Hamburg. Das Abendblatt gibt seltene Einblicke in das Innere von Regierungsflugzeugen. Noch bis zum 15. Februar können Gebote abgegeben werden.
Ob die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) oder Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) – sie alle haben ihre speziellen Erfahrungen mit diesem Pannenflieger gemacht. Der Airbus A340-300 mit dem militärischen Kennzeichen 16+01 war jahrelang für die Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums im Einsatz, sollte hochrangige deutsche Politiker um die Welt fliegen – und durchkreuzte manche Reisepläne.
Nun soll der vierstrahlige Jet verkauft werden. Vebeg, das Verwertungsunternehmen des Bundes, bietet die Airbus-Maschine unter der Losnummer 2407480.001 zur Auktion an und gewährt dabei mit Fotos Einblicke in die ansonsten vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützte Kabine und die Aufteilung des Kanzlerjets, dessen baugleiche Schwester schon verkauft worden ist.
Flugzeug des Bundeskanzlers zu versteigern: Deutschland will Pannen-Jet loswerden
Wer den A340 durch die Vordertür betritt und nach hinten will, geht zuerst an einem privaten Büro vorbei. Direkt dahinter befindet sich ein Badezimmer mit einer runden Dusche. Nach dem Kommunikationszentrum und dem Küchenbereich kommt man zu einem Konferenzraum. Breite, helle Sessel stehen dort. Es schließt sich eine Lounge mit hell gepolsterten Bänken und dunklen Tischen an.
In der hinteren Hälfte der Maschine gibt es zunächst die Business-Klasse, die laut Flugzeugplan 24 Sessel umfasst. Dann schließt sich die Economy-Klasse mit 92 Sitzen an. Zudem gibt es dort weitere Bereiche für Toiletten und Küchen. Wie alle Regierungsflieger hatte einst auch dieser Jet seine Kabine bei Lufthansa Technik in Hamburg erhalten.
Jet für Bundeskanzler: Der Airbus hat mehr als 54.000 Flugstunden hinter sich
Der seit dem 18. Mai 1999 eingesetzte Airbus A340 hat 54.572 Flugstunden abgespult, mit 8367 Starts und Landungen. Angetrieben wird er von vier Motoren des Triebwerkherstellers CFM, einem Gemeinschaftsunternehmen von Safran und General Electric.
Das Flugzeug steht derzeit auf dem Flughafen Köln/Bonn und kann dort von Interessenten nach Anmeldung am nächsten Mittwoch angeschaut werden. Es wurde bereits zum Teil entmilitarisiert. Allerdings muss der Käufer damit rechnen, dass nach dem Transferflug weitere Gegenstände aus dem Flieger entfernt werden, um die Entmilitarisierung abzuschließen, so die Vebeg.
Der A340 hat eine lange Pannenhistorie hinter sich
Bis zum 15. Februar können Gebote abgegeben werden. Es lägen schon auch schon einige vor, hieß es. Über die Anzahl und die Höhe wolle man aber noch nichts sagen. Für den neuen Eigentümer bleibt zu hoffen, dass er in Zukunft ohne die Probleme der Politiker auskommen wird.
Die einst als „Konrad Adenauer“ getaufte Maschine hat eine lange Pannenliste. So ernteten im November 2018 die damalige Kanzlerin Merkel und Finanzminister Scholz (SPD) viel Hohn und Spott. Beide kamen zu spät zum G20-Gipfel in Buenos Aires.
Merkel und Scholz wollten zum G20-Gipfel mit dem Flieger, aber ...
Sie hatten mit ihrem Regierungsflieger umkehren müssen. Wegen eines Wartungsfehlers war das gesamte Funksystem des Airbus A340-300 ausgefallen. Statt in der argentinischen Hauptstadt landete man sicherheitshalber lieber wieder in Köln/Bonn. Nach Buenos Aires flogen die beiden Politiker per Linie.
Im August 2023 traf es dann Außenministerin Baerbock gleich zweimal. Auf ihrer Ozeanien-Reise musste die Grünen-Politikerin in Abu Dhabi stoppen: Defekte an der Flügelklappe. Nach der Reparatur lief bei einem Probeflug alles rund. Als die Delegation wieder an Bord und der Flieger in der Luft war, trat das Problem ein zweites Mal auf – Rückkehr. Erst nach Abu Dhabi, dann per Linienflug nach Deutschland. Die Reise wurde abgebrochen.
Ein neuer A350 trägt jetzt den Namen „Konrad Adenauer“
Der Name „Konrad Adenauer“ ist bei der Flugbereitschaft der Bundeswehr übrigens wieder vergeben. Im November 2022 lieferte Lufthansa Technik in Fuhlsbüttel einen frisch ausgebauten A350 mit dieser Bezeichnung und dem taktischen Kennzeichen 10+01 an die Bundeswehr aus.
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Bei Airbus wurden drei dieser Großraumjets bestellt, einer wird noch bei Lufthansa Technik in Hamburg mit der endgültigen Kabine ausgestattet, nachdem zunächst nur eine Interimskabine eingebaut worden war. Die Auslieferung der 10+3 „Kurt Schumacher“ ist für Mitte dieses Jahres geplant.