Die Museumsstiftungen stecken in der Krise - und auch die Anhörung des Bürgerschaft-Kulturausschusses geriet jetzt zum Desaster. Ein Kommentar.
Es ist schier zum Verzweifeln, Hamburgs Museumsstiftungen stecken tief in der Krise und niemand scheint einen Ausweg zu wissen. Nun geriet auch noch im Kulturausschuss der Bürgerschaft die Anhörung jener Experten, die vor vier Jahren Vorschläge zur Konsolidierung gemacht hatten und nun einen Zwischenbericht vorlegten, zu einem Desaster. Die Abgeordneten waren teils miserabel vorbereitet, die Vertreter der Museen wie der Kulturbehörden wirkten gleichermaßen ratlos und auch an mancher Weisheit der Experten kamen Zweifel auf.
Dabei klangen die Empfehlungen, die die Kommission 2006 zur Konsolidierung der Museumsstiftungen erarbeitet hatte, nicht schlecht: Sie hatte erkannt, dass die Stiftungen unterfinanziert waren, und empfahl daher eine Entschuldung sowie die Erhöhung der Zuwendungen. Beides ist 2007 geschehen, was sich die Stadt 13 Millionen Euro kosten ließ.
Trotzdem haben die Stiftungen inzwischen schon wieder 6,5 Millionen Euro neue Schulden aufgehäuft. Wie es dazu kommen konnte, war die wohl wichtigste Frage der Anhörung, befriedigende Antworten gab es trotzdem nicht.
Nach Meinung der Experten liegt die Fehlentwicklung vor allem darin begründet, dass nur ein Drittel ihrer Empfehlungen konsequent, ein weiteres Drittel halbherzig und der Rest gar nicht befolgt worden seien.
So ganz von der Hand zu weisen ist diese Argumentation sicher nicht. So hatte die Kommission eine Zusammenlegung der vier stadt- und kulturhistorischen Museen (Hamburgmuseum, Altonaer Museum, Helms-Museum und Museum der Arbeit) zu einer gemeinsamen Stiftung historische Museen Hamburg angeregt. Doch statt einen wirklichen Neuanfang mit einem von außen kommenden Gründungsdirektor zu wagen, wurden die bisherigen Direktorien in eine mehr oder weniger kollektive Führung eingebunden. Weder ein wirkliches Zusammenwachsen noch eine vernünftige Aufgabenteilung und noch nicht einmal ein gemeinsamer Haushalt waren unter diesen Rahmenbedingungen möglich. Dass die Kosten bei den historischen Museen und der Kunsthalle erneut aus dem Ruder liefen, hat auch mit Managementfehlern zu tun, ebenso aber mit der nach wie vor bestehenden Unterfinanzierung.
Geradezu grotesk war die Behauptung der Experten, die Stiftungen seien "auskömmlich" finanziert, allerdings nur für den "Normalbetrieb", nicht aber für bauliche Maßnahmen, die Auffrischung der Dauerausstellungen und für Sonderausstellungen. Doch so funktionieren Museen nicht, schließlich stehen sie in harter Konkurrenz zu zahlreichen anderen Angeboten. Doch statt attraktive Angebote zu entwickeln, sind in allen Häusern inzwischen Konsolidierungsausschüsse dabei, die Museen kaputtzusparen, was zu so absurden Verzweiflungstaten wie der zeitweiligen Schließung des Hafenmuseums geführt hat.
So kann es nicht weitergehen; da von der Stadt kaum mehr Geld zu erwarten ist, ist die bisherige Museumsstruktur nicht überlebensfähig.
Die Schließung eines oder mehrerer Standorte ist unausweichlich. Denkverbote helfen nicht weiter, und vielleicht liegen in der Krise auch neue Chancen: So könnte das Museum der Arbeit zum 50er-Schuppen ziehen und sich dort als Hafenmuseum zukunftsweisend neu profilieren. Zu Recht hatten die Experten das maritime Element als Alleinstellungsmerkmal der Hamburger Museumsszene bezeichnet. Die frei werdenden Räume in Barmbek könnten für das dringend nötige Zentraldepot genutzt werden. Und um auch künftig attraktive Sonderausstellungen zeigen zu können, müssen zweckgebunden zusätzliche Mittel bereitgestellt werden. Ein mit etwa zwei Millionen ausgestatteter Sonderfonds für Sonderausstellungen könnte verhindern, dass Hamburgs Museen in Provinzialität verkümmern. Kultursenatorin von Welck hält das offenbar für einen gangbaren Weg.