernsten Lage beim Abschied:Ihn ärgere nur, meinte er, dass ihn der ägyptische Präsident Husni Mubarak in Sachen Rücktritt knapp geschlagen habe.
Die Highlights der Jubiläumsshow im Liveticker zum Nachlesen
23 Uhr: In der Jubiläumssendung muss Thomas Gottschalk ausnahmsweise nicht überziehen. Pünktlich beendet er seine Sendung, die in die Geschichte eingehen wird als die Show, in der Gottschalk seinen Rückzug bekannt gab. Wer ab Somemr sein Nachfolger wird, steht indes noch nicht fest.
22.50 Uhr: Halle hat die Stadtwette gewonnen. Wettkönig wird Andreas, der Glühbirnen-Fußdrehe. Auf dem zweiten Platz landet der Kronkorken-Schnipser, Dritter werden die Salami-Golfer.
22.45 Uhr: Die Wetten sind wirklich kreativ heute: Kandidat Andi macht auf einer Leiter Handstand und dreht dabei mit den Füßen Glühbirnen in mehrere Fassungen. Alle Lampen leuchten, Wette gewonnen.
22.21 Uhr: Auch diese Wette hat gute Chancen auf den Tagessieg: Kandidat Ralf schlug drei Minisalamis per Golfschläger in die Luft, sein Kollege Christian fing diese mit dem Mund auf. Verrückt!
21.59 Uhr: Take That sind erstmals seit 1996 wieder in der Show und sorgen wie eh und je für Gekreische auf den Rängen. Robbie Williams und Co. geben ihren Song "The Flood" zum Besten.
21.48 Uhr: Wer will schon riskante Action-Wetten sehen? Unglaublich: Ein Kandidat schnippte mit seinem Ohr mehrere Kronkorken auf und beförderte sie gleichzeitig in ein Bierglas. Wette gewonnen und gute Chancen auf den Titel des Wettkönigs.
21.35 Uhr: Topmodel Naomi Campbell besucht die Show und nimmt auf dem Sofa Platz. "Du kannst nicht aufhören, Du bist doch eine Institution", sagt sie zu Moderator Thomas Gottschalk.
21.25 Uhr: Die schwedische Popband Roxette ist auf der Bühne. Sängerin Marie Fredriksson präsentiert ein Medley aus alten Hits wie "You must have been love" und dem Song "She's Got Nothing On (But The Radio)".
21.13 Uhr: "Tatort"-Schauspielerin Maria Furtwängler ist zu Gast auf dem Sofa. Sie promotet den Event-Zweiteiler "Schicksalsjahre", in dem sie die Hauptrolle spielt.
20.53 Uhr: Udo Lindenberg sorgt für das erste musikalische Highlight: Der Panikrocker performt seinen Hit "Hinterm Horizont".
20.39 Uhr: Die erste Wette beginnt: Zwei Kandidaten versuchen 150 Kerzen auszublasen, indem sie eine Frisbee über die Lichter werfen. Der Versuch misslingt, einige Kerzen brennen noch.
20.30 Uhr: Gottschalk erklärt, er wolle nicht „in einem so traurigen Zusammenhang“ im Gedächtnis seiner Zuschauer bleiben und habe sich deshalb entschlossen, sich „nicht sofort aus dem Staub zu machen“, sondern die laufende Staffel abzuschließen und sich „schweren Herzens“ in Mallorca zu verabschieden, sagte Gottschalk. Für den Herbst kündigte er eine große „Wetten, dass..?“-Retrospektive an.
20.25 Uhr: Gottschalk nimmt seinen Rücktritt mit Humor: "Leider habe ich das Wettrennen gegen Husni Mubarak nicht gewonnen", sagt er zu Beginn der Sendung.
20.20 Uhr: Michelle Hunziker, die gemeinsam mit Gottschalk die Show moderiert, versucht den 60-Jährigen noch umzustimmen. "Ich hoffe wir werden noch einige Abende auf diesem Sofa verbringen", sagt Hunziker.
