Hamburg. Unternehmen rüstet drei A350 mit Selbstschutzanlagen aus. Dabei wird mit Airbus und Israelis kooperiert. Was das System kann, was es kostet.

Nach zahlreichen Pannen der Regierungsflieger hatte die Bundesregierung 2019 neue Flugzeuge bei Airbus bestellt. Drei A350-Großraumjets gehören mittlerweile zur Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums für den politisch-parlamentarischen Betrieb auf der Langstrecke – allerdings haben die im Volksmund Kanzlerjets genannten Maschinen noch eine Schwäche: Ihnen fehlt ein Selbstschutzsystem. Das soll sich in Zukunft ändern.

Man habe den Auftrag erhalten, das DIRCM-System zur Ablenkung anfliegender Raketen in diese Jets einzubauen, teilte Lufthansa Technik am Donnerstag mit. Der Verteidigungs- und der Haushaltsausschuss des Bundestages habe das Vorhaben am Vortag gebilligt. Im Anschluss sei die Beauftragung durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr erfolgt.

Kanzlerjets von Airbus: Lufthansa Technik baut Raketenabwehrsystem ein

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums beträgt das Finanzvolumen für die Einrüstung 210 Millionen Euro. Die Anschaffung der drei A350 war nach früheren Angaben insgesamt 1,2 Milliarden Euro teuer, Airbus soll demnach 640 Millionen Euro erhalten haben. Auch die Installation der Schutzmaßnahmen war in der Milliardensumme schon berücksichtigt.

DIRCM steht für „Directed InfraRed Counter Measures“ und wird vom israelischen Hersteller Elbit Systems produziert. Das System soll vor in der Regel von der Schulter abgefeuerten Lenkflugkörpern (Man-Portable Air Defense Systems, kurz: MANPADS) mit Infrarotsuchköpfen schützen. Dabei werde der Suchkopf eines anfliegenden Flugkörpers durch übertragene Störcodes (ein sogenannter Jam Code) gezielt abgelenkt. Die Besatzung des Flugzeuges müsse dabei nicht aktiv einwirken.

Arbeiten werden in Hamburg erfolgen – offen ist noch, wann genau

Derartige Systeme seien auf verschiedenen Flugzeugtypen weltweit im Einsatz und böten bewährten, hochwertigen Schutz für Flugzeuge von Staatsoberhäuptern, VIPs sowie von militärischen Plattformen. Nun solle erstmals ein A350 mit dem Raketenabwehrsystem ausgerüstet werden, und zwar am Stammsitz von Lufthansa Technik in Hamburg.

Die drei Airbus-Großraumjets sollen nacheinander im Rahmen von größeren, regelmäßig anfallenden Instandhaltungsereignissen modifiziert werden, damit sie dem Flugbetrieb so lang wie möglich erhalten bleiben. Dabei werde man eng mit dem DIRCM-Hersteller Elbit Systems und Airbus kooperieren, sagte Lufthansa-Technik-Sprecher Michael Lagemann. Der Flugzeughersteller müsse zum Beispiel die Modifikationen zertifizieren.

Lufthansa Technik ist stolz auf dieses „Leuchtturmprojekt“

Einen genauen Zeitplan für den Einbau gebe es nicht, er werde sich „über einen gewissen Zeitraum strecken“, so Lagemann. Zu dem Zeitraum für die Umrüstung könne man aus operativen Gründen keine Angaben machen, teilte das Verteidigungsministerium mit.

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Angesichts zunehmender globaler Instabilität und regionaler Konflikte stellt die Nutzung von beispielsweise MANPADS durch nicht staatliche Akteure eine konkrete Bedrohung dar, sagte Lufthansa-Technik-Manager Michael von Puttkamer: „Die sicherheitspolitische Lage verlangt, dass Deutschland den Schutz der eigenen Führung sicherstellt. Wir sind daher stolz auf dieses Leuchtturmprojekt mit Elbit Systems und Airbus und freuen uns, unsere Expertise darin einzubringen.“