Ahrensburg. CDU und FDP stellen Projekt aus Kostengründen infrage. Sie wollen Kauf oder Anmietung von Immobilien an anderen Standorten prüfen.
Vorn an der Manfred-Samusch-Straße zwischen Peter-Rantzau-Haus und Rathaus ein Anbau für die Verwaltung, dahinter eine halboffene Tiefgarage mit Platz für 251 Autos und obendrauf ein urbaner Stadtpark mit Skateanlage – so sah es das millionenschwere Gesamtkonzept für das Stormarnplatz-Areal im Ahrensburger Stadtzentrum vor. Doch inzwischen ist fraglich, was davon noch übrig bleibt.
CDU und FDP stellen Erweiterungsbau für Ahrensburger Rathaus infrage
Das Aus für die Tiefgarage haben die Stadtverordneten nach dem überraschenden Kurswechsel von CDU und Grünen bereits besiegelt. Und nun steht auch der Erweiterungsbau für das Rathaus auf der Kippe: CDU und FDP fordern in einem gemeinsamen Antrag für den Finanzausschuss am Montag, 8. November, das Projekt zu überdenken. Grund ist die angespannte Haushaltslage in der Schlossstadt. Ahrensburgs Verbindlichkeiten belaufen sich aktuell auf rund 15,1 Millionen Euro. Gleichzeitig stehen für die kommenden Jahre mehrere Großprojekte auf der Agenda, darunter die Sanierung des Schulzentrums Am Heimgarten und der Neubau des Badlantic.
Fraktionen wollen prüfen, ob Räume im Gewerbegebiet erworben werden können
CDU und FDP fordern die Verwaltung deshalb auf, zunächst zu prüfen, ob es wirtschaftlichere Alternativen als einen Neubau gibt. Konkret wollen die Fraktionen wissen, ob vorhandene Büroräume an einem anderen Standort angemietet oder erworben werden können. Die Fraktionen schielen dabei vor allem auf die Räume des sogenannten Rathauses Nord an der Straße An der Strusbek im Gewerbegebiet Nord. Dort haben Bauamt, Verkehrsaufsicht, Rechnungsprüfungsamt und der Bereich Datenschutz, insgesamt 65 Verwaltungsmitarbeiter, ein Übergangsquartier bezogen. Der Mietvertrag läuft Mitte 2023 nach fünf Jahren aus.
Die Planungen für den Neubau sollen zunächst weiterlaufen
„Der Antrag ist zunächst einmal ein Prüfauftrag“, sagt CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen. „Die Planungen für den Neubau wollen wir erstmal parallel weiterlaufen lassen“, betont er. „Wir wissen ja überhaupt nicht, ob eine Vertragsverlängerung oder ein Kauf des Rathauses Nord oder einer anderen geeigneten Fläche überhaupt möglich und eine solche Lösung wirklich wirtschaftlicher ist als ein Neubau“, so Levenhagen.
Für CDU-Fraktionschef haben Schulen und Feuerwachen Priorität
Wenn es allerdings eine günstigere Alternative gebe, müssten Politik und Verwaltung bereit sein, umzudenken. „Angesichts der Haushaltslage müssen wir Abstriche machen, und da halten wir andere Projekte wie die Sanierung der Schulen und der Feuerwachen für wichtiger“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende. Schließlich habe die Lösung mit zwei Verwaltungsstandorten in den vergangen Jahren funktioniert.
Neubau würde rund 6,5 Millionen Euro kosten
Ähnlich äußert sich der Fraktionschef der FDP, Thomas Bellizzi. „Es gehört zum verantwortungsvollen Handeln, Entscheidungen im Lichte aktueller Entwicklungen zu überdenken“, sagt er und betont, dass der Antrag keine Vorentscheidung gegen den Neubau sei. „Wir möchten lediglich einen Überblick über die Alternativen“, sagt er. Die Verwaltung kalkuliert für den Erweiterungsbau derzeit mit rund 6,5 Millionen Euro. Das sind etwa 700.000 Euro mehr als geplant. Grund ist, dass nach dem Aus für die Tiefgarage unter dem Stormarnplatz eine eigene Garage unter dem Neubau entstehen muss.
283.000 Euro Planungskosten sind bereits geflossen
Nach dem Schlüssel der Landesbauordnung müssen für die Verwaltungsmitarbeiter mit Büro im Neubau mindestens 29 Parkplätze vorgehalten werden. Ursprünglich sollten diese in der Stormarnplatz-Tiefgarage untergebracht werden. Für das gesamte Stormarnplatz-Areal mit Tiefgarage, Park und Rathausanbau hatte die Stadt einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Dabei setzte sich das Büro Gerber Architekten aus Dortmund durch. 283.000 Euro Planungskosten sind bereits geflossen.
WAB möchte Raumbedarf angesichts Tendenz zum Homeoffice neu ermitteln
Da CDU und FDP über keine Mehrheit verfügen, sind sie auf die Unterstützung mindestens einer weiteren Fraktion angewiesen. Dass sie die bekommen, ist durchaus realistisch. Die Wählergemeinschaft WAB etwa zeigt sich aufgeschlossen gegenüber dem Vorstoß. „Es ist immer gut, die Alternativen zu kennen, bevor man entscheidet“, sagt Fraktionschef Peter Egan. Sollte es eine wirtschaftlichere Lösung für das Platzproblem in der Verwaltung geben, sei die WAB dafür offen. Egan spricht sich zudem dafür aus, den Raumbedarf neu zu ermitteln. „Angesichts der Entwicklungen im Bereich Homeoffice, die durch die Pandemie an Fahrt aufgenommen haben, ist es fraglich, welche Bürokapazitäten überhaupt benötigt werden.“
Grüne verweisen auf Konsequenzen für Bürgerfreundlichkeit und Mitarbeiter
Die SPD hat sich noch nicht festgelegt. Gebe es eine kostengünstigere Alternative zum Neubau, sei dies für seine Fraktion jedoch „durchaus interessant“, so der Vorsitzende Jochen Proske. Die Linke hat sich laut ihrem Fraktionsvorsitzenden Ali Haydar Mercan ebenfalls noch nicht zu dem Thema beraten. Die Grünen zeigen sich skeptisch. „Wir werden uns ganz genau ansehen, welche Konsequenzen ein Verzicht auf den Neubau hätte“, sagt die Fraktionsvorsitzende Nadine Levenhagen. Den Grünen gehe es nicht nur um finanzielle Aspekte. „Wir müssen auch bedenken, was eine Aufspaltung auf zwei Standorte für die Bürgerfreundlichkeit und das Kollegium in der Verwaltung bedeutet.“
Bürgermeister sieht Nachteile durch Aufspaltung auf zwei Standorte
Bürgermeister Michael Sarach möchte den Vorstoß inhaltlich nicht kommentieren, „um der Debatte im Finanzausschuss nicht vorwegzugreifen.“ Der Verwaltungschef sagt aber: „Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es immer Nachteile hat, Verwaltungseinheiten durch zwei Standorte auseinanderzureißen.“ Deshalb habe er schon bei der Debatte zur Anmietung der Flächen im Gewerbegebiet stattdessen für eine Containerlösung hinter dem Rathaus plädiert.