Der älteste Entertainer der Welt sorgte bei seinem Hamburger Gastspiel „Im weißen Rössl“ für Aufregungen, ständige Schlagzeilen und bescherte der Boulevard-Bühne im „Winterhuder Fährhaus“ mediale Aufmerksamkeit wie selten zuvor. Jetzt ist er auf der Heimreise nach Starnberg – und denkt schon wieder über neue Projekte nach.

Hamburg. "Es hat mich sehr gefreut." Am Sonntagnachmittag besuchte Johannes Heesters zum letzen Mal als greise österreichische Majestät das "Weiße Rössl" am Wolfgangsee und sang sein weises Couplet "G’scheit sein, schweige und begnüge dich…".

Kurz darauf hob sich in der Staatsoper die Vorhang zur "Lustigen Witwe" und der steirische Tenor Nikolai Schukoff schmetterte Frackjacke über Baumwollslip und strammen Waden "Jopies" Welthit "Heut’ geh ich ins Maxim". In seiner Lebensrolle des Danilo Danilowitsch wäre Heesters, ein "Herr der alten Schule" vom schneeweißen Scheitel bis zu den Lackschuhen niemals halbnackt aufgetreten.

Über 3000 Mal soll der einstige Operetten-Star den Danilo gegeben haben übrigens auch acht Mal in Anwesenheit von Adolf Hitler, denn "Die Lustige Witwe" war des Führers Lieblingsoperette. Vielleicht ist er dem Sänger deshalb "als guter Kerl" in Erinnerung geblieben, wie Heesters den NS-Diktator in einem niederländischen Radio-Interview kurz vor seinem 105. Geburtstag bezeichnete, den er in Hamburg auf der Bühne feierte. In der "Wetten, dass …?"- Sendung am 13. Dezember hatte er sich dann öffentlich entschuldigt: "Ich habe etwas Dummes, etwas Blödes, etwas Furchtbares gesagt und bitte um Verzeihung."

Sicherlich war Heesters nicht gut beraten gewesen, sich aufs Glatteis in einem Satiremagazin zu begeben oder gegen den Berliner Publizisten Volker Kühn eine Unterlassungsklage anzustrengen, die das Berliner Landgericht am 16. Dezember zurückwies. Denn es war nicht eindeutig zu klären gewesen, ob Heesters bei seinem Besuch im KZ Dachau 1941 vor der SS-Wachmannschaft gesungen habe oder nicht. Kühn hatte in einer TV-Dokumentation von einem Auftritt des Sängers gesprochen, doch die Wahrheit war nicht endgültig herauszufinden, da alle Zeitzeugen verstorben sind.

Heesters musste wegen der Aufregungen und Anstrengungen eine längere Auftrittspause beim Hamburger Komödien-Gastspiel vom 10. Dezember bis zum 8. Januar einlegen. Direktor Michel Lang zeigte volles Verständnis: "Erst war es der Auftritt beim Fernsehen, dann wollte er Weihnachtspause machen", sagte Lang. "Insgesamt hatte ich aber den Eindruck, dass Heesters die Zeit mit dem Publikum sehr genossen hat. Jetzt zum Schluss war er sehr gut drauf und bester Laune." Zumal der Schauspieler die gestohlene Bambi-Statuette sein achtes Preiskitz wieder bekommen hatte.

"Sie wurde vom Dieb vor einem Fenster der Theaterwohnung in Winterhude abgestellt", erzählt Lang. Heesters hatte die Medien-Auszeichnung nachträglich bei der Geburtstags-Hommage im Theater am 5. Dezember von Paul Sahner aus der Chefredaktion des Magazins erhalten. "In 20 Jahren Komödie haben wir es nur zwei Mal auf die Titelseiten der Boulevardblätter geschafft", sagt Lang. "Einmal mit dem rauchenden Helmut Schmidt bei unserem Neujahrsempfang und gleich mehrfach mit Jopie".

Heesters ist heute mit seiner Frau Simone Rethel unterwegs nach Düsseldorf und besucht die ihm gewidmete Ausstellung "Johannes Heesters Auf der Spur eines Phänomens". Bis 25. Januar läuft im Theatermuseum noch die von Heesters-Enkel Johannes Fischer für die Berliner Akademie der Künste kuratierte Schau mit vielen Fotos aus der Privatsammlung, mit Artikeln und Andenken darunter der berühmte Frack mit Zylinder und weißem Seidenschal, den "Jopie" auch als Danilo getragen hat.

"Wir haben die Ausstellung schon in Berlin besucht, wollen uns aber auch in Düsseldorf sehen lassen", sagte Simone Rethel dem Hamburger Abendblatt. "Sie ist sehr geschmackvoll gemacht und gibt wunderbar Aufschluss über das ganze Leben meines Mannes." Alle Facetten sind zu sehen, der Künstler und der Privatmensch, Ausschnitte Fernsehsendungen. "Wir fahren dann nach Hause, aber es gibt schon wieder Pläne für einen Auftritt meines Mannes im Theater." Auch der Berliner Manager Jürgen Ross bestätigt: "Wir sind in vorbereitenden Gesprächen über Auftritte bei Gala-Vorstellungen."

Johannes Heesters' Leben in einer Ausstellung: "Auf den Spuren eines Phänomens" im Theatermuseum Düsseldorf , Jägerhofstr. 1, bis 25. Januar 2009, DiSo 13 bis 20.30 Uhr.