Ahrensburg. CDU, Grüne und WAB, die bislang hinter dem Millionenprojekt standen, wollen es nun doch stoppen. Die Gründe für den Kurswechsel.
Es ist ein beispielloser Kurswechsel, der bei vielen Ahrensburgern für Erstaunen sorgen dürfte: CDU, Grüne und Wählergemeinschaft WAB, bislang Verfechter einer Tiefgarage auf dem Stormarnplatz hinter dem Rathaus, wollen das Großprojekt jetzt stoppen. Einen entsprechenden Antrag für die kommende Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Mittwoch, 1. September, haben die drei Fraktionen am Mittwochnachmittag bei der Verwaltung eingereicht.
Da CDU, Grüne und WAB gemeinsam über eine deutliche Mehrheit der Sitze in der Stadtverordnetenversammlung verfügen, steht die Tiefgarage damit vor dem Aus. SPD, FDP und Linke hatten sich ohnehin gegen das Projekt ausgesprochen. Der Stopp kommt in letzter Minute: Der Ideenwettbewerb, bei dem Architekten Vorschläge für die Tiefgarage und die in direkter Nachbarschaft geplante Rathauserweiterung einreichen konnten, ist seit Jahresbeginn abgeschlossen, der Sieger gekürt.
Kosten für Großprojekt in Ahrensburg bei 6,9 Millionen Euro
Die Pläne des Büros Gerber Architekten (Dortmund), den eine Jury unter 72 Bewerbern ausgewählt hatte, sieht Stellplätze für 251 Autos und zehn Motorräder in der 60 Meter breiten und bis zu 85 Meter langen unterirdischen Garage vor.
Auf dem Dach sollte ein urbaner Stadtpark mit Spielplatz, Skaterbahn, Fitnessparkour, Streetball- und Volleyballfeld sowie Sitzbänken und Liegewiesen entstehen. Die Planungskosten liegen bei rund 350.000 Euro. Insgesamt werden die Kosten für das Projekt auf 6,9 Millionen Euro geschätzt.
So begründen CDU und Grüne Entscheidung
CDU und Grüne begründen ihren überraschenden Kurswechsel mit den Ergebnissen der Untersuchung eines Hamburger Verkehrsplaners, die Anfang Juni im Bauausschuss vorgestellt worden waren. „Demnach gibt es in der Ahrensburger Innenstadt nicht zu wenige, sondern eindeutig zu viele Parkplätze“, sagt Nadine Levenhagen, Fraktionsvorsitzende der Grünen.
Das Ingenieurbüro SBI sollte für die Stadtverwaltung eine Bestandsaufnahme machen, Stellplätze, Auslastung und Verkehr dokumentieren. Das Ergebnis: Von den rund 1900 Stellplätzen im Stadtzentrum stehen vor allem die 1000 in den Parkhäusern häufig leer.
Doch nicht zu wenige Parkplätze?
„Selbst in Spitzenzeiten haben wir nur eine Auslastung von etwa 79 Prozent“, sagt Levenhagen und gibt zu, dass ihre Fraktion von diesen Zahlen überrascht gewesen sei. „Der gefühlsmäßige Eindruck, dass es ein Parkplatzdefizit gibt, den viele Ahrensburger teilen, ist falsch“, sagt die Grünen-Fraktionschefin.
„Das haben wir jetzt schwarz auf weiß.“ Statt der Tiefgarage wollten die Grünen für eine bessere Nutzung der bestehenden Parkmöglichkeiten sorgen. „Wir werden im kommenden Bauausschuss Vorschläge dazu einbringen“, so Levenhagen. Einer davon sei die zeitnahe Einrichtung eines Parkleitsystems.
Detlef Levenhagen, CDU-Fraktionsvorsitzender, sieht nach den Ergebnissen der Parkraumuntersuchung ebenfalls „keinen Bedarf für eine Tiefgarage.“ Er sagt: „Es gibt zu viele leerstehende Stellplätze, da können wir dem Steuerzahler einen teuren Neubau nicht zumuten.“ Stattdessen wolle seine Partei das Geld in die Schulen und den Neubau dringend benötigter Kitas stecken.
Doch kein Parkhaus am Stormarnplatz
Der CDU-Fraktionschef betont: „Ein Parkhaus am Rand des Stormarnplatzes, wie es SPD und FDP wollen, wird es mit uns in logischer Konsequenz weiterhin nicht geben.“ Festhalten wollen CDU und Grüne hingegen an dem urbanen Stadtpark. Er soll später auf dem Teil des Stormarnplatzes entstehen, auf dem zurzeit der provisorische Parkplatz für die Zeit bis zur Fertigstellung des neuen Edeka-Marktes mit Tiefgarage auf der Alte Reitbahn errichtet wird. Beide Fraktionschefs betonen, dass in ihren Parteien große Einigkeit in der Frage herrsche. Die WAB-Fraktion bestätigte den gemeinsamem Antrag, wollte sich am Mittwoch aber nicht dazu äußern.