Hamburg. Bürgerinitiativen hatten den Bau heftig kritisiert. Die Bahn weist Vorwürfe zurück und wirbt mit einer positiven Öko-Bilanz.
Die Bahn hat den Bau der neuen S4 gegen die Kritik von Bürgerinitiativen und Anwohnern verteidigt. Insbesondere sei es nicht richtig, dass der Bau zweier zusätzlicher Gleise zwischen Hauptbahnhof und Ahrensburg der Natur Schaden zufüge. Das Gegenteil sei richtig, sagte Bahnsprecher Peter Mantik.
„Mit einem einzigen voll besetzten S4-Zug in der Hauptverkehrszeit können 1200 Pkw von der Straße genommen werden“, sagte Mantik. „Das ist in einer Wachstumsmetropole wie Hamburg ein großer Gewinn. Wir reduzieren mit der elektrisch getriebenen S4 den CO2-Ausstoß in Hamburg und Schleswig-Holstein. Das ist gut für die Luft und gut für die Menschen.“ Die Bahn geht davon aus, mit der S4 täglich 250.000 Fahrgäste bedienen zu können.
Neue S4 in Hamburg: Strecke grenzt an Naturschutzgebiet
Der Bund und die beiden Nord-Länder wollen die bestehende zweigleisige Strecke Hamburg-Lübeck zwischen Hauptbahnhof und Ahrensburg um zwei weitere Gleise erweitern, um den transeuropäischen Güterverkehr Richtung Süden führen und zugleich mit der neuen S4 den Nahverkehr ausbauen zu können. Zwei von drei Baugenehmigungen sind erteilt, 84 Prozent der geschätzt 1,85 Milliarden Euro Baukosten trägt der Bund.
Dabei grenzen 7 Kilometer der Erweiterungsstrecke an das Stellmoorer und Ahrensburger Tunneltal, das Naturschutzgebiet, Europäisches Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Schutzgebiet und eine international bedeutsame archäologische Fundstätte zur Altsteinzeit ist. Bürgerinitiativen, Naturschutzverbände und zuletzt der Gründungsdirektor des Centrums für Naturkunde in Hamburg, Professor Matthias Glaubrecht, hatten dies als Beeinträchtigung des Tunneltals abgelehnt und eine intensive Prüfung von Alternativstrecken gefordert.
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Bahn: Alternativstrecken würden stärker in Natur eingreifen
Laut Bahn aber sind diese Alternativstrecken geprüft und verworfen worden, weil sie stärker in die Natur eingreifen würden als die jetzt geplante Route. „Wir haben Flora und Fauna im Detail betrachtet und gutachterlich untersuchen lassen“, sagte Mantik. „Für die Eingriffe, die wir in der Natur vornehmen, gibt es einen Ausgleich.“
Libellen, Heuschrecken, Nachtkerzenschwärmer, Fische, Reptilien, Brutvögel, Haselmaus, Fischotter sowie Mittel- und Großsäuger hätte die Bahn im Blick. „Wir stellen sicher, dass diese Spezies neue Lebensräume erhalten“, sagte Mantik, „z.B. renaturieren wir ein Moor in Norderstedt und bringen Nistkästen für Vögel an.“
Bahn setzt auf 1800 Quadratmetern Bäume
Des weiteren pflanze die Bahn in Zusammenarbeit mit der Loki-Schmidt-Stiftung einen Mischwald mit Stieleichen, Hängebirken, Faulbäumen, Ebereschen und Rotbuchen bei Duvenstedt. Im Wandsbeker Gehölz setze das Unternehmen auf 1800 Quadratmetern Bäume.
Auch unterstütze die Bahn die Archäologie statt sie zu beeinträchtigen. Mantik: „Der Bahnübergang Brauner Hirsch, der sich im Bereich der archäologischen Fundstätte befindet, wird zurückgebaut. Stattdessen führen wir den Autoverkehr über eine Brücke, die auch das archäologische Feld überquert. Und die Brücke ist so konstruiert, dass sie den Flächenverbrauch minimiert.“ Damit bliebe maximaler Platz für spätere Grabungen der Forscher.
Bahn reagiert auf Kritik: „Es wird leiser werden mit der S4“
Mantik wies darauf hin, dass es die Bahnstrecke und den Güterverkehr zwischen Lübeck und Hamburg schon seit Jahrzehnten gebe. „Bis 1997 fuhren dort täglich 50 Güterzüge – ohne Lärmschutz.“ Nach den Prognosen der Bahn werden es mit der Fehmarnbelt-Querung 84 werden. Gesäumt von insgesamt 45 Kilometer Lärmschutzwänden. „Es wird leiser werden mit der S4“, sagte Mantik.
Die Verlagerung des Nahverkehrs auf die zwei neuen Gleise sorge auch dafür, dass sich die ICE-Fahrzeit von Hamburg nach Kopenhagen auf 2:30 Stunden halbiere, sagte Mantik. „Malmö, Kopenhagen und Hamburg wachsen zu einer Region mit 10 Millionen Menschen zusammen.“