Der 21-Jährige singt beim Eurovision Song Contest 2012 in Aserbaidschan für Deutschland. Im Interview spricht Roman Lob über seine Ziele, seine Chancen und seine Vorgängerin Lena.
Berlin/Hamburg. Er könnte der Nachbarssohn sein oder der Bruder eines Bekannten: Roman Lob ist ein Kumpeltyp, Star-Allüren sind ihm fremd. Sein Lieblingsoutfit scheinen T-Shirt, Holzfällerhemd oder Kapuzenpulli zu sein. Eines ist dem 21-Jährigen aber wichtig: Die Kopfbedeckung. Basecap oder Mütze sind Pflicht. Wie er am 26. Mai beim Finale des Eurovision Song Contests (ESC) in Baku auftreten wird, will allerdings er noch nicht verraten. Lob startet mit der Ballade „Standing Still“ auf Platz 20 für Deutschland. Im Interview gab er sich entspannt und selbstbewusst.
Du bist schon mehrmals vor großem Publikum aufgetreten, aber beim ESC-Finale in Baku werden bis zu 100 Millionen Menschen zusehen. Wie gehst Du damit um?
Roman Lob: Ich versuche schon, cool zu bleiben. Aber meistens ist das schwer. Hinter der Bühne bin ich sehr nervös, da ist der Kreislauf schon fast am Ende. Aber wenn ich dann auf der Bühne stehe mit den Jungs von der Band, dann ist es entspannt, der erste Ton sitzt und dann passt das.
Hast Du ein Ritual?
Lob: Nein, eigentlich nicht. Einschlagen mit den Jungs, dann auf die Bühne und Vollgas. Einen Talisman hab ich nicht dabei, meistens habe ich ja meine Kappen oder Mützen, vielleicht sind die Glücksbringer.
Du hast Startnummer 20 im Finale. Ist das ein guter Platz?
Lob: Ja, ich glaube schon, dass das ein guter Platz ist. Das ist ziemlich am Ende, ich hoffe, dass die Leute mich dann nicht so schnell vergessen, bevor sie abstimmen. Lena hatte (bei ihrem Sieg 2010) ja die 22, also wenn das so laufen würde wie bei ihr, wäre das natürlich super.
Damals gab es eine wahre Lena-Manie. Diesmal ist die Stimmung deutlich zurückhaltender. Freut Dich das, weil der Druck auch geringer ist oder bist Du enttäuscht, dass es nicht so einen Roman-Hype gibt?
Lob: Lena war damals einfach ein Phänomen, so nenn' ich das. Sie hat einen coolen Charakter, das war etwas Neues für die Leute, man kann sagen, sie ist einfach 'ne coole Sau. Und Lena hat das Ding für uns nach Hause geholt, da war der Hype danach natürlich auch sehr groß. Bei mir ist das etwas gediegener. Aber ich finde das okay, es läuft und macht mir Spaß.
Was willst Du anders machen als Lena? Hast Du Dir schon Gedanken über das Outfit gemacht?
Lob: Ja, ich überlege natürlich schon: Mütze oder Kappe, Hemd oder T-Shirt, was würde gut ankommen? Oder gar nichts auf'm Kopf oder ganz nackt? Nein, Quatsch. Das muss natürlich perfekt sein – aber ich bin mir einfach noch nicht sicher, was ich vom Outfit her bringen kann. Ich muss mich ja auch mit der Band abstimmen, dass das einheitlich gut aussieht.
Was würdest Du – nach dem Grand Prix – für die Karriere tun und was keinesfalls?
Lob: Ich werde mich keinesfalls verstellen, das mache ich auch jetzt nicht. Ich bin, wie ich bin. Ich veränder' mich auf keinen Fall. Es ist das Wichtigste, dass man man selbst bleibt, dass man cool bleibt, dass man freundlich ist zu den Leuten, denn die sind ja auch freundlich zu einem selbst. Wenn man so aus der Reihe tanzt, das ist nicht so meins. Ganz locker, alles easy.
Im Vorfeld des Eurovision Song Contests wird ja auch viel über Aserbaidschan geredet. Menschenrechtler erheben schwere Vorwürfe gegen die Regierung. Befasst Du Dich damit?
Lob: Natürlich befasse ich mich damit. Man bekommt es ja auch mit, es wird ja nicht kleingehalten, sondern es ist ein großes Thema bei uns. Ich sehe dass so: Wir Musiker treten in Aserbaidschan bei der Show auf, die in mehr als 50 Ländern ausgestrahlt wird. Alle Künstler treffen sich da. Und dadurch werden die Menschen in der ganzen Welt auch darauf aufmerksam, dass Menschenrechte in Aserbaidschan nicht ausreichend beachtet werden. Das ist auch eine große Chance für das Land. Ich hoffe, dass auch andere Länder sagen: „So geht das nicht.“ Aber es geht natürlich auch um die Musik. Wir einzelnen Künstler können da nicht so viel machen. Oder ich alleine aus Deutschland, wenn ich sage: „Das geht so nicht“, dann sagen die ja nicht: „Okay, alles klar, dann machen wir das, Junge“. Aber ich hoffe natürlich, dass sich etwas ändern wird.
Das Interview führte Dirk Steinmetz