Hamburg. Auch in einem anderen Bereich sind Hamburgs Freiberufler im Vergleich der Bundesländer Spitze. So viel lassen sie sich pro Stunde bezahlen.
Im deutschlandweiten Einkommensvergleich haben die Selbstständigen in Hamburg die Nase vorn: Mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 117 Euro verdienen sie mehr als die Freiberuflerinnen und Freiberufler im Rest des Landes. „Hamburg hat einen strategischen Vorteil gegenüber anderen Bundesländern, weil es viel städtische Fläche und wenig Land gibt“, sagt Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD).
In Städten bündelten sich häufig Unternehmen, die oft besser zahlen können als Privatpersonen. Gemessen an der Dichte von Unternehmen und Firmen lasse sich Hamburg am ehesten mit München vergleichen, meint Lutz. Nach Hamburg und Hessen (106 Euro pro Stunde) verdienen die Solo- und Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer aus Bayern am besten (101 Euro pro Stunde). Am wenigsten bekommen Selbstständige in Mecklenburg-Vorpommern mit durchschnittlich 59 Euro pro Stunde.
Hamburger Selbstständige verdienen am besten: Selbstständigen-Report 2024 legt Stundenlohn offen
Gemeinsam mit WISO MeinBüro hat der VGSD den Selbstständigen-Report veröffentlicht. Befragt wurden dafür 2100 Selbstständige. Bundesweit bewerten 55 Prozent von ihnen ihre wirtschaftliche Lage als gut oder sehr gut. Die Freiberuflerinnen und Freiberufler aus Hamburg liegen dabei mit 50 Prozent unter dem Durchschnitt. Am häufigsten bewerten die Selbstständigen aus Bremen ihre Situation als gut oder sehr gut (69 Prozent).
57 Prozent der Befragten aus Hamburg gaben in der Befragung außerdem an, künstliche Intelligenz (KI) für die Arbeit zu nutzen. Am zweithäufigsten nutzen Selbstständige aus Bremen KI (54 Prozent). Auf dem dritten Platz liegt Berlin mit 49 Prozent. Am wenigsten werden KI-Tools in Mecklenburg-Vorpommern genutzt (zwölf Prozent).
Ein zentrales Thema in dem Selbstständigen-Report ist die Frustration mit Blick auf die Politik: 51 Prozent der Freiberuflerinnen und Freiberufler fühlen sich von der Politik nicht respektiert. 36 Prozent fühlen sich nur wenig respektiert, und elf Prozent gaben an, sich grundsätzlich respektiert zu fühlen. Stark respektiert fühlen sich nur zwei Prozent der Befragten – die Antwortmöglichkeit „sehr stark respektiert“ wählte niemand. Unzufrieden seien die Selbstständigen aus Deutschland vor allem wegen nicht erfüllter Versprechen der Politik wie angekündigte Wachstumsinitiativen und unfaire Sozialleistungen, sagt Lutz vom VGSD.
Großteil der Selbstständigen würde sich wieder selbstständig machen
Auch die fehlende Wertschätzung seitens der Politik sei ein Grund dafür, den Selbstständigen-Report erneut, sechs Jahre nach der ersten Ausgabe 2018, zu veröffentlichen, so Fin Glowick, der bei WISO MeinBüro für die Entwicklung und Umsetzung von Einnahmestrategien verantwortlich ist: „Ich finde es wichtig, den Selbstständigen in Deutschland eine Stimme zu geben und auf ihre Lage und Meinung aufmerksam zu machen.“
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Trotz mancher Unzufriedenheiten gaben 88 Prozent der Befragten an, dass sie sich wieder selbstständig machen würden. An der Selbstständigkeit schätzen die meisten besonders das eigenbestimmte Arbeiten und flexible Arbeitszeiten.