Hamburg spielt als Museumsstadt nicht in der ersten Liga. Aber um sich überhaupt Kulturmetropole nennen zu dürfen, muss investiert werden.
Berlin hat's gut: Dort wurde letzte Woche das für 200 Millionen Euro von dem Stararchitekten David Chipperfield sanierte Neue Museum glanzvoll wiedereröffnet.
Und in nicht allzu ferner Zeit werden wohl auch die Bauarbeiten für das Humboldt-Forum beginnen, in dem künftig Besucher aus aller Welt die Sammlungen der außereuropäischen Kulturen bewundern können. Was es dagegen aus Hamburgs Museen derzeit zu berichten gibt, ist nicht nur mindestens drei Nummern kleiner, sondern erinnert auch fatal an eine Provinzposse. Da gerät die ohnehin verschuldete Kunsthalle infolge eines Jahre zurückliegenden Gemälde-Diebstahls finanziell so in Bedrängnis, dass sie eigentlich in die Insolvenz gehen müsste.
Gewiss ist es fragwürdig, dass das Kunstmuseum die umgerechnet 1,6 Millionen Euro, die es für das 1999 gestohlene Friedrich-Gemälde "Nebelschwaden" als Versicherungssumme erhielt, eben nicht sicher angelegt, sondern zum Ankauf neuer Werke genutzt hat. Dafür gab es allerdings einen Senatsbeschluss.
Merkwürdig erscheint auch, dass 2004 - als das Bild zurückkam und die Axa Art die Versicherungssume wiederhaben wollte - drei andere Hamburger Museen der Kunsthalle beispringen mussten, obwohl sie finanziell selbst nicht auf Rosen gebettet sind. Ohne sanften Druck aus der Kulturbehörde dürfte es kaum zu dieser Merkwürdigkeit gekommen sein, die jetzt eher zufällig an die Öffentlichkeit drang. Auch wenn der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Thomas Böwer den Senat jetzt mit Anfragen überzieht und hofft, dass sich der Nebel über den "Nebelschwaden" am Ende lichtet, geht es bei unseren Museen am Ende doch um sehr viel mehr.
Dass Hamburg als Museumsstadt weder bundesweit noch gar international in der ersten Liga spielt, muss man nüchtern akzeptieren, denn es liegt an seiner Geschichte als Bürgerstadt. Es waren hanseatische Bürger, die gleichwohl seit dem 19. Jahrhundert vorzügliche Sammlungen aufgebaut und dazu beigetragen haben, dass sich daraus so respektable Museen wie die Kunsthalle, das Museum für Kunst und Gewerbe oder das Völkerkundemuseum entwickeln konnten. Aber statt stolz auf diese bemerkenswerte kulturelle Leistung zu sein, scheint die Stadt ihre Museen zunehmend als Klotz am Bein zu betrachten. Es begann 1999, als die damalige (parteilose) Kultursenatorin Christina Weiss die sieben staatlichen Museen in Stiftungen verwandelte, allerdings ohne sie mit eigenem Kapital auszustatten. Außerdem waren die staatlichen Zuwendungen stets so knapp bemessen, dass die Museen trotz unbestreitbarer Einsparungsbemühungen immer wieder ins Defizit rutschten.
Daran hat sich eigentlich nichts geändert, obwohl die jetzige (parteilose) Kultursenatorin Karin von Welck eine Reform gewagt und die Häuser 2007 mit 13,7 Millionen Euro entschuldet hat.
Verschwenden die Museen ihr Geld? Sind die Direktoren weltfremd, die Geschäftsführer unfähig, die Kuratoren faul? Weil niemand das ernsthaft behaupten wird, gibt es nur eine Antwort auf die finanzielle Dauerkrise der Hamburger Museen: Sie müssen endlich finanziell so ausgestattet werden, dass sie ihre Aufgaben tatsächlich erfüllen können.
Wenn die Stadt Museen wünscht, für die sie sich nicht zu schämen braucht, muss sie sich diese auch leisten. Mit dem finanziellen Desaster ihrer Museen macht sich eine Metropole wie Hamburg, die sich sonst gern mit Paris und Barcelona vergleicht, mehr und mehr lächerlich.
Sollten die Mittel für sieben Museen tatsächlich nicht ausreichen, dann müsste der Senat den Mut aufbringen und zwei oder drei davon schließen, damit wenigstens die übrigen vernünftig arbeiten können. Allerdings sollte Hamburg dann seriöserweise darauf verzichten, sich weiterhin Kulturstadt zu nennen.