Die Frankfurter Buchmesse erlaubt nun doch, dass eine Tibet-Initiative mit ihren Flyern auf den Gängen der Literatur-Schau werben darf.
Frankfurt /Main. Der Antrag einer Tibet-Initiative, auf der Frankfurter Buchmesse für eine Veranstaltung über in China verfolgte tibetische Autoren zu werben, hat für Wirbel gesorgt.
Die Messeveranstalter kündigten am Montag an, die „Internationale Kampagne für Tibet“ dürfe nun doch Flyer auf Messegängen verteilen, „wo dem keine Sicherheitsbestimmungen entgegen stehen“. Zuvor war der Antrag abgelehnt worden. Bei der Frankfurter Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober ist China Gastland. Die Tibet-Initiative ist auf der Messe mit einem Stand vertreten und veranstaltet eine Lesung mit dem Schauspieler Hannes Jaenicke.
In einem Schreiben der Buchmesse von Anfang September an die Initiative, das dem EPD vorliegt, wurde das Verteilen untersagt. Bei der Genehmigung von „Sonderaktionen außerhalb der Ausstellerstände“ müssten „Besucherreaktionen“ berücksichtigt werden, heißt es. „In engen Gängen, an Rolltreppen, mitten im Besucherstrom kann durch eine angeregte und im Prinzip gewünschte Diskussion ein hohes Gefahrenpotenzial durch sich aufstauende Menschen entstehen.“ Als Veranstalter wolle man den Besuchern „ein Höchstmaß an Sicherheit für ihren Aufenthalt auf dem Messegelände gewähren“.
Der Geschäftsführer der deutschen Sektion der Tibet-Kampagne, Kai Müller, hatte die Ablehnung scharf kritisiert: „Wir halten die Bedenken für vorgeschoben und nicht haltbar.“ Er bezeichnete die Einschränkung als Zensur. Aus Angst, das Gastland China zu brüskieren, sei der Initiative das Werben auf den Gängen untersagt worden. Die Entscheidung der Buchmesse vom Montag begrüßte Müller. Jedoch sei abzuwarten, „was das genau bedeutet“. Fraglich sei, warum dies nicht von Anfang an kommuniziert worden sei.
Am Montag wies die Buchmesse in einem Schreiben den Vorwurf zurück, sie nehme auf den Ehrengast China „in irgendeiner Weise“ besondere Rücksicht. „Der freie Informationsfluss und die Freiheit von Meinung und Rede sind das höchste Gut der Frankfurter Buchmesse.“ Auf die rund 2.900 Messe-Veranstaltungen werde in den Werbemedien hingewiesen. Dazu gehöre auch die Tibet-Veranstaltung, die etwa im „Zeit“-Veranstaltungskalender aufgeführt sei. Die deutsche Sektion der „Internationalen Kampagne für Tibet“ besteht in Deutschland seit 2003. Erstmals ist die Initiative, die nach eigenen Angaben in der Bundesrepublik 14.000 Menschen unterstützen, mit einem Stand auf der Buchmesse vertreten.
Unterdessen war der chinesische Botschafter Wu Hongbo den Veranstaltern „mangelnden Respekt“ vor. Die deutschen Mitveranstalter hätten den Ablauf des Symposiums eigenmächtig verändert, sagte Wu der „Berliner Zeitung“ (Dienstags-Ausgabe). „Das war kein Ausdruck des Respekts vor dem chinesischen Kooperationspartner.“ Die Experten aus China hätten deshalb protestiert und „große Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht“. Er hoffe, so der Botschafter, dass die Organisatoren der Frankfurter Buchmesse im Oktober ihren chinesischen Kooperationspartner „respektierten“, um zu garantieren, dass alle Veranstaltungen Chinas „reibungslos“ verlaufen könnten.
China ist Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Buchmessen-Direktor Juergen Boos hatte sich zum Auftakt des Symposiums am Samstag bei den Chinesen entschuldigt. Die offizielle Delegation hatte zuvor unter Protest den Saal verlassen, weil zwei ursprünglich ausgeladene chinesische Dissidenten auf dem Podium ein Statement abgeben durften. In der vergangenen Woche hatte bereits die Ausladung für Wirbel gesorgt.