Ahrensburg. Antwort auf Schreiben des Umweltausschusses ist wenig konkret. Bürgermeister sieht derzeit wenig Chancen, Einfluss zu nehmen.
Welche Alternativen gibt es zur Trasse für die geplante S-Bahnlinie 4 und die Hinterlandanbindung der künftigen Fehmarnbeltquerung? Gab es eine Prüfung und in welchem Umfang? Darüber möchte die Schlossstadt mehr Informationen von der Deutschen Bahn erhalten. Doch die hat daran offenbar wenig Interesse. So lässt sich zumindest das Antwortschreiben des Unternehmens auf einen von Ahrensburger Politikern verfassten Fragenkatalog lesen.
S4: Bahn weicht Ahrensburger Umweltausschuss aus
Im September hatte der Umweltausschuss einstimmig beschlossen, dass die Stadtverwaltung bei den Planern der Bahn die entsprechenden Angaben einfordern soll. Bauamtsleiter Peter Kania hat daraufhin am 16. September einen Brief mit den Fragen der Politiker an die zuständige DB Netz AG mit Sitz in Hamburg geschickt.
Darin fordert die Schlossstadt unter anderem eine „vollständige Offenlegung“ der Prüfunterlagen zu den Alternativrouten und eine „transparente Darstellung der Trassenauswahl“.
Das Antwortschreiben enthält wenig konkrete Informationen
Nun liegt die Antwort vor und die enthält wenig Konkretes. „Im Zuge der Erstellung der Genehmigungsplanung wurden verschiedene Alternativen geprüft und gegeneinander abgewogen. Im Ergebnis steht die Trassenführung entlang der Bestandsstrecke Hamburg – Hasselbrook – Ahrensburg – Gartenholz“, heißt es darin lapidar.
Der Vorsitzende des Umweltausschusses, Christian Schmidt (Grüne) ist enttäuscht. „Es ist erfreulich, dass die Bahn überhaupt geantwortet hat“, sagt er sarkastisch. Auf zwei von den Stadtverordneten verabschiedete Resolutionen, eine bereits aus dem Jahr 2017, habe das Unternehmen bislang nicht reagiert. „Die Debatte um die Trasse wird mit dieser Antwort aus Ahrensburger Sicht nicht beendet sein“, kündigt Schmidt an.
Gutachter erwarten auf der Trasse täglich bis zu 120 Güterzüge
Der Hintergrund: Ab Ende 2027 soll die S4 zwischen Hamburg-Altona und Bad Oldesloe pendeln. Für die neue Linie möchte die Bahn auf 17 Kilometern zwischen Hasselbrook und Ahrensburg zwei zusätzliche Gleise neben der bestehenden Strecke verlegen.
Die bestehenden und frei werdenden Gleise sollen anschließend für den Güterverkehr genutzt werden, insbesondere nach dem Bau des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark. Gutachter erwarten täglich bis zu 120 Güterzüge mit mehr als 800 Metern Länge.
Ahrensburg befürchtet Zerstörung des Stadtbildes durch Schallschutzwände
Ahrensburg möchte das aus mehreren Gründen verhindern. Einerseits befürchten Politiker und Verwaltung eine erhebliche Zunahme der Lärmbelästigung, andererseits möchte die Stadt den Bau von rund sechs Meter hohen Schallschutzwänden entlang der Gleise durch die Ahrensburger Innenstadt vermeiden. Diese, so die Befürchtung, würden das Zentrum zerteilen und historische Sichtachsen zerstören.
Umweltschützer lehnen das Projekt ab, weil die Bahnstrecke quer durch das Naturschutzgebiet Ahrensburger Tunneltal verläuft. Die Stadt Ahrensburg möchte erreichen, dass ein Teil des Güterverkehrs auf andere Trassen umgeleitet wird. Im Gespräch ist dafür die Route über Büchen und Lüneburg oder die Verlegung neuer Gleise entlang der Autobahn 1. Beides ist aus Sicht der Bahn nicht praktikabel.
Das Unternehmen vertröstet auf das Planfeststellungsverfahren
Die vom Umweltausschuss geforderte vorzeitige Offenlegung der Variantenprüfung für den Stormarn betreffenden dritten Bauabschnitt lehnt die Bahn derzeit jedoch ab und begründet das damit, „dass im „Planfeststellungsabschnitt 3 das Anhörungsverfahren noch nicht begonnen wurde.“
Außerdem verweist die Bahn auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts im Leipzig vom 5. Oktober. Dieses hatte die Klage einer Hamburger Bürgerinitiative gegen den ersten Bauabschnitt von Hasselbrook bis Luetkensallee in Wandsbek abgewiesen.
Stattdessen sendet das Unternehmen im Anhang Auszüge aus den Planfeststellungsunterlagen für den Hamburger Abschnitt. Dort heißt es zur Trassenauswahl, die Route durch Stormarn erfülle die Verkehrsbedürfnisse „effektiver“ als die Alternative über Büchen. Dies wird vor allem damit begründet, dass der Güterverkehr mit den überlangen Zügen aus Skandinavien über den Rangierbahnhof Maschen abgewickelt werden müsse.
S4: Alternativtrasse über Büchen wäre 94 Kilometer länger
Die Anbindung über Büchen würde einen 94 Kilometer langen Umweg für die Züge bedeuten, der zu einem Mehrausstoß von 24.000 Tonnen CO2 pro Jahr führe. Die Trasse entlang der Autobahn sei nicht praktikabel, weil sie ebenfalls mehrere Naturschutzgebiete tangiere und die dichte Wohnbebauung in Hamm und Jenfeld der Verlegung eines neuen Gleises entgegenstünden.
Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach überrascht die Reaktion der Bahn nicht. Er sagt: „Eine umfassend zufriedenstellende Antwort war nicht zu erwarten.“ Aus Sicht der Bahn sei es strategisch klug, sich vor Beginn des Planfeststellungsverfahrens für den Stormarner Abschnitt, das 2022 starten soll, nicht weitergehend zu äußern.
In diesem habe Ahrensburg als betroffene Kommune ebenso wie die Bürger ohnehin das Recht, Einwände einzubringen. Der Verwaltungschef sieht im Vorfeld wenig Erfolgschancen für weitere Vorstöße der Stadt. „Wir sollten unsere Kraft auf das Verfahren konzentrieren und sehen, wie wir die Kompetenzen des Bauamtes und der privaten Initiativen aus Ahrensburg, aber notfalls auch juristische Mittel bündeln können, um mit starker Stimme unsere Interessen kundzutun“, sagt Sarach.