Es ist das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen - doch die Sendung am Sonnabend steht im Zeichen der schwersten Stunde von “Wetten, dass...?“

Das erste Mal nach dem schweren Unfall bei „Wetten, dass..?“ im Dezember moderiert Thomas Gottschalk am kommenden Sonnabend wieder die ZDF-Unterhaltungsshow. „Ich habe immer gesagt: Das wäre für mich das Allerschlimmste, wenn einem meiner Kandidaten in einer Livesendung etwas passiert“, hatte der 60-Jährige, selbst Vater von zwei Söhnen, nach dem Sturz von Student Samuel Koch in der Sendung gesagt. Er halte es für seine Pflicht, „hier nicht weiterzuspielen, als wäre nichts passiert“.

Die Entscheidung, die Show nach dem Unfall – das erste Mal in ihrer 30-jährigen Geschichte – abzubrechen, brachte Sender und Moderator allgemein Respekt ein. Nun wird ein Millionenpublikum schauen, wie Gottschalk die erste Sendung nach dem Unfall, die zugleich den 30. Geburtstag markiert, meistert. Die normalerweise einen Tag vor der Sendung angesetzte Pressekonferenz in der Gaststadt findet dieses Mal nicht statt.

Seit 1987 präsentiert Fernsehpreisträger Gottschalk, mit einer Pause zwischen 1992 und 1994, nun "Wetten, dass..?“. Mit kleineren Ausnahmen wie der sogenannten Buntstift-Schummel-Wette und verbalen Ausrutschern wie den „Hartz-IV-Stelzen“ für Bierdosen war die Sendung Routine für den versierten Fernseh-Profi. Dass er bereits eine Woche nach dem Unfall des schwer verletzten Samuel Koch wieder für eine Sendung vor der Kamera stehen sollte, war aber auch für ihn eine Ausnahmesituation. „Das ist heute nicht Tagesordnung“, hatte Gottschalk kurz vor Beginn der Aufzeichnung des ZDF-Jahresrückblicks „Menschen 2010“ gesagt. „Wenn das eine Spiel- und Spaßshow gewesen wäre, dann würde ich heute nicht hier stehen.“ Vor der Entscheidung, die Sendung zu moderieren, „habe ich noch einmal mit Samuels Vater telefoniert, der mich darin bestärkt hat“, sagte Gottschalk.

Auch für eine Fortsetzung von "Wetten, dass..?“ hat sich Gottschalk dann entschieden. Bereits seit 1982 arbeitet der Wahl-Kalifornier, der zunächst eine Lehrerlaufbahn einschlug, beim ZDF. Als dessen Unterhaltungszugpferd moderiert er neben "Wetten, dass..?“ auch Sendungen wie die Spendengala "Ein Herz für Kinder“ oder den Jahresrückblick. Zuvor und teilweise währenddessen war der gebürtige Bayer, der in Kulmbach aufwuchs, beim Bayerischen Rundfunk im Einsatz für Radio und Fernsehen. In den 90er Jahren war er Showmaster bei RTL ("Gottschalk“, "Late Night Show“) und Sat.1 ("Gottschalks Hausparty“, "Gottschalk kommt“).

Immer wieder wurde Gottschalk in den vergangenen Jahren gefragt, wie lange er das ZDF-Unterhaltungsflaggschiff eigentlich noch moderieren wolle. Gerüchte über mögliche Nachfolger machten bereits die Runde. "Eine Schlagzeile nach meinem Einstieg bei 'Wetten, dass..?' war: 'Wir wollen Frank Elstner wiederhaben'“, berichtete er in einem Interview 20 Jahre nach seinem Dienstantritt. Er sehe "in aller Bescheidenheit niemanden, der das, was ich mache, besser macht als ich“, befand er jedoch in dem Gespräch. Und: "Die Kritiker verzweifeln noch genauso an mir wie damals, aber es ist schon die nächste Generation.“

Auch bei den Zuschauern sitzt mittlerweile die nächste Generation mit vor den Bildschirmen, um sich die Familienshow anzuschauen. Gottschalks oft flappsige Sprüche – und seine zuweilen auffällige Garderobe – mögen nicht jedermanns Sache sein. Immer noch schalten jedoch Millionen von Zuschauern bei der laut Sender "größten Fernsehshow Europas“ ein, wenn Promis aus dem In- und Ausland mit dem Moderator mit der fluffigen Lockenfrisur auf der "Wetten, dass..?“-Couch über ihren neuen Film oder ihre neue Platte plaudern.

Sein Vertrag, der aktuelle läuft bis 2012, wird traditionell per Handschlag verlängert. Trotz der für "Wetten, dass..?“-Verhältnisse in jüngster Vergangenheit nicht mehr so glänzenden Quoten halten Sender und Moderator aneinander fest. Gegen den Vorwurf, unter Konkurrenzdruck eine zu riskante Wette ins Programm genommen zu haben, hatten sich Gottschalk und das ZDF nach dem Unfall vehement verwahrt. Das möchte und müsse er zurückweisen, sagte der Moderator. "Wir hatten immer schon riskante Wetten, ob mit Motorrädern oder auf Skisprungschanzen.“ Aber natürlich werde man jetzt überlegen müssen, ob das so bleiben könne. Dies ist geschehen – der Sender hat bereits angekündigt, keine hochsportiven Wetten mehr zu zeigen.

Weil sich das ZDF seiner Verantwortung bewusst sei und weiterhin verpflichtet fühle, werde ab sofort ein Kategoriensystem eingeführt, nach dem die Wetten auf einer Skala von 0 bis 3 bewertet werden. Extrem sportive Wetten wie die von Samuel Koch gehörten in die Kategorie 3. „Sie werden künftig nicht mehr gespielt werden“, sagte ZDF-Unterhaltungschef Manfred Teubner. Dies betreffe auch die Auswahl für die aktuelle Sendung. Alle vorliegenden Wettangebote, die in die Kategorie 3 fielen, hätten keine Chance.

"Wetten, dass..?“ feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Die erste Sendung lief am 14. Februar 1981. „Wir verstehen die gesamte aktuelle Staffel als Jubiläumsstaffel und weisen mit unseren 'Klassik-Wetten' darauf hin, wenn immer es sich anbietet“, sagte Teubner. Aber die nächste Sendung werde keine Revival-Ausgabe sein. „Wir blicken jetzt lieber nach vorne statt zurück, auch wenn das Jubiläum moderativ Erwähnung finden wird“, betonte er. Auf die Frage, ob „Wetten, dass..?“ auch noch den 40. Geburtstag feiern werde, antwortete Teubner: „An uns soll es nicht liegen.“