David besiegt Goliath. Indische Slum-Kinder tanzen vor Freude. Ein deutscher Kurzfilmer kann sein Glück kaum fassen. Und der Moderator gewinnt - auch ganz ohne Oscar.

Oscar-Verleihung in den Zeiten der Krise - farblich gedeckt kam sie daher. Die Damen trugen Silbergrau, Champagner, Rose, Creme, Haut und Schwarz - nur wenige wurden durch Rot oder Gelb verhaltensauffällig. Auch überdimensionierte Klunker und meterlange Perlenketten waren diesmal rar. Selbst das Kodak Theatre in Los Angeles präsentierte den Glücklichen, die ein Ticket für die 81. Oscar-Verleihung hatten, eine vergleichsweise dezente Bühnendekoration, die einen fast intimen Rahmen vorgaukelte. Und sogar Hugh Jackman, der australische Schauspieler und kürzlich zum "Sexiest Man of the Year" gewählte Gala-Moderator frotzelte über angebliche Einsparmaßnahmen und präsentierte zum Warmwerden eine charmante Musical-Gesangs- und Tanzeinlage, in der er Titel nominierter Filme in Verse und Reime zwang. Die Preisverleihung selbst wurde zum Kampf Davids (Danny Boyles "Slumdog Millionär") gegen Goliath ("Der seltsame Fall des Benjamin Button" - eine Großproduktion des Starkinos), bei der der 13-mal nominierte Goliath nur drei Mini-Chancen gegen Davids Siegeszug hatte, der aus zehn Nominierungen acht Trophäen bekam - die Kraft der authentischen Gefühle hatte gesiegt. Und mit dem Charme der eingeflogenen jungen Schauspieler aus den Slums auch die Herzen des Publikums auf seiner Seite hatte.

Die deutsche Crew im Saal - Regisseur Uli Edel mit den Akteuren Moritz Bleibtreu, Martina Gedeck und Johanna Wokalek - wartete vergebens auf den Auslands-Oscar für ihren "Baader Meinhof Komplex" - doch der ging an einen Film aus Japan. Martina Gedeck tröstete sich in der Landesprache: "If you win, you win. And if you don't win, you also win - so muss man das sehen."

Natürlich war nicht jede Minute der Vier-Stunden-Gala prickelnd, und so wurde der Job von Hugh Jackman manchmal richtig Arbeit, wenn mit viel Aufwand die Nebenpreise verliehen wurden. Dafür gab's bei den Darsteller-Oscars großes Kino auf der Bühne. Die Stars vergangener Jahre und Jahrzehnte gaben den aktuellen Gewinnern das gute Gefühl, endlich ganz oben angekommen zu sein.

Der Oscar adelte aber auch die, die ganz neu auf der großen Bühne standen, so wie der deutsche Gewinner Jochen Alexander Freydank. Er hatte sich über Jahre zu dem Film quälen müssen, der ihm jetzt die Krone eintrug. Plötzlich kennen ihn alle - er wird sich umstellen müssen. Er präsentierte seinen Oscar wenig später stolz bei der Party der deutschen Filmleute im Nobelhotel Sunset Marquis. Die deutschen Hollywood-Altmeister Wolfgang Petersen ("Das Boot") und Roland Emmerich ("Independence Day") gratulierten.

Einer hatte am Ende keinen Oscar und ist doch der große Gewinner: Hugh Jackman wird für seine unkonventionelle Conference so sehr gelobt, dass er sich fast schon überlegen könnte, das Fach zu wechseln.