„Es soll eine Brücke sein“, sagt Hamburgs Ballettintendant beim Peking-Gastspiel über die Jugendcompagnie, die er gründen möchte.
Peking. Der Hamburger Ballettintendant John Neumeier will sein Lebenswerk in der Hafenstadt mit dem Ausbau der Jugendcompagnie abrunden.
„Das ist für mich ein großes Anliegen“, sagte der dienstälteste Ballettdirektor der Welt in einem Gespräch mit der dpa während seines Gastspiels in Peking. In der kleinen, jungen Truppe könnten die Absolventen der Ballettschule Hamburg ein eigenes Repertoire entwickeln und kleinere Auftritte machen. „Es soll eine Brücke sein.“ Bis zum Ende seines Vertrages 2015 in Hamburg sei die Jugendcompagnie – „neben meiner täglichen Arbeit“ – sein wichtigstes Projekt, sagte der 67-Jährige.
Die „Kameliendame“, deren China-Debüt am Mittwoch in Peking gefeiert wurde, ist aus Sicht von Neumeier das „ideale Ballett“ für den Gastauftritt in Peking. „Es ist eine Geschichte, die für ein universelles Publikum nachvollziehbar ist“, sagte der Choreograph.
Es ist in elf Jahren die dritte Tournee der Hamburger in China und Hongkong. „Ich glaube, dass das chinesische Publikum neugierig ist.“ Wo das chinesische Ballett heute steht, konnte Neumeier aus eigener Erfahrung nicht sagen. „Ich höre, dass es von der Technik her sehr weit fortgeschritten ist“, sagte Neumeier. „Das sehen wir auch an unseren chinesischen Schülern. Der chinesische Körperbau ist sehr geeignet für klassischen Tanz.“
Die Technik lasse sich lernen, allerdings nicht die Kreativität, meinte der Amerikaner aus Milwaukee (Wisconsin), der das Hamburg Ballett schon seit 1973 leitet. „Man muss die Möglichkeiten und den Mut haben, etwas zu kreieren.“
In der Ballettschule sei bei Schülern aus Japan und China festzustellen, dass sie Angst hätten, Fehler zu machen oder sich bloßzustellen, wenn sie ungeübt und spontan etwas aus sich heraus vorführen und ausdrücken sollten. „Es so zu tun, ist aber die einzige Möglichkeit, die Kreativität zu fördern“, sagte Neumeier.