20.18 Uhr: Gleich zu Beginn der Sendung wendet sich Thomas Gottschalk an die Zuschauer: Der ZDF-Moderator kündigt vor laufender Kamera an, im Sommer zum letzten Mal die Unterhaltungssendung zu moderieren. Seit dem schweren Unfall des Kandidaten Samuel Koch liege für ihn „ein Schatten auf der Sendung“, der es ihm nicht ermögliche, so fröhlich zu sein wie bisher, sagte Gottschalk. Die laufende Staffel wolle er aber zu Ende bringen und mit der Sommersendung auf Mallorca abschließen.
Lesen Sie dazu auch den exakten Wortlaut seiner Begründung:
Gottschalk: Ein Schatten liegt auf „Wetten, dass..?“
Entertainer Thomas Gottschalk hat am Sonnabend seinen Rückzug von der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ angekündigt. Lesen Sie hier den Wortlaut seiner Begründung:
„An dieser Stelle sage ich ja immer:Es gibt großartige Wetten, es gibt tolle Gäste, und das verspreche ich natürlich auch für heute abend. Aber es gibt gewisse Dinge, die kann man nicht so zwischen Tür und Angel besprechen, und deswegen möchte ich mich auf das Sofa setzen hier, auf dem ich die besten 25 Jahre meines Lebens verbracht habe, also nicht durchgehend aber doch zumindest fast.
Es ist, wie Sie wissen beim letzten Mal alles anders gewesen als sonst, denn ich habe mich entschlossen von diesem Sofa aus immer nur gute Laune und Spaß zu verbreiten. Aber beim letzten Mal ist mir das nicht gelungen. Ich habe hier gesessen und musste Ihnen mitteilen, jetzt ist Schluss mit lustig.
Auch von Hoffnung, dass der Unfallschock ein kurzer und ein vorübergehender sein würde, hat sich leider nichts erfüllt. Ich bin schon froh zu wissen, dass Samuel uns heute abend zuschaut, die besten Wünsche Samuel für Dich von uns allen. Dankeschön, er wird sich freuen, und Samuel weiß, dass er sich nur sehr langsam erholen wird, und das sein Leben, dass er als Athlet und Schauspieler geplant hat, nun ein anderes werden wird.
Ich habe ihn letzte Woche endlich besuchen können, und er hat mich ausdrücklich gebeten, allen zu danken, die sich in Briefen und in Gebeten um ihn gesorgt haben. Und ganz besonders grüßt er Hagen, dass sollte ich nicht vergessen. Es war ihm auch ganz wichtig, mir und damit Ihnen noch einmal klar zu machen, dass er kein adrenalinsüchtiger Junkie ist, sondern sich mit fast 500 Probesprüngen sorgfältig auf diese Wette vorbereitet hatte.
Er zerbricht sich heute noch den Kopf, was schiefgelaufen ist. Sie und ich bräuchten dies nicht zu tun, hat er gesagt. Trotzdem kann ich in dieser Show nicht weitermachen, als wäre nichts passiert. Für mich persönlich liegt auf „Wetten, dass..?“ jetzt einfach ein Schatten, der es mir schwer machen würde, jemals wieder zu der guten Laune zurückzufinden, die Sie zu Recht von mir in dieser Sendung erwarten.
Aber ein Event, das 30 Jahre lang in regelmäßigen Abständen zu Ihrem und auch zu meinem Samstagabend gehörte, hat ein solches Ende nicht verdient. Auch will ich nicht mit einem so traurigem Zusammenhang in Ihrem Gedächtnis bleiben und hab' mich deswegen entschlossen, mich nicht sofort sozusagen in dem Schock aus dem Staub zu machen, sondern diese Staffel abzuschließen und mich dann mit der Sommersendung in Mallorca schweren Herzens von „Wetten dass..?“ zu verabschieden.“
(dpa/abendblatt.de)