Misstöne vor dem Eurovision Song Contest in Aserbaidschan: Armenien bleibt dem europaweiten Musik-Ereignis im verfeindeten Nachbarland fern.
Berlin. Politischer Eklat beim Eurovision Song Contest (ESC): Armenien hat elf Wochen vor dem großen Event wegen des Konflikts mit dem Nachbarland Aserbaidschan die Teilnahme an dem Musikwettbewerb in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku abgesagt. Die armenischen Organisatoren informierten am Mittwoch offiziell die Europäische Rundfunkunion (EBU), dass sich das Land vom diesjährigen Song Contest zurückzieht, wie es auf der ESC-Internetseite www.eurovision.tv heißt. Die EBU reagierte mit Enttäuschung auf die Entscheidung.
Das armenische Fernsehen bedauerte auf der Homepage www.eurovision.am , keine Delegation nach Baku entsenden zu können. Als Grund wurden in dem Statement Äußerungen des aserbaidschanischen Präsidenten genannt, wonach dieser Armenier in aller Welt als Hauptfeinde Aserbaidschans bezeichnet habe, obwohl doch die dortigen Behörden versprochen hätten, die Sicherheit aller Teilnehmerländer zu garantieren.
Kritik an der Entscheidung kam aus Aserbaidschan: Ali Ahmedov, einer der führenden Vertreter der Regierungspartei Neues Aserbaidschan, sagte der einheimischen Nachrichtenagentur Trend zufolge zu der Absage, dies werde das Image Armeniens beschädigen.
Zwischen den kaukasischen Nachbarländern war der Streit um die Zugehörigkeit der Region Berg-Karabach 1992 in Krieg umgeschlagen. Seit 1994 herrscht zwischen Armenien und Aserbaidschan ein brüchiger Waffenstillstand, erst im Februar hatte ein Manöver nahe Berg-Karabach wieder für Unruhe gesorgt.
Schwierige diplomatische Lage
Auf der ESC-Homepage der ARD, www.eurovision.de, heißt es, dass sich Armenien trotz der schwierigen diplomatischen Lage zwischen den beiden Ländern beim Song Contest 2012 in Baku beworben habe, habe Fans wie Experten überrascht. Armenien hatte den Angaben zufolge noch unmittelbar nach dem Finale 2011 und dem Sieg Aserbaidschans in Düsseldorf angekündigt, dass es im Folgejahr gar nicht erst antreten wolle. Laut www.eurovision.de hatten verschiedene armenische Künstler im Laufe der vergangenen Monate zu einem Boykott aufgerufen. Im Februar soll demnach ein armenischer Soldat an der Grenze zu Aserbaidschan erschossen worden sein.
Armenien ist seit 2006 beim ESC dabei und hatte außer im Jahr 2011 immer Top-Ten-Platzierungen erreicht. Kandidat und Titel für die diesjährige Ausgabe standen noch nicht fest.
Nach der Absage nehmen in diesem Jahr am ESC nun nur noch 42 Länder teil. Die „Big Five“ Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien als größte Geldgeber sowie das Gastgeberland sind automatisch für das Finale am 26. Mai gesetzt. Die Kandidaten der anderen Länder müssen zunächst ins Halbfinale. (dapd)