Rolle rückwärts: 1999 wurden die Museen in die Selbstständigkeit entlassen, jetzt will die Stadt wieder das Sagen haben.

Hamburg. Die Stadt Hamburg will künftig wieder die Mehrheit an ihren hoch verschuldeten Museen. „Die Stiftungsräte sollen verkleinert werden und die Stadt die Mehrheit erhalten“, bestätigte eine Sprecherin der Kulturbehörde einen Bericht des Senders NDR 90,3. Ein solcher Schritt käme einer Rolle rückwärts in der Hamburger Museumslandschaft gleich. 1999 waren die ehemals staatlichen Häuser, die heute in großen finanziellen Schwierigkeiten stecken, in die Selbstständigkeit entlassen worden. Die Stiftungsräte entscheiden unter anderem, welche Ausstellungen gezeigt werden und wie viel sie kosten dürfen. Ziel ist die Schwarze Null in einigen Jahren

„Mit diesem Schritt wollen wir die intensive und effektive Betreuung sicherstellen“, sagte Ilka von Bodungen, Sprecherin der Kulturbehörde, der dpa. Ziel sei es, „in den nächsten Jahren wieder eine Schwarze Null zu schreiben“. Da die Stiftungsräte verkleinert werden, soll die Beratung durch Vertreter der Freundeskreise und andere Persönlichkeiten in Zukunft durch ein Kuratorium für jede Stiftung gewährleistet werden. Grund sei die kritische finanzielle Situation der Museen. Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe, Völkerkundemuseum und die vier kulturhistorischen Häuser wurden 2007 in Höhe von 13 Millionen Euro entschuldet. Doch bis Ende 2009 ergab sich ein neues Defizit von 6,5 Millionen Euro. Erste Stiftungsräte kritisierten nach NDR-Angaben diesen Schritt: Die Museen bräuchten nicht neue Entscheidungsebenen, sondern vor allem mehr Geld.

Schwarze Zahlen schreiben im Moment nur das Museum für Kunst und Gewerbe sowie das Völkerkundemuseum. Die Kosten bei den historischen Museen – Hamburgmuseum, Altonaer Museum, Helms-Museum und Museum der Arbeit – sind erneut aus dem Ruder gelaufen. Grund sind nach Meinung von Experten Managementfehler ebenso wie eine nach wie vor bestehende Unterfinanzierung. In ihrer Not versuchen die Museen zu sparen, wo sie können, Stellen werden nicht wieder besetzt. So erwägt das Museum der Arbeit eine zeitweilige Schließung des Hafenmuseums. Der Stiftungsrat der Kunsthalle hatte das Museum aufgefordert, eine Liste mit „entbehrlichen Kunstwerken“ zu erstellen, was auf heftige Kritik gestoßen war.