Hamburg. Die Zahl der neuen Schornsteinfeger-Azubis erreicht einen Zehn-Jahres-Rekord. Warum trotzdem mehr Nachwuchs in Hamburg gebraucht wird.
Die Zahl der Schornsteinfegerinnen- und Schornsteinfeger-Azubis ist so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Bundesweit haben sich laut Informationen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks 796 junge Menschen für die Ausbildung entschieden – 29 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Auch in Hamburg spüre man ein erhöhtes Interesse an den Ausbildungsplätzen, so Carolin Knaack, Schornsteinfeger-Meisterin und Berufsbildungswartin des hiesigen Landesinnungsverbandes des Schornsteinfegerhandwerks. Trotzdem fehle es immer noch an Nachwuchs.
Neuer Höchstwert: Schornsteinfeger-Ausbildung ist beliebter denn je
2024 hat die Hamburger Schornsteinfeger-Innung laut Knaack sechs Lehrlinge eingestellt – vier Männer und zwei Frauen. Ausreichend sei dies dennoch nicht, obwohl es mehr sind, als in den Jahren davor. „Wir haben wirklich große Lücken, die gefüllt werden müssen“, so Knaack. Besonders der Rentenantritt der „Babyboomer“-Generation führe zu Fachkräftemangel in ihrer Branche. In Hamburg könnten jedes Jahr bis zu 15 bis 20 Azubis eingestellt werden, so die 34-jährige Hamburgerin, aber es würden sich nicht genug potenzielle Bewerber bewerben.
Diese Lücken versucht Schornsteinfegerin Knaack gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen nun zu füllen. Obwohl auch die Zahl der weiblichen Auszubildenden immer weiter steigt, findet Knaack: „Die Branche ist immer noch männerdominiert.“ Von Hamburgs 90 Kehrbezirken seien nur drei von Frauen geführt – zwei davon sind die 34-jährige Knaack und ihre Mutter. „Daran sieht man ja, dass es immer noch ausbaufähig ist.“
Wärmepumpe und Co.: Schornsteinfeger als Teil der Energiewende
Ein großes Thema für das Schornsteinfegerhandwerk sei aktuell die Energiewende. Die breite Bevölkerung, so findet Knaack, erkenne nicht, dass Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger auch für die Energiewende stünden. „Der Schornsteinfeger ist nicht nur der reine Kaminkehrer, sondern auch ein wichtiger Vorantreiber für diese Wende“, sagt Knaack. Aktuell würden die Innungen Schulungen und Fortbildungen organisieren, um ihre Mitglieder auf den neusten Stand in Sachen Wärmepumpe zu bringen.
Das schätze Knaack besonders an ihrem Job, sagt sie: „Ich kenne kaum einen Beruf, der so abwechslungsreich ist.“ Obwohl ihr Herz auch für die traditionellen Aufgaben des Handwerks, wie das klassische Kaminkehren schlüge, würde man sich auch immer weiterentwickeln. „Man lernt immer etwas dazu, weil es auch immer neue Themenfelder gibt.“ Seit einiger Zeit würden Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger auch Energieberatungen durchführen.
Frauen im Handwerk: Schornsteinfeger-Branche immer noch „männerdominiert“
Bevor Knaack selbst Schornsteinfegerin wurde, habe sie sich nach der Schulzeit zunächst für eine Ausbildung zur Bankkauffrau entschieden und diese auch beendet, sagt sie. Erst später, vor rund zehn Jahren, habe sie dann noch die Ausbildung zur Schornsteinfegerin absolviert. „Das ist ein schönes Beispiel: Ganz viele kommen auf dem zweiten Bildungsweg zu uns“, sagt Knaack.
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Auch der Gehalt kann sich, im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen, sehen lassen. Im ersten Lehrjahr erhalten die Azubis mindestens 900 Euro Ausbildungsvergütung, 1000 Euro im zweiten und 1100 Euro im dritten. Knaacks Rat an Menschen, die noch nach einem passenden Ausbildungsberuf für sich suchen: Einfach mal anrufen oder schreiben – und ein Praktikum machen. „Der Schulabschluss steht bei uns gar nicht im Vordergrund. Wichtig ist die Person dahinter. Weil wir nun mal viel mit Kunden zu tun haben, ist es wichtig, auch Empathie zu haben und sympathisch herüberzukommen“, so die Schornsteinfeger-Meisterin